Zweiter Versuch: Der Friedensvertrag ist unterzeichnet
In Bogotá haben der oberste Comandante der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes (FARC-EP), Timoleón Jiménez alias Timochenko, und der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos am Donnerstag die überarbeitete Fassung ihres Friedensvertrages unterzeichnet. Im Colón-Theater der kolumbianischen Hauptstadt bekräftigte Timochenko seinen Aufruf an alle Kolumbianer, dass nur noch das Wort eine Waffe sein dürfe. Die neue Fassung des Abkommens sei das Ergebnis des Beitrags von Opfergruppen und allen Bürgern, die auf der Straße und an anderen Orten den Friedensprozess unterstützt hätten.
In die neue Fassung des Vertrags wurden Vorschläge der Gegner des Abkommens aufgenommen, die sich beim Referendum am 2. Oktober knapp hatten durchsetzen können. Die ursprüngliche Version war am 26. September in Cartagena unterzeichnet worden.
»Das Volk ist der Gewalt, der Intoleranz, der Stigmatisierungen überdrüssig. Es will grundlegende Veränderungen, ein Ende von Korruption und Betrug«, so der Comandante heute in Bogotá. »Die erste nationale Forderung ist es, dass der Einsatz der Waffen in der Politik beendet wird, dass das Recht auf eine andere Meinung, auf Opposition und Protest gegen ungerechte Gesetze und Willkür garantiert wird«, verlangte Timoleón Jiménez.
Kolumbien schließe sich um den Respekt für das Leben und die Gedankenfreiheit zusammen, so der Comandante. Das schließe tiefgreifende Diskussionen mit allen Stimmen ein und verlange ebensolche Anstrengungen zur Annäherung. Das heute unterzeichnete Dokument beseitige nicht die ideologischen und politischen Positionen, aber es beende endgültig den Krieg zwischen beiden Seiten, damit die Widersprüche in zivilisierter Weise ausgetragen werden können.
»Wir fordern die schnelle Verabschiedung und Umsetzung des Abkommens«, so der Comandante. Er kritisierte die am vergangenen Wochenende erfolgte Räumung des von Friedensaktivisten auf der Plaza Bolívar in Bogotá errichteten Camps. Ebenso inakzeptabel seien die Morde und Übergriffe gegen soziale Aktivisten und Mitglieder der Bewegung Marcha Patriótica. »Schluss mit den Morden an Gewerkschafts-, Bauern- und Volksanführern, an Landforderern und linken Oppositionellen! Schluss mit den Drohungen und Feindseligkeiten!« verlangte Timochenko. Er rief die politischen Gegner der Guerilla auf, gemeinsam für ein besseres Land zu arbeiten. »Wir bekräftigen unsere Solidarität mit allen Opfern dieses langen Krieges, zu welcher Seite sie auch gehören. Ebenso wiederholen wir unsere Bitte um Verzeihung für die Konsequenzen, die durch unsere Hände verursacht worden sein können.«