22. November 2024

Bissiger Protest

Ein gigantisches Bild zeigte sich am Samstag Nachmittag am Heldenplatz in Wien. Mehr als 100.000 Menschen sind zur Demonstration gegen den 12-Stunden-Tag und gegen die 60-Stunden-Woche gekommen. Sie haben ein klares Zeichen gegen den Vorschlag der Bundesregierung zur Ausweitung der Arbeitszeit gesetzt. Einen lächerlichen Beitrag lieferten „Kickls Schoßhündchen“. So sprach die Polizei anfangs von 25.000 bis 30.000 Demonstrierenden, verdreifachte allerdings später ihre eigene Schätzung auf 80.000. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian betonte in seiner Rede, dass der heutige Tag erst der Anfang der Proteste sei und definitiv nicht das Ende: „Wir werden Widerstand leisten mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Nächste Woche werden wir unsere Position in vielen Versammlungen in den Betrieben erklären und die Beschäftigten informieren“, so Katzian. „Wir werden alles dafür tun, dass die Umsetzung dieses Gesetzes verhindert wird!“

ÖGB-Präsident Katzian fordert Volksabstimmung über den 12-Stunden-Tag

Das geplante Gesetz sei ein Angriff auf die betriebliche Mitbestimmung, bekräftigte der ÖGB-Präsident unter tosendem Applaus und appellierte an die Bundesregierung: „Nehmen Sie bitte Ihr eigenes Programm ernst, in dem so viel von Demokratie und Bürgerbeteiligung die Rede ist. Wenn Sie wissen wollen, ob die Leute 12 Stunden am Tag oder 60 Stunden in der Woche arbeiten wollen, oder wenn Sie wissen wollen, ob die Leute den Schmäh glauben, dass man in der Privatwirtschaft öfter Überstunden ablehnen kann, ohne seine Arbeit zu verlieren, dann fragen Sie doch die Leute. Machen Sie eine Volksabstimmung und respektieren Sie das Ergebnis!“

Arbeitszeitverlängerung senkt Chancen auf Vollzeit für Frauen

ÖGB-Frauenvorsitzende und Vizepräsidentin Korinna Schumann macht darauf aufmerksam, dass besonders Frauen und Alleinerziehende vom 12-Stunden-Tag betroffen seien: „Frauen tragen den Hauptteil der Betreuungspflichten in Österreich. Schon jetzt arbeitet jede zweite Frau in unserem Land Teilzeit – und das oft nicht freiwillig. Durch eine Arbeitszeitverlängerung sinken ihre Chancen noch mehr, auf Vollzeit umzusteigen und damit auch auf ein besseres Einkommen.“

Besonders für AlleinerzieherInnen, die häufig am Existenzminimum leben, sei das eine Katastrophe. Frauen würden noch mehr in Teilzeitarbeit und aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden, kritisierte Schumann und forderte faire Arbeitsmarktchancen für alle.

Postgewerkschafts-Chef verlangte den Regierungssturz

Weitreichend die Forderung des Vorsitzenden der Postgewerkschaft, Helmut Köstinger. Er rief auf, die „unsoziale und ungerechte“ Regierung „zu stürzen“. Die Koalition greife den Menschen nicht nur in die Taschen, sie spiele auch mit der Gesundheit der Arbeitnehmenden. Davon distanzierte sich der schwarze ÖGB-Vize Nobert Schnedl.

Keine Naivität sondern böse Absicht bei der Koalition ortete die Chefin der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Barbara Teiber: „Ich glaube, sie wissen, was sie tun.“ Sehr kämpferisch gab sich auch Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer: „Wir werden auf die Barrikaden gehen“ und mahnte den Bogen nicht zu überspannen. Sonst sei der soziale Friede in Österreich tatsächlich gefährdet. Eine auf den Punkt gebrachte Analyse der Bundesregierung lieferte die Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend, Susanne Hofer: „Die Regierung scheißt auf uns!“

Die Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), Renate Anderl, forderte dann bei der Abschlusskundgebung: Arbeitszeitverkürzung statt Arbeitszeitverlängerung! Eine Forderung, die auch beim Gewerkschaftlichen Linksblock (GLB) Anklang findet. GLB-Bundessekretär Oliver Jonischkeit auf Facebook: „Eigentlich ist es Zeit für einen 6-Stunden-Tag und eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich…“

Quelle:

Gewerkschaftlicher Linksblock (GLB)

Österreich