24. November 2024

Opfer der »Colonia Dignidad« fordern Aufklärung

junge WeltNach der Ankündigung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Dienstag, die Akten des Auswärtigen Amtes über die chilenische »Colonia Dignidad« vorfristig freizugeben, richtet sich das Interesse auf deren Inhalte. »Interessant wird sein, ob sich Horst Paulmanns Name in den Papieren wiederfindet«, schreibt die in Berlin erscheinende Tageszeitung »junge Welt« in ihrer Wochenendausgabe.

Der 1935 in Kassel geborene Horst Paulmann, Sohn eines SS-Sturmbannführers, hat in Chile einen Handelskonzern aufgebaut, der in mehreren Ländern Südamerikas Supermärkte und Einkaufszentren betreibt. Der chilenische Rechtsanwalt Hernán Fernández, der Opfer des Folterlagers vertritt, sagte im Gespräch mit »junge Welt«, dass ihm Aussagen seiner Mandanten vorliegen, wonach Paulmann durch seine Nähe zu Sektenchef Paul Schäfer privilegiert gewesen sei und Zutritt zur »Colonia Dignidad« gehabt habe. Zudem seien in den Geschäften des Herrn Paulmann die in Sklavenarbeit hergestellten Produkte der Foltersekte verkauft worden.

Der Handelskonzern Cencosud, der sich im Mehrheitsbesitz von Paulmann befindet, wird auch hinter einer Entscheidung der Einwanderungsbehörde in Peru vermutet, den deutschen Gewerkschafter Orhan Akman des Landes zu verweisen. Die am 31. März ausgestellte Verfügung der Behörden in Lima wird damit begründet, dass der frühere Münchner ver.di-Sekretär die öffentliche Ordnung gestört habe, als er die Beschäftigten von Cencosud Perú in deren Tarifauseinandersetzung mit dem Unternehmen unterstützte. Gewerkschafter in Peru, anderen Ländern Lateinamerikas und Deutschland fordern die Regierung in Lima auf, die Ausweisung Akmans aufzuheben.

Chile