Trauer um Fidel
Rund 100 Menschen versammelten sich am Samstag abend vor der kubanischen Botschaft in Berlin, um ihre Trauer über den Tod von Fidel Castro auszudrücken. Am Zaun der diplomatischen Vertretung leuchteten Kerzen, Blumen wurden niedergelegt. Botschafter René Mujica dankte den Versammelten für ihre Anteilnahme und versicherte, die beste Ehrung Fidels sei es, für die Sache der Völker und des Sozialismus weiterzuarbeiten. |
In aller Welt haben Organisationen und Persönlichkeiten in tiefer Trauer auf den Tod des Comandante Fidel Castro reagiert. Wir dokumentieren eine Auswahl von Stellungnahmen.
Bundesvorstand der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba: »Millionen Menschen in aller Welt, besonders im revolutionären Kuba, trauern um den Kommandanten der Kubanischen Revolution, Fidel Castro Ruz. Er starb am späten Abend des 25. November in Havanna. Die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba übermittelt ihr Beileid an die engsten Verwandten von Fidel, seine Nachkommen, an seine Geschwister, darunter den Staatspräsidenten Raúl Castro, an die Kommunistische Partei und an das ganze Volk Kubas.
Nur wenige Präsidenten können von sich sagen, dass sie die Geschicke ihres Volkes so positiv beeinflusst haben wie Fidel Castro. Kuba ist heute ein Land frei von Analphabetismus, ein Land mit maximal möglicher gesellschaftlicher Gleichheit, mit politischer Partizipation auf allen Ebenen. Es handelt sich um eine Gesellschaft, die durch die Revolution, die angeführt wurde von Fidel Castro, heute auf dem Weg zum Sozialismus ist. Fidel Castro und das kubanische Volk haben der Welt gezeigt, dass es möglich und nötig ist, einen anderen Weg als den der kapitalistischen Gesellschaft des inneren und äußeren Krieges zu gehen: einen Weg der Solidarität und des Ausgleichs, in der alle das Recht und die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe an Bildung, Gesundheit und Mitbestimmung haben.
Gleichzeitig hat Kuba immer auch ein Beispiel für internationale Solidarität gegeben, das nahezu einzigartig in der Geschichte ist. Dabei hat Fidel seinen eigenen Internationalismus seinem Volk weitergegeben; bis heute sind viele Kubanerinnen und Kubaner stolz auf die internationalistischen Missionen, die zum Ende der Kolonien und der Apartheid im südlichen Afrika führten. Und nach dem scheinbaren Ende der Systemauseinandersetzung blieb Kuba seinem Ideal treu: es entsendet Zehntausende Lehrerinnen und Lehrer, Zehntausende Ärztinnen und Ärzte in die Länder der Welt.
In ihrer Erklärung zum 90. Geburtstags Fidel Castros am 13. August hat die FG BRD-Kuba gesagt, dass ›die Solidarität stärker ist als der Irrationalismus, mit dem Kubas Revolution bekämpft wird. Diese Solidarität geht über den Menschen Fidel Castro, dem wir noch viele Jahre an der Seite seines Volkes wünschen, hinaus. Sie wird eines Tages auch sein Leben überdauern‹.
Genau das wird sie tun. Die heute um ihn trauern, werden der Kubanischen Revolution am besten gerecht, wenn sie das Beispiel Fidel Castros fortführen, auf die Art, die ihnen möglich ist.«
Nicolás Maduro, Präsident der Bolivarischen Republik Venezuela: »Nun ist es an uns und vor allem an der Jugend, das Beispiel Fidels zu entdecken und wiederzuentdecken; das Beispiel eines ewig jungen, ewig träumenden, ewigen Rebellen, der sich keine Minute der Ruhe gönnte, der, wie es der bolivarische Schwur sagt, in den 90 Jahren seines Lebens seiner Seele keine Ruhe und seinem Arm keine Sekunde Pause gönnte. Die Völker mussen nun den revolutionären und antiimperialistischen Kampf verstärken und dem Beispiel von Führungspersönlichkeiten wie Fidel, dem Comandante der Bolivarischen Revolution Hugo Chávez und dem Comandante Che Guevara folgen. Ich sage unserem Volk und ich sage unserem kubanischen Brudervolk sowie den Völkern der Welt: Hier ist das Werk, das wir bewältigen müssen, und dies tun wir mit Prinzipien, mit Beharrlichkeit, voller Liebe.
