Der Friedensvertrag ist unterzeichnet
Am Montagnachmittag (Ortszeit) haben in Cartagena der oberste Comandante der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC-EP) und der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos den seit 2012 zwischen beiden Seiten ausgehandelten Friedensvertrag unterzeichnet. Die offizielle Zeremonie in der Stadt an der Karibikküste wurde mit einer Schweigeminute für die Opfer des 52 Jahre andauernden Krieges eröffnet. Angereist waren die Staats- und Regierungschefs aus mehr als einem Dutzend Ländern, darunter Kuba, Venezuela, El Salvador und Ecuador.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte, die Vereinten Nationen würden Kolumbien auch weiterhin ihre volle Unterstützung anbieten, um noch offene Fragen beim Schutz der Menschenrechte zu lösen. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos sagte, der Friedensvertrag sei eine »Erklärung des kolumbianischen Volkes an die Welt, dass wir genug vom Krieg und deshalb gesagt haben: Nie wieder Krieg!« Er hieß die FARC-EP »willkommen in der Demokratie, beim Umtausch der Kugeln in Wählerstimmen«.
Eine Delegation von mehr als 40 Vertretern der FARC-EP hatte sich mit Bussen, Hubschraubern und Flugzeugen des Internationalen Roten Kreuzes von den Llanos del Yarí im südlichen Zentralkolumbien, wo die X. Nationale Guerillakonferenz stattgefunden hatte, auf den Weg an die Karibikküste gemacht.
In seiner Ansprache bat der oberste Comandante der FARC-EP, Timoleón Jiménez, alle Opfer des jahrzehntelangen Krieges um Verzeihung. Der Friedensprozess in Kolumbien sei ein Beispiel für die Welt: »Wie hoffen wir darauf, dass Palästina und Israel einen Weg zur Versöhnung finden. Wie ersehnen wir von ganzem Herzen, dass in Syrien die Geschütze schweigen und der Krieg endet, der ein ganzes Volk zum Opfer macht.« Und er betonte: »Die Unterzeichnung des Friedensvertrages bedeutet nicht, dass Kapitalismus und Sozialismus begonnen hätten, sich versöhnt in die Arme zu fallen. Hier hat niemand seine Ideen aufgegeben oder besiegte Banner in den Staub getreten. Wir haben vereinbart, dass wir ihnen offen auf der politischen Arena entgegentreten werden, ohne Gewalt, in einer riesigen Anstrengung zur Versöhnung und Vergebung, für das friedliche Zusammenleben, Respekt und Toleranz sowie vor allem für den Frieden, soziale Gerechtigkeit und wirkliche Demokratie«.
Am 2. Oktober entscheiden die Bürgerinnen und Bürger Kolumbiens in einem Referendum endgültig über die Annahme des Abkommens. Umfragen sagen eine deutliche Mehrheit dafür voraus, auch wenn die extreme Rechte um Expräsident Álvaro Uribe eine wütende Kampagne gegen den Frieden entfesselt hat.