22. Dezember 2024

Tausende bei nächtlichen Warnstreiks

Tausende Metaller im Streik. Foto: IG Metall NRWBundesweit haben mehrere Zehntausend Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in der vergangenen Nacht pünktlich um 0 Uhr die Arbeit niedergelegt. Mit diesen Warnstreiks unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht erhöht die IG Metall bei den laufenden Tarifverhandlungen den Druck auf die Unternehmer. Zuvor hatten die Tarifverhandlungen weiter keine Annährung gebracht. Nachdem die Unternehmer zunächst 0,9 Prozent mehr Geld für zwölf Monate angeboten hatten, wollen sie jetzt alternativ 2,1 Prozent für 24 Monate in zwei Stufen als dauerhafte Erhöhung geben. Dazu schlagen sie in der neuen Variante eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent für ein Jahr vor. Die IG Metall fordert dagegen fünf Prozent mehr Geld für zwölf Monate.

Allein in Nordrhein-Westfalen taten nach Angaben der Gewerkschaft 4175 Kolleginnen und Kollegen aus mehr als 20 Betrieben ihren Unmut über das völlig unzureichende Angebot der Konzernchefs kund. Der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, erklärte auf einer nächtlichen Kundgebung vor 2100 Beschäftigten bei Ford in Köln: »Die 2,1 Prozent für 24 Monate sind nach wie vor Magerkost für die Beschäftigten zu Gunsten der Profite. Damit bliebe auch das wirtschaftliche Wachstum auf der Strecke. Denn die Konjunktur wurde in den letzten Jahren vor allem durch das Standbein des privaten Konsums getragen. Dieses Standbein wollen die Arbeitgeber nun mit einer falschen Lohnpolitik wegschlagen. Das ist kurzfristiges betriebspolitisches Denken auf Kosten der gesamten Wirtschaft.«

In Norddeutschland beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft rund 3000 Menschen ab Mitternacht an den Aktionen. So legten in Bremen 1200 Beschäftigte von Daimler und Lear die Arbeit nieder. In Niedersachsen beteiligten sich 100 Mitarbeiter von Premium Aerotec in Varel, 350 Beschäftigte von Premium Aerotec, NSW und nkt cables in Nordenham sowie 250 Beschäftigte von Airbus in Stade. In Hamburg gab es Nachtschichtaktionen bei Still, Mercedes, Hydro Aluminium und ArcelorMittal, die größte davon mit 300 Teilnehmern bei Mercedes. In Schleswig-Holstein waren insgesamt 600 Beschäftigte zu nächtlichen Warnstreiks aufgerufen: bei Danfoss in Neumünster, Stryker in Schönkirchen, Krones in Flensburg sowie bei Flowerserve Sihi und Pano in Itzehoe.

Im Laufe des heutigen Tages folgen im Norden noch Warnstreiks in insgesamt 50 Betrieben in Bremen, Hamburg, Nordwestniedersachsen und Schleswig-Holstein, zu denen Tausende Beschäftigte erwartet werden. Größere Kundgebungen sind am Vormittag unter anderem bei Airbus in Bremen und Hamburg, Jungheinrich in Norderstedt, Raytheon Anschütz in Kiel und Dräger in Lübeck geplant.

In Berlin beteiligten sich rund 500 Metallerinnen und Metaller der Spät- und Nachtschicht sowie Kolleginnen und Kollegen aus weiteren Berliner Betrieben an der Warnstreikkundgebung bei Mercedes teil. »Mit diesem kraftvollen Auftakt zeigen wir klare Kante für unsere Forderung nach fünf Prozent mehr Entgelt«, sagte Olivier Höbel, Verhandlungsführer für die IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Das 2,1-Prozent-Angebot für 24 Monate sei eine weitere Unverschämtheit der Unternehmer: »Mussten wir bisher das Angebot von 0,9 Prozent mit der Lupe betrachten, suchen wir nun mit dem Mikroskop, wo denn hier die Verbesserung sein soll«, so Höbel. Solches Verhalten zeuge von extremem Mangel an Wertschätzung für die Beschäftigten, die die enormen Gewinne der Metall-Unternehmen erarbeitet haben, sagte Höbel. Die Forderung nach fünf Prozent mehr Entgelt koste nicht einmal halb so viel wie die Milliarden-Ausschüttungen an Aktionäre der DAX-Unternehmen, so Höbel.

Quellen: IG Metall NRW, IG Metall Küste, IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen

Wirtschaft & Gewerkschaft