Dem Volk von Kuba gilt unsere Verpflichtung, all unsere Liebe und all unsere Hingabe. Wir sind Brudervölker, wir haben an der Hand von Fidel und Chávez den Weg wiedergefunden, und von diesem Weg werden wir niemals wieder abkommen. Wir können feststellen: Die Geschichte hat sie freigesprochen. Aber wir können auch sagen: Comandante Fidel, Mission erfüllt!«
Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation: »Ich drücke Ihnen und dem Volk von Kuba mein tiefstes Beileid zum Tod des Revolutionsführers und Ihres Bruders Fidel Castro aus. Der Name dieses hervorragenden Politikers gilt zu Recht als Symbol einer Epoche in der jüngsten Zeitgeschichte. Das von ihm und seinen Mitstreitern aufgebaute freie und unabhängige Kuba ist zu einem einflussreichen Mitglied der internationalen Gesellschaft geworden, das viele Länder und Völker begeistert.«
George Mavrikos, Generalsekretär des Weltgewerkschaftsbundes: »Im Namen von 92 Millionen Mitglieder des Weltgewerkschaftsbundes möchte ich dem kubanischen Volk, der CTC (kubanischer Gewerkschaftsbund), dem Staat und der Partei, der Führung des sozialistischen Kuba, von ganzem Herzen unser tiefstes Beileid zum Tod des Comandante Fidel aussprechen. Er war eine Führungspersönlichkeit, die zusammen mit Che und zusammen mit all seinen Genossen die Imperialisten und ihre Instrumente bekämpft und besiegt hat.
Für den WGB war die größte Ehre Fidels persönliche Präsenz bei seinen Kongressen und seine großartige Rede zu den Delegierten des 10. WGB-Kongresses. Für die Arbeiterklasse der Welt wird er immer unsterblich sein.«
Patrik Köbele, Vorsitzender der Deutschen Kommunistische Partei (DKP): Die kubanische Revolution hat dank Fidel und der Kommunistischen Partei Kubas eine gesellschaftliche Gleichheit hergestellt, wie sie nur im Sozialismus möglich ist. Das ist der Platz dieser Revolution und Fidel Castros in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Die DKP steht auch in diesem Moment an der Seite des kubanischen Volkes, das sie seit ihrer Gründung politisch und in den schwersten Jahren auch materiell unterstützt hat. Unser besonderer Gruß gilt in diesen Tagen der Staatstrauer den Familienangehörigen Fidels, seinem Bruder Raúl Castro und dem ganzen kubanischen Volk.
Die DKP ist auch bei all jenen, die entweder das Privileg hatten, Fidel persönlich kennenzulernen oder sich von seinen Ideen haben inspirieren lassen. Hier im alten Europa empfinden wir den gleichen Schmerz und verneigen uns vor diesem großen Genossen und Menschen, der einen Platz in der Geschichte der Menschheit sicher hat.
Die kubanische Revolution hat mit der Batista-Diktatur und der Unterwürfigkeit unter die Weisungen des US-Imperialismus aufgeräumt. Alle Kubanerinnen und Kubaner, unabhängig von Hautfarbe, gesellschaftlichem Stand, religiösen oder politischen Einstellungen, haben Zugang zu Bildung, Politik und einem Gesundheitssystem, das nicht nur in Lateinamerika seinesgleichen sucht.
