22. Dezember 2024

Ein Sohn der Wüste, der für die Freiheit kämpft

Jalil Mohamed Abdelaziz personifiziert den Willen einer Generation junger Saharauis, die sich nach einem freien Staat und einer gerechteren Welt sehnen. Wo immer ihn seine Schritte hinführen, bringt ihn die Erinnerung an sein unterdrücktes Land dazu, in anderen Breitengeraden über die Realität der Westlichen Sahara zu sprechen und die gegen sein Volk begangenen Verbrechen anzuklagen.

Das Recht auf Befreiung der Arabischen Saharauischen Demokratischen Republik (RASD) ist Kuba nicht fremd. Mit den Prinzipien der von der Revolution vertretenen proletarischen Solidarität, hat die Frente Polisario immer humanitäre Unterstützung gefunden, wenn es darum ging, bei der Entwicklung einer der ärmsten Regionen unseres Planeten zusammenzuarbeiten.

Granma sprach deshalb mit Jalil über den aktuellen Stand des Konflikts zwischen der RASD und Marokko, sowie über die brüderlichen Bande, die das afrikanische Land mit Kuba vereint.

DIE HISTORISCHEN WURZELN DIESES KAMPFES

Der Saharaui Konflikt hält schon lange an. Aktuell ist es der älteste Konflikt in Afrika und er geht auf die Dynamik der Entkolonilisierung des Kontinents in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurück.

Es handelt sich um eine spanische Kolonie, die 1968 in die Agenda der Vereinten Nationen als Territorium im Prozess der Entkolonisierung aufgenommen wurde.

1973 wurde die Volksfont zur Befreiung von Saguía el Hamra und Río de Oro, bekannt als Frente Polisario, gegründet. Sie ist bis heute die einzige und legitime Vertretung des saharauischen Volkes in seinem Kampf.

Um die von den Vereinten Nationen angenommenen Resolutionen zu erfüllen, zog Spanien seine kolonialen Truppen zurück und übergab das während eines Jahrhunderts kolonisierte Territorium an Marokko und Mauretanien und die gerade konstituierte Frente Polisarion sah sich gezwungen, einen bewaffneten Kampf gegen die beiden Nachbarländer zu führen: gegen Marokko im Norden und Mauretanien im Süden.

1979 gab Mauretanien seine Bestrebungen auf und unterzeichnete einen Friedensvertrag mit der Arabischen Saharauischen Demokratischen Republik, einem Staat, der drei Jahre zuvor gegündet wurde. Bis heute hält jedoch die marokkanische Besatzung an, obwohl 1991 ein Waffenstillstand unterzeichnet wurde.

Dieser Waffenstillstand kam vorgeblich zustande, um die Autonomie der Saharauis umzusetzen, aber bis heute ignoriert Marokko weiterhin die Verfügungen der UNO, die unserem Volk das freie Recht auf Selbstbestimmung zugestehen.

Diese Lage führt dazu, dass die RASD ein Land mit Vertretung in den Organismen der regionalen Integration ist, mit Beziehungen zu Ländern, die seine Autonomie anerkennen, aber immer noch die letzte Kolonie Afrikas bleibt.

-Welche Rolle spielt die saharauische Jugend beim Widerstand gegen die Besatzungsmacht?

– Die saharauische Jugend fordert zur Zeit, dass die Frente den Kampf wiederaufnehmen soll. Wenn wir in Betracht ziehen, dass ein großer Teil der Jugend nach dem Waffenstillstandsabkommen geboren wurde, kann man diese Besorgnis verstehen. Wir sind weiterhin Opfer der Unnachgiebigkeit der marokkanischen Besatzung, die ihren Verpflichtungen gegenüber der internationalen Gemeinschaft nicht nachkommt.

Wir sind eine Jugend mit sehr eingeschränkten Zukunftsperspektiven, die unter sehr schwierigen Bedingungen lebt, sei es in Flüchtlingscamps oder unter ausländischer Herrschaft, die sieht, dass ihre Probleme keine sofortige Lösung finden. Deswegen möchten wir eine schnelle Lösung durch eine klare Verpflichtung der internationalen Gemeinschaft zur Gerechtigkeit und zu den elementaren Rechten der Völker, frei über ihr Schicksal zu bestimmen.

–Strategien zur Erreichung der Unabhängigkeit?

–Die erste Strategie war unasuweichlich, eine Frage von Tod oder Leben. Zu einem Zeitpunkt nahm man den bewaffneten Kampf wieder auf, um die Würde des saharauischen Volkes zu verteidigen, aber dann traten andere Akteure des internationalen politischen Panoramas als wichtige Mittler für die Erreichung der Ziele auf.

