Tarifkonflikt im Lesben- und Schwulenverband
Wir dokumentieren nachstehend eine Pressemitteilung der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) zum Tarifkonflikt im BLSB:
Abmahnungen, Kündigungen und Desinformation – Im Bildungs- und Sozialwerk des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg (BLSB) e.V. geht die Leitung mit allen Mitteln gegen Mitarbeiter*innen vor, die über einen Haustarifvertrag verhandeln wollen. Trotz untragbarer Arbeitsverhältnisse stellen Vorstand und Geschäftsführung des sozialen Trägers das Menschenrecht auf gewerkschaftliche Organisierung in Frage.
Am Mittwoch, den 15. November ließ der Vorstand des BLSB die zweite Runde der Tarifverhandlungen platzen. Die Angestellten forderten, dass befristete Verträge bis zum Abschluss der begonnenen Tarifverhandlungen verlängert werden, damit die Gespräche nicht durch das Ausscheiden aktiver Kolleg*innen scheitern. Der Vorstand zeigt jedoch keinerlei Interesse an einem konstruktiven Prozess. Vielmehr werden vermehrt Angriffe auf die gesamte Belegschaft eingeleitet: nachdem bereits im September einem Großteil der Beschäftigten gekündigt wurde, kommt es nun zu weiteren Abmahnungen. „Wir gehen davon aus, dass diese gezielten Attacken die gewerkschaftliche Organisierung im Betrieb unterbinden sollen“ sagt Käte Gengenbach, Sekretärin der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union Berlin (FAU), die die gewerkschaftliche Vertretung der Belegschaft übernommen hat.
Dabei sind die Forderungen moderat: neben der Einhaltung von Gesundheitsschutz und Arbeitszeitregelungen verlangen die Angestellten die Einrichtung einer Beschwerdestelle für Diskriminierungsfälle und die Anerkennung der FAU-Betriebsgruppe als Mitbestimmungsorgan. Weiterhin sollen die meist auf ein Jahr geschlossenen Verträge unter Finanzierungsvorbehalt entfristet werden. Denn die erfahrene Kettenbefristung geht den Angestellten an die Substanz. „Stellen Sie sich vor: jedes Jahr zu Weihnachten wissen Sie noch nicht, ob Sie im neuen Jahr Ihren Job noch haben werden“, so Mika Peters, Mitglied der Tarifkommission.
Teilweise sind Mitarbeitende seit über fünf Jahren in unsicheren Kettenbefristungen angestellt. Erfolgreiche Präventions- und Beratungsarbeit bedarf jedoch personeller Kontinuität. „Deshalb gehen wir davon aus, dass auch die Qualität der sozialen Aufgaben leidet“, so Peters weiter. Um diese Missstände schnellstmöglich zu beheben, baten die Mitarbeitenden bereits das Land Berlin als Geldmittelgeber, positiv auf die Verhandlungen einzuwirken.
Nachdem vergangene Woche der BLSB-Vorstand seine Angestellten mit offensichtlichen Fehlinformationen davor warnte, sich kollektiv für den Tarifvertrag einzusetzen, sieht sich die FAU als gewerkschaftliche Vertretung unter dem Eindruck einsetzenden Union Bustings dazu gezwungen weitere Schritte einzuleiten. „Die Betriebsgruppe lässt sich nicht so leicht von den Drohungen einschüchtern. Sie und die FAU sind mehr denn je bereit, für Verbesserungen im Betrieb zu kämpfen!“, so Gengenbach von der Berliner Basisgewerkschaft.