Venezuela wählt
Mit der traditionellen Fanfare zum Wecken hat um 5 Uhr morgens – eine Stunde vor Öffnung der Wahllokale – in Venezuela der Wahltag begonnen. Knapp 20 Millionen Menschen sind aufgerufen, über die Mitglieder der verfassunggebenden Versammlung zu entscheiden.
Nicht nur das staatliche Fernsehen VTV strahlte die Fanfare aus, auch auf den Straßen war das Signal zu hören. Zahlreiche Chavistas versammelten sich trotz der frühen Stunde auf den Straßen, Lautsprecherwagen fuhren durch die Straßen und riefen die Menschen zur Teilnahme auf. Feuerwerk ergänzte die freudige und kämpferische Stimmung unter den Versammelten, die auch mit Sprechchören wie »Wählen Ja, Krieg Nein« zur Teilnahme aufriefen.
Das Fanfarensignal geht auf die Abstimmung über eine Amtsenthebung des damaligen Präsidenten Hugo Chávez 2004 zurück. Damals war befürchtet worden, dass die rechte Opposition versuchen würde, die Teilnahme von Chavistas an dem Referendum zu verhindern. Deshalb hatte Chávez dazu aufgerufen, möglichst früh an den Wahllokalen zu erscheinen und die Stimme abzugeben. Deshalb wurden die Regierungsanhänger bereits im Morgengrauen durch die Fanfarentöne geweckt. Daraus entstand eine Tradition, die seither bei jeder Wahl wiederholt wird.
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro ging am Sonntag mit gutem Beispiel voran. Bereits unmittelbar nach Öffnung der Wahllokale um 6 Uhr Ortszeit gab er in Caracas seine Stimme ab. Begleitet wurde er von seiner Frau Cilia Flores, die selbst für einen Sitz in der Constituyente kandidiert. »Ich wollte die erste Stimme für den Frieden abgeben«, sagte er in einer kurzen Ansprache, nachdem er seine Stimme abgegeben hatte und die vom Nationalen Wahlrat (CNE) eingeladenen internationalen Wahlbeobachter begrüßt hatte.