Gerade jetzt befinden wir uns in einem Kampf innerhalb der UNO und der Afrikanischen Union, die unsere Haltung verteidigen. Wir setzen auf einen gerechten und friedlichen Ausgang des Konflikts, der beiden Seiten zugute kommt, denn der Krieg nützt niemandem und unser Traum, wenn wir einmal den Frieden erreicht haben, ist es, in dem Norden Afrikas eine neue Dynamik zu bringen, die von Ordnung und Wohlstand geprägt ist.

Unsere größte Stärke besteht gerade darin, dass wir ein eine einzige politische Bewegung bilden und nicht in Fraktionen gespalten sind.

–Bedingungen, dass Marokko die saharauische Souveränität anerkennt?

–Es wäre zunächst notwendig, dass Frankreich eine positive Haltung im Sicherheitsrat einnimmt, um seinen Verbündeten Marokko davon zu überzeugen, die internationalen Resolutionen zu erfüllen. Andere Schlüsselmitglieder des Sicherheitsrats sind Russland und die Vereinigten Staaten. Wenn sie zu einer Übereinstimmung gelangen, dass die vor vielen Jahren vereinbarte Verpflichtung eingehalten wird, ein Referendum innerhalb des saharauischen Volkes über dessen Emanzipation abzuhalten, so könnte dies die schnellste Lösung für diese Situation von Missbaruch und Gleichgültigkeit sein.

–Und in diesem Kampf- welche Rolle hat Kuba eingenommen?

–Die Haltung Kubas innerhalb der internationalen Politik und die Identifizierung seiner Regierung mit den Völkern der Dritten Welt in ihrem Kampf um die Emanzipation ist entscheidend gewesen. Was das Engagement der Insel, ihres Volkes mit Afrika angeht, gibt es keinen Zweifel und es hat auch nie einen Zweifel gegeben, was die Bereitschaft Kubas angeht, den Kampf des saharauischen Volkes zu unterstützen.

Seit den 70er Jahren unterhalten wir bilaterale Beziehungen mit in beiden Ländern akkreditierten Botschaftern. Wir arbeiten in verschieden Sektoren gesellschaftlichen Interesses zusammen. Über 4.000 Saharauis haben an kubanischen Universitäten ihr Studium absolviert.

Das karibische Land hat immer entschieden die Interessen des saharauischen Volkes auf allen Ebenen vertreten, auf denen dieses Thema diskutiert wurde und dass wir uns nahe stehen, kann man an den Prinzipien und nicht an ökonomischen oder strategischen Interessen erkennen.

José Martí hat uns gelehrt, das „Vaterland ist die Menschheit“. Das ist nicht nur ein Satz sondern eine von Kuba in vielen Szenarien Afrikas angewandte Philosophie. Es ist Teil einer der schönsten Ideale, die Martí verteidigt hat, dem des Internationalismus und die Anwendung dieses Ideals hat Kuba in alle Winkel der ausgebeuteten Länder geführt, die darum kämpfen, sich vom kolonialen Joch zu befreien.

Kuba ist ein Beispiel, dem es zu folgen gilt und dieses Paradigma muss man im Laufe der jahre mit neuen Erfahrungen verstärken. Ich galube, es ist ein Muster, nicht nur für die RASD, sondern für die gesamte Dritte Welt, für alle die eine bessere Welt wünschen und dafür kämpfen.“

Meilensteine

– 1977: Es beginnt die Zusammenarbeit zwischen Kuba und der RASD sowie der Austausch von Delegationen beider Länder.

– 1980: Die beiden Länder nehmen offiziell diplomatische Beziehungen auf.

– 1982: Erster Besuch des Staatspräsidenten der RASD in Kuba

– 1989: Die Saharauisch-Kubanische Freundschaftsgesellschaft wird gegründet

– 2010: Die Nationalversammlung der Volksmacht Kubas bringt ihre Entrüstung über den Angriff marokkanischer Streitkräfte gegen das Protestcamp von Gdaim Izik zum Ausdruck.

– 2018: Feier des 45. Jahrestages der Gründung der Frente Polisario in Kuba.

– Seit 1977: Über 4 000 saharauische Studenten haben ihr Studium in Kuba absolviert und nahezu 1000 kubanische Mitarbeiter haben dem sahaurischen Volk ihre Dienste zukommen lassen.

AKTUELL

– Das saharauische Territorium wird durch eine Mauer von 2.700 km Länge geteilt.

– Die Westliche Sahara ist das am meisten von Minen durchsetzte Gebiet der Welt.

– Über 500 zivile Saharauis sind verschwunden und Dutzende politische Gefangene sind weiterhin hinter Gittern

 

Quelle:

Granma Internacional

Westsahara