Diese Elemente hat Kuba in das 21. Jahrhundert gebracht, vor allem dank der politischen Weitsicht der kubanischen Führung um Fidel und Raúl Castro. Auch nach seiner Erkrankung vor zehn Jahren hat Fidel nicht nachgelassen mit politischen Reflexionen Beiträge für die Aktualisierung des kubanischen Sozialismus zu leisten. Nicht umsonst hat die Kommunistische Partei Kubas auf ihrem Parteitag neben dem Marxismus-Leninismus und dem Gedankengut José Martís auch das Werk Fidel Castros als ihren Leitfaden bezeichnet. Deshalb ist Kuba auch heute noch an der Seite der Unterdrückten der Welt und leistet überall solidarische Hilfe, wo sie nötig ist – unabhängig von der politischen Ausrichtung. Kubas Platz heute bleibt auch ein Platz des Internationalismus. Die Befreiung verschiedener afrikanischer Staaten, aber auch die Unterstützung im medizinischen, humanitären und gesundheitlichen Bereich in unzähligen Regionen der Welt ist ein Akt der Zärtlichkeit unter den Völkern, den die Solidarität darstellt.
Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ): Fidel wird fehlen – doch sein Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung, erst für die kubanische Unabhängigkeit und später für den Kommunismus geht weiter! Denn ohne die breite Unterstützung des kubanischen Volkes wären die Revolutionäre nicht erfolgreich gewesen; ohne das Bewusstsein der Massen, dass es sich im Sozialismus besser lebt, hätte der sozialistische Aufbauprozess nicht fortgeführt werden können; ohne das Durchhaltevermögen aller KubanerInnen während der Sonderperiode hätte Kuba der Niederlage des sozialistischen Lagers nicht strotzen können.
Wir alle verdanken dem unermüdlichen Kampf Fidels und der kubanischen Bevölkerung viel – denn bis heute zeigt das Beispiel Kubas Tag für Tag, dass eine Welt jenseits des Kapitalismus möglich ist! Zu diesem traurigen Anlass erklären wir unsere Solidarität mit der Bevölkerung Kubas und unseren kubanischen Genossinnen und Genossen!
Bürgerliche Kommentatoren versuchen sich schon seit über 20 Jahren in der Weissagung, dass ohne Fidel, als Maximo Lider an der Spitze, der kubanische Sozialismus zusammenbrechen würde. Nach dem er in 47 Jahren Amtszeit ganzen zehn US-Präsidenten die Stirn geboten hatte, zog sich Fidel Castro 2006 in den verdienten Ruhestand zurück und kommentierte von dann ab das Weltgeschehen in seinen reflexiones. Da hat das kubanische Volk schon einmal bewiesen, dass es auch ohne ihn Sozialismus kann.
Auf diese Probe ist es jetzt erneut gestellt. Fidel stirbt zu einem Zeitpunkt, an dem Kuba an einem Scheideweg steht. Wir hoffen, dass das kubanische Volk das sozialistische Erbe Fidels weiterführt und uns Beispiel und Verbündeter im Kampf für die klassenlose Gesellschaft ist! Wir wünschen den kubanischen GenossInnen dabei Kraft und Willensstärke. Wir stehen ihnen tatkräftig und solidarisch zur Seite!
Otto Bruckner, Vorsitzender der Partei der Arbeit, Österreich: »Wir trauern mit dem kubanischen Volk, mit der Kommunistischen Partei Kubas und mit den Freunden der kubanischen Revolution auf der ganzen Welt um Fidel Castro Ruz. Er starb heute im Alter von 90 Jahren in seiner Heimat Kuba, die er vom Joch des Imperialismus befreit und in der unter seiner Führung der Sozialismus aufgebaut und gegen widrigste Umstände und härteste Gegner verteidigt wurde. Mit Fidel ging eine der größten Persönlichkeiten der kommunistischen und antiiimperialistischen Bewegung von uns. Der Kampf wird in seinem Sinne weitergehen, auf Kuba und auf der ganzen Welt!«
Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR): »Mit tiefer Trauer haben der Exekutivausschuss und die Mitgliedsverbände der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten heute vom Tod des langjährigen Präsidenten und Máximo Líder Kubas Fidel Castro Kenntnis erhalten.
