Vom Regen in die Traufe

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Premierminister Luc Frieden ist begeistert. »Immens gut« sei das Konklave zur Besetzung des EU-Spitzenpersonals in Brüssel verlaufen, gab er am Freitagmorgen zu Protokoll. Der designierten Nachfolgerin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas, hatte er seine Unterstützung schon am Mittwoch während eines Besuchs in Luxemburg versichert. Die Liberale aus dem Baltikum ließ Ende vergangenen Jahres durchblicken, sie wolle die erste Generalsekretärin der NATO werden, doch dann wurde – ähnlich demokratisch wie bei der EU – entschieden, daß der derzeitige niederländische Ministerpräsident Mark Rutte Nachfolger von Jens Stoltenberg an der Spitze des westlichen Militärbündnisses wird.

Kallas, die von 2014 bis 2018 für eine Legislaturperiode als Deputierte für die liberale Estnische Reformpartei im EU-Parlament saß, bevor sie 2021 Ministerpräsidentin des baltischen NATO- und EU-Landes wurde, ist die Tochter des ehemaligen estnischen Ministerpräsidenten Siim Kallas, der von 2004 bis 2014 auch EU-Kommissar in verschiedenen Ressorts war. Vater und Tochter sind antirussische Scharfmacher. Als es Ende 2023 um die Frage ging, wie weit man es mit dem Machtkampf gegen Rußland treiben solle, erklärte Tochter Kallas, Frieden sei »nicht das oberste Ziel«.

Und so hieß es noch im Frühjahr unter Berufung auf »anonyme EU-Quellen« in der europäischen Ausgabe der US-amerikanischen Nachrichtenseite »Politico«, Kallas an der Spitze von NATO oder EU-Außenpolitik sei »für viele Hauptstädte heikel«. Eine der »EU-Quellen« habe gefragt, ob man für solche Spitzenposten wirklich eine wolle, die »Russen zum Frühstück esse«. Die NATO wollte nicht, die EU ist mittlerweile dazu bereit.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek