Vor 110 Jahren: Der spätere DDR-Ministerpräsident Willi Stoph wird in Berlin geboren
Willi Stoph wurde am 9. Juli 1914 in eine Berliner Arbeiterfamilie geboren. Er absolvierte eine Maurerlehre, fand aber nur selten Arbeit. In dieser Zeit wurde er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, 1931 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei.
Bereits 1935 wurde Stoph zur Wehrmacht eingezogen, in der er, oftmals krank, bis 1945 verblieb: Erst am 21. April 1945 desertierte er und begab sich in die Hände der Roten Armee der Sowjetunion. Seine Zeit als Wehrmachtsangehöriger wird Stoph gerne zum Vorwurf gemacht, um seine antifaschistische Untadeligkeit zu beschädigen – doch dies ist ein äußerst billiger Versuch einer Diskreditierung, der nicht zufällig gerne von antikommunistischer Seite aufgegriffen wird.
Als KPD-Mitglied wurde Stoph mit April 1946 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Dort übernahm er 1948 die wirtschaftspolitische Abteilung beim Parteivorstand, 1950 folgte er der Berufung ins Sekretariat des Zentralkomitees. Ab 1953 gehörte Stoph dem Politbüro der SED an.
Seit 1950 Mitglied der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), fungierte Willi Stoph von 1952 bis 1955 als Innenminister, von 1954 bis 1962 als stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates, von 1955 bis 1960 als Verteidigungsminister. 1964 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Otto Grotewohl Ministerpräsident, also Regierungschef. 1973 stieg er in aller Folgerichtigkeit als Nachfolger Walter Ulbrichts zum Vorsitzenden des Staatsrates, also zum Staatsoberhaupt der DDR auf. 1973 übergab er dieses Amt jedoch an Erich Honecker und kehrte an die Spitze des Ministerrates zurück – diesmal bis 1989.
Im Zuge der Konterrevolution wurde Stoph als entschlossener Verteidiger der DDR im November und Dezember 1989 aus dem Weg geräumt: Hans Modrow ersetzte ihn als Ministerpräsident, er wurde aus dem ZK der SED, der Volkskammer und dem Staatsrat entfernt – und am Ende sogar aus der Partei ausgeschlossen, als sich diese unter der Führung Gregor Gysis in die PDS verwandeln sollte.
Die schändliche BRD-Siegerjustiz hatte es neben Honecker und Erich Mielke insbesondere auf Stoph als langjährige Führungsperson der DDR abgesehen und stellte ihn nach der Annexion der DDR vor Gericht. Doch das Verfahren musste 1993 wegen des schlechten Gesundheitszustandes von Stoph eingestellt werden. Willi Stoph starb am 13. April 1999 in Berlin, die Beisetzung erfolgte auf dem Waldfriedhof von Wildau.
Quelle: Zeitung der Arbeit