Berliner Flughäfen: Mehrheit gegen Tarifkompromiss
Die ver.di-Mitglieder bei den Bodenverkehrsdienstleistern auf den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld haben in einer zweiten Urabstimmung den Tarifkompromiss vom 28. März 2017 angenommen. Zwar erbrachte die Urabstimmung, die am Dienstag begann und heute abend beendet wurde, nur eine Zustimmung von 43,2 Prozent der Stimmen, während 56,8 Prozent verlangten, das Ergebnis abzulehnen und die Gesamtforderungen mit weiteren Streiks durchzusetzen. Nach der Satzung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wäre für weitere Streiks jedoch eine Ablehnung durch mindestens 75 Prozent notwendig gewesen.
»Das Ergebnis zeigt, dass dieser Kompromiss die Erwartungen nur unzureichend erfüllt«, räumte der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker ein. Kritisiert worden sei u.a. die lange Laufzeit des Tarifvertrages und die unzureichenden Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Es sei zwar bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren ein Gehaltssteigerungen im Volumen von mehr als 14 Prozent ausgehandelt worden, die in vier Erhöhungsschritte gestreckt bis Mitte 2019 aufgeteilt wurde. Auch beim Tarifvertrag gebe es diverse Verbesserungen, die ver.di gefordert hatte. »Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eine große Unzufriedenheit bei den Beschäftigten über die Eingruppierung, die Aufstiegsmöglichkeiten und die Bezahlung gibt. Seit der Privatisierung der Globeground im Jahr 2008 ist das Lohnniveau bei Neueinstellungen bei den Berliner Bodenverkehrsdienstleistern um rund 30 Prozent gefallen und gleichzeitig die Arbeitsbelastung enorm gestiegen«, so Rümker.
Die inzwischen fünf Unternehmen, die auf den Berliner Flughäfen Bodenverkehrsdienstleistungen anbieten, stehen in starker Konkurrenz zueinander, außerdem üben die Airlines als Vertragspartner der Unternehmen einen starken Kostendruck aus. Das führt dazu, dass die Arbeitsplätze vieler Beschäftigter unsicher sind und die Unternehmen den wirtschaftlichen Druck an die Beschäftigten weitergeben. »Nach wie vor arbeiten viele der Beschäftigten in Zwangs-Teilzeit und dürfen nur voll arbeiten, wenn es die Auftragslage hergibt. Das beschert vielen Arbeitnehmern am Flughafen ein Einkommen, von dem sie nicht leben können«, so Rümker. Daher werde ver.di das Thema Flughafen auch weiterhin mit Nachdruck angehen.
Tätig sind in Tegel und Schönefeld über 2.000 Beschäftigte bei fünf Unternehmen, neben der WISAG mit ihren Tochter- und Subunternehmen die Aeroground Berlin GmbH, die Swissport Berlin GmbH, die Ground Solution Berlin GmbH und deren Tochterunternehmen und die AHS Berlin Aviation Handling Service.