Eine Million Menschen demonstrieren für die Unabhängigkeit
Rund eine Million Menschen – so die Angaben der Stadtpolizei – haben am heutigen katalanischen Nationalfeiertag in Barcelona für die Unabhängigkeit ihres Landes und für das Referendum am 1. Oktober demonstriert. »Barcelona war heute nachmittag ein einziger Ruf nach der Unabhängigkeit Kataloniens«, schrieb die Bürgerbewegung »Katalanische Nationalversammlung« in ihrer Pressemitteilung. »Ab den Mittagsstunden füllten sich die Straßen im Zentrum der katalanischen Hauptstadt mit unzähligen Menschen, die T-Shirts mit dem ›Ja‹ und mit der ›Estelada‹, der Fahne der Unabhängigkeitsbewegung, trugen. Aus vielen Häusern hingen an diesem katalanischen Nationalfeiertag 11. September, der Diada Nacional, Transparente für das Referendum, die Republik und die Unabhängigkeit.
Einer der bewegendsten Augenblicke des Tages war die zu Beginn der Großdemonstration durchgeführte Schweigeminute für die Opfer des terroristischen Anschlags in Barcelona im vergangenen Monat. Das Schweigen wurde umfassend respektiert, nur noch die über dem Stadtzentrum kreisenden Hubschrauber waren zu hören.« Ab 16 Uhr bildeten die vier Demonstrationszüge ein gigantisches »X«, das die carrer Casanova, Jardinets de Gràcia, Passeig Sant Joan und Plaça Catalunya umfasste.
Der Präsident der Katalanischen Nationalversammlung (ANC), Jordi Sànchez, konzentrierte sich in seiner Ansprache auf das für den 1. Oktober vorgesehene Referendum, das vom spanischen Verfassungsgericht für illegal erklärt worden ist. Er forderte die Parteien, die sich der Abstimmung widersetzen, das Volk abstimmen zu lassen: »Die Demokratie stand immer auf der Seite der Urnen!« Katalonien unterwerfe sich nicht mehr den Institutionen des spanischen Staates, sondern nur noch seinen eigenen Gesetzen: »Wir haben uns für ungehorsam gegenüber Gerichten erklärt, die nur die Unteilbarkeit des Vaterlandes bewahren wollen«, erklärte Sànchez.
Internationale Unterstützung erhielten die Katalanen von den Friedensnobelpreisträgern Ahmed Galai und Adolfo Pérez Esquivel. Galai erklärte, das Referendum am 1. Oktober sei legitim und legal: »Es ist legitim, denn es entspricht der Kraft eines Volkes, das frei und demokratisch entscheiden will. Und es ist legal, weil es unter dem Schirm des internationalen Rechts durchgeführt wird.« Pérez Esquivel unterstrich, jedes Volk habe das Recht auf Selbstbestimmung und seine Kultur. Der spanische Staat müsse erkennen, dass der beste Weg, politische Konflikte beizulegen, immer der Dialog ist.
Zum Abschluss der Kundgebung stellte Jordi Sànchez die Kampagne für das Ja beim Referendum am 1. Oktober vor. Die vier Hauptlosungen lauten demnach: »Hallo, neues Land«, »Hallo Europa«, »Hallo Welt« und »Hallo Republik«. Die erste zentrale Kundgebung zur Abstimmung findet am 14. September in Tarragona statt.