Die Veteranen des antifaschistischen Kampfes haben schon seit der Kubanischen Revolution die Entwicklung des Landes und die Politik von Fidel Castro mit großem Interesse und mit Solidarität verfolgt. Mehrfach haben die FIR und die Mitgliedsverbände sich gegen die amerikanische Blockadepolitik und später für die Freilassung der ›Cuban Five‹ engagiert. Fidel Castro war in dieser Auseinandersetzung der Vertreter des legitimen Kubas, der die Interessen des eigenen Volkes, aber auch die der Völker, die für antikoloniale Unabhängigkeit kämpften, vertrat.
Als er aus Altersgründen von seinem Amt zurücktrat, blieb er auch für uns der Repräsentant des Kampfes für ein soziales, unabhängiges und wirklich demokratisches Kuba. Mit seinem Tod verliert das kubanische Volk, verliert die demokratische Weltöffentlichkeit einen wichtigen Mitstreiter für Frieden, nationale Unabhängigkeit, Demokratie und sozialen Fortschritt. Wir werden ihn niemals vergessen.«
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE: Eine bessere Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung ist möglich! Das war die feste Überzeugung von Fidel Castro. Viele junge Menschen sind in den 1960er Jahren vom Enthusiasmus der kubanischen Revolution inspiriert worden, gerade in ihrer Auseinandersetzung mit dem übermächtigen US-Imperium.
Die kubanische Revolution befreite Kuba von einer blutigen Diktatur unter Fulgencio Batista, die über 30.000 Menschen getötet hatte. Kuba war zuvor ein Ort, an dem die US-Mafia ein- und ausging. Großgrundbesitz, oft in Händen von US-Amerikanern, beutete die Landarbeiter maßlos aus. Schwarze waren einem System des Rassismus unterworfen. Nie bekam die Landbevölkerung einen Arzt zu sehen und die Rate der Analphabeten überstieg die 70 Prozent. Es gehört zur großen Leistung von Fidel und der kubanischen Revolution, Bildung und Gesundheit kostenlos für die gesamte Bevölkerung bereitzustellen. Trotz aller Krisen, insbesondere nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus, konnte Kuba das kostenlose Bildungs- und Gesundheitssystem aufrechterhalten und verbessern – und dies zu einem Zeitpunkt, als in ganz Lateinamerika unter dem Druck des Neoliberalismus die Bereiche Bildung und Gesundheit privatisiert und große Teile der Bevölkerung dieser Länder ausgeschlossen wurden.
Fidel hatte die Vision eines Kuba, das ökonomisch unabhängig und sich rasch nach eigenen Maßstäben und Bedürfnissen entwickeln kann. Viele dieser Pläne konnten nicht eingelöst werden. Dennoch bleibt es richtig: Emanzipation und Befreiung der Menschen hat die unabdingbare Voraussetzung, sich von der Kontrolle durch imperialistische Großmächte zu befreien. Selbst Fidels Gegner mussten seine standhafte Haltung gegenüber der mächtigen USA anerkennen. Auch wenn Kuba viel Spielraum durch seine enge Anlehnung an die Sowjetunion verlor.
Danielle Mitterand, Frau des früheren französischen Präsidenten sagte über ihn: »Aus diesem Mann macht man einen Teufel. Dabei ist er durch und durch ein Demokrat, der sein Volk liebt und sein Volk liebt ihn« (zitiert in: Neues Deutschland, 6.5.1996). Gemeinsam mit den Menschen in Kuba, Lateinamerika und überall dort, wo die kubanische Befreiungsbewegung einen emotionalen Wert besitzt, gedenken wir nicht unkritisch der großen Leistung dieses Revolutionärs.
Quellen: AVN, Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, Sputnik, Partei der Arbeit, FIR, Linksfraktion / RedGlobe