Anschlag auf Piedad Córdoba
Die kolumbianische Menschenrechtsaktivistin und frühere Senatorin Piedad Córdoba ist am Freitag in der Stadt Quibdó offenbar einem Mordanschlag entgangen. Wie die Sprecherin der politischen Bewegung »Marcha Patriótica« dem örtliche Sender Qradio sagte, konnte sie dem Attentat nur deshalb »wie ein Wunder« unverletzt entkommen, weil sie sich auf ihre Leibwächter verlassen konnte. Diese hätten sofort reagiert, als sie eine Person gesehen habe, die gerade eine Waffe zog. »Ich bin noch nie in meinem Leben so schnell auf hochhackigen Schuhen gelaufen, ich glaube ich habe auf 100 Meter die 10-Sekunden-Marke gebrochen«, sagte sie. Der mutmaßliche Attentäter wurde offenbar von einer Gruppe Motorradfahrern begleitet, die ihn anschließend in Sicherheit brachten.
Die Politikerin machte paramilitärische Banden für den Anschlag verantwortlich, von denen die Stadt »belagert« werde. Auch die »Marcha Patriótica« ging in einer Erklärung davon aus, dass die rechten Todesschwadronen mit der Aktion auf die Kampagne der Organisation gegen den zunehmenden Terror der Paramilitärs reagieren wollten. Bereits jetzt seien mehr als 100 Mitglieder der linken Organisation, die auch von der Kolumbianischen Kommunistischen Partei unterstützt wird, ermordet worden. Das Muster erinnert an den schmutzigen Krieg gegen die Unión Patrótica (UP) in den 80er Jahren, bei dem rund 5000 Mitglieder der Linkspartei ermordet worden waren.
»Wir machen die nationale Regierung unter der Führung von Juan Manuel Santos und besonders Teile der Streitkräfte, die geheime Absprachen mit dem Phänomen des Paramilitarismus haben, verantwortlich«, so die Marcha Patriótica. Diese heimliche Allianz zwischen offiziellen Streitkräften und Todesschwadronen erkläre auch, warum es noch immer kein echtes Vorgehen gegen diese Strukturen gibt. Wie zum Beweis dafür leugnete Kolumbiens Verteidigungsminister Luis Carlos Villegas, dass es überhaupt einen Anschlag auf Córdoba gegeben habe.
Die Marcha Patriótica appelliert: »Wir rufen die nationale und internationale Gemeinschaft auf, Respekt für das Leben von Piedad Córdoba und ihre dringende Evakuierung aus der Stadt Quibdó sowie wirksame Maßnahmen der Regierung zu fordern, um diese Nacht des paramilitärischen Terrors zu beenden, die heute Kolumbien in Trauer stürzt.« Zudem fordert die Organisation von der Regierung die Aufnahme von Gesprächen, um wirksame Maßnahmen zu Schutz des Lebens und der politischen Rechte der Mitglieder der Marcha Patriótica zu ergreifen.
Quellen: Marcha Patriótica, Qradio, TeleSur / RedGlobe