Steigende Nachfrage setzt Mädchenberatungsstellen unter Druck

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Die Nachfrage nach Beratungen in Mädchenberatungsstellen ist zuletzt um 30 Prozent gestiegen, berichtete das Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen. Sophie Hansal, Geschäftsleiterin des Netzwerks, betonte die Notwendigkeit zusätzlicher Ressourcen. Die aktuelle Lage sei kritisch, und der Bedarf nach langfristiger Unterstützung steige deutlich an. Hansal fordert daher eine stabile Basisfinanzierung statt projektbasierter Mittel, um Planungssicherheit zu gewährleisten.

Das Netzwerk vertritt 64 Frauen- und Mädchenberatungsstellen in ganz Österreich, insgesamt gibt es über 150 solcher Einrichtungen. Ein Drittel der Mädchen und jungen Frauen sei unzufrieden mit ihrem Leben, und die Zahl der psychiatrischen Diagnosen in dieser Gruppe habe zugenommen. Beispielsweise sind Essstörungen seit der Pandemie um rund 30 Prozent gestiegen. Die Fälle werden zunehmend komplexer, und 93 Prozent der jungen Frauen zwischen 16 und 24 Jahren fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen.

Katharina Nickel von „Frauen für Frauen“ in Niederösterreich berichtete, dass etwa ein Drittel aller obdachlosen weiblichen Personen in Österreich Mädchen und Frauen bis 24 Jahre sind. Viele junge Frauen sind früh überschuldet und können die hohen Mieten nicht mehr zahlen. Hinzu kommen Gewalterfahrungen, abgebrochene Ausbildungen und fehlende soziale Netzwerke. Bisherige Betreuungskonzepte seien oft auf Frauen ausgelegt, die bereits selbstständig wohnen können und weniger Unterstützung benötigen. Für sehr junge Frauen, die mehr Betreuung und Aufwand benötigen, gibt es kaum geeignete Konzepte.

Martina Fürpass von „Sprungbrett“ in Wien wies darauf hin, dass viele junge Klientinnen durch Probleme wie Wohnungslosigkeit, Armut und Gewalt so belastet sind, dass sie sich nicht auf Beruf oder Ausbildung konzentrieren können. Dazu kommt häufig unbezahlte Care-Arbeit in der Familie, die sie daran hindert, ihre Situation zu verbessern.

Die Expertinnen betonten die Notwendigkeit von Planungssicherheit, anstatt jährlich um Fördermittel ansuchen zu müssen. Derzeit sei nicht gewährleistet, dass die Arbeit im gleichen Umfang fortgesetzt werden könne, erklärte Hansal. Ohne langfristige Finanzierung könnten die Einrichtungen auch keine echte Jobsicherheit bieten. Zwar wurden die Mittel 2023 erhöht, aber davor gab es jahrzehntelang keinen Ausbau. Der einmalige Anstieg sei eine Reaktion auf die vergangenen Jahre und Jahrzehnte gewesen. Hansal forderte die künftige Regierung auf, langfristige Mittel auch für Präventionsarbeit bereitzustellen.

Quelle: ORF

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