Sommerbetreuung von Schulkindern bleibt herausfordernd

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Sommerzeit ist Ferienzeit. Für Schülerinnen und Schüler meist eine willkommene Pause von Schulstress und Prüfungsängsten, werden diese Ferien für Eltern oftmals zu einer Herausforderung. Die reguläre Urlaubszeit für Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte beträgt in Österreich nur fünf Wochen pro Jahr. Wenn zwei Elternteile ihre fünf Wochen Urlaub so legen würden, dass die gesamten Sommerferien abgedeckt sind, blieben dann auch noch die Herbstferien, die Weihnachtsferien und die Osterferien, also insgesamt 14 Wochen pro Jahr. Einmal davon abgesehen, dass sie dann nur eine Woche gemeinsam frei hätten. Die zusätzlichen Schwierigkeiten, die für Alleinerziehende mit der Ferienbetreuung verbunden sind, sind noch größer und dürften auf der Hand liegen.

Studie der Arbeiterkammer zeigt Kosten für Kinderbetreuung

Zu den Ergebnissen der AK-Schulkostenstudie 2024 gehören auch konkrete Angaben über die Verhältnisse bezüglich der Ferienbetreuung. Auffallend ist, dass bürgerliche Medien eine aktuelle Stellungnahme des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) über diese elterlichen Belastungen vor allem mit der Hinweis verbreiten, dass 27 Prozent der befragten Eltern Home-Office zur Kinderbetreuung verwenden. Zwischen den Zeilen dieser Schwerpunktsetzung ist ein empörter Aufschrei der Unternehmen über ein zu wenig konzentriertes Arbeiten im Home-Office zu hören. Hauptsächlich wird die Betreuung jedoch über Urlaubstage und Zeitausgleich ermöglicht, während bei 12 Prozent sogar eine Reduktion der Arbeitszeit notwendig wird, die freilich die finanziellen Mittel verengt. Außerdem hält die Studie noch viele weitere Ergebnisse bereit.

Demnach geben rund sechs von zehn Eltern an, die Organisation der Sommerferien als sehr oder ziemlich belastend und als Herausforderung zu erleben. Im Schnitt verbringen Kinder und Jugendliche je eine Woche in einer öffentlichen und einer privaten Ferienbetreuung und eine Woche sind sie ohne Betreuung alleine zu Hause. Die übrigen sechs Wochen verteilen sich auf Betreuung durch die Eltern, Großeltern oder Bekannte. In 17 Prozent der Haushalte müssen auch Kinder, nämlich die älteren Geschwister, Betreuungsaufgaben übernehmen. Ältere Schülerinnen und Schüler wiederum verbringen noch mehr Zeit alleine zu Hause. Für sie gibt es zu wenige leistbare und attraktive Angebote. Als Kriterien für die Auswahl einer Ferienbetreuung werden vonseiten der Eltern an erster Stelle die Interessen des Kindes genannt, fast gleichauf jedoch auch mit der Vertrauenswürdigkeit, der Erreichbarkeit und der Leistbarkeit des Angebots. Die Kosten für die Ferienbetreuung belaufen sich im Schnitt auf 415 Euro pro Kinder, was von der Hälfte der befragten Eltern als sehr oder ziemlich belastend erlebt wird. Auch diese finanzielle Belastung trifft alleinerziehende Eltern besonders stark.

Forderungen des ÖGB gehen zu wenig weit

Der ÖGB fordert zur Linderung diese Problematiken unter anderem eine finanzielle Unterstützung für Ferienbetreuung, Entlastungen für armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende, eine sechste Urlaubswoche für alle sowie niederschwellige Fördertöpfe, die eine von den finanziellen Möglichkeiten unabhängige Teilhabe an Freizeitangeboten ermöglichen sollen. In einem „Sommerbetreuungs-Gipfel“ möchte der Gewerkschaftsbund Anliegen besprechen.

Die aufgestellten Forderungen stellen ein absolutes Minimum dar. Notwendig und möglich wäre schon lange eine flächendeckende, kostenlose und staatlich organisierte Kinderbetreuung auch über die Ferienzeit hinaus. Eine solche Maßnahme wäre einerseits eine Entlastung für die Eltern nicht nur in finanzieller Hinsicht und würde auch eine Vereinheitlichung und Qualitätssicherung der Kinderbetreuung sicherstellen.

Allerdings bleibt ohnehin fraglich, wie der ÖGB so begrenzte Maßnahmen, wie diese, durchsetzen will. Tatsache ist, dass die Gewerkschaftsführung seit Jahrzehnten jede kämpferische Auseinandersetzung vermeidet. Stattdessen wird sozialpartnerschaftlicher Frieden gepredigt. Bei den alljährlich bei Kollektivvertragsverhandlungen lässt man sich bereitwillig (!) über den Tisch ziehen lässt. Gefährlich ist auch, dass der ÖGB mit seinen Forderungen den Staat aus der Verantwortung auch im Bereich Kinderbetreuung entlässt. Damit wird wohl schon vorgebaut für eine mögliche sozialdemokratische Regierungsbeteiligung.

Quelle: ÖGB

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