Frauenpolitik: Von wem für wen?
Die Frauenbewegung hat seit dem 19. Jahrhundert einiges erreicht, um die Lebenssituation der Frauen zu verbessern. Das betrifft z.B. politische Rechte wie das Wahlrecht, aber auch weitere Bereiche wie etwa die Möglichkeit,eine Schwangerschaft abbrechen zu können. Dass es immer mehr Frauen gibt, die sich gegen Ungerechtigkeiten wehren und sich trauen, den Mund aufzumachen, ist ein Resultat der fortschrittlichen Frauenbewegung. Doch ist alles, was sich für mehr Frauenrechte einsetzt, auch wirklich fortschrittlich?
„Feminismus“ à la CDU/CSU
Frauenpolitik wird heutzutage allzu gerne von den Herrschenden für ihre Interessen verwendet. Bundeswehreinsätze in Ländern wie Afghanistan werden häufig damit gerechtfertigt, dass in dem jeweiligen Einsatzgebiet Frauen unterdrückt würden und man dagegen vorgehen müsse. Die CDU/CSU schreibt dazuauf der Homepage ihrer Fraktion: „Die politische Verantwortung endet auch nicht an unseren Außengrenzen. In vielen Staaten der Welt werden Frauen massiv benachteiligt, Gewalt gegen Frauen wird vielfach als Kriegswaffe eingesetzt. Deswegen drängt die Union in ihrer außenpolitischen Arbeit auf die Einhaltung der Frauenrechte und den Schutz von Frauen als besonders verletzliche Gruppe.“Doch das sind nur vorgeschobene Gründe, um die Interessen der Herrschenden mithilfe der Bundeswehr in anderen Ländern durchzusetzen. Denn die Bundeswehreinsätze treffen weniger die Unterdrückenden, sondern vor allem die Schwachen der Gesellschaft –die Ärmsten, die Kränksten und: die unterdrückten Frauen.
„Feminismus“ von rechts
Frauenrechte werden aber auch dann wichtig, wenn es darum geht, gegen den Islam zu schießen. In dieser Hinsicht ist es dann von Alice Schwarzer nicht mehr weit zu AfD und CDU/CSU. Gerade die Silvesternacht in Köln vor über einem Jahr gab diesen Demagogen genug Futter. Alice Schwarzer benutzt hier die Opfer von sexueller Gewalt, um gegen Ausländer zu hetzen. „Es handelt sich um entwurzelte, brutalisierte und islamisierte junge Männer vorwiegend aus Algerien und Marokko.“, beschreibt sie die Täter.„Es ging 2015 darum, es den westlichen ‚Schlampen‘ und deren Männern, diesen europäischen ‚Schlappschwänzen‘, mal richtig zu zeigen.“Sie schiebt so das Problem auf die Herkunft der Täter und schert damit alle Algerier und Marokkaner über einen Kamm.Dadurchwird von dem Sexismus in unserer Gesellschaft und den hierzu wirklich wichtigen Fragen wie etwa gleicher Lohn für gleiche Arbeit abgelenkt. Sie spielt damitin die Hände der Herrschenden,insbesondere der AfD.
Spaltung der Gesellschaft
Fortschrittliche Frauenpolitik bedeutet, gemeinsam mit allen arbeitenden und lernenden Menschen für Gleichberechtigung, bessere Lebensbedingungenundgegen den Kapitalismuszu kämpfen.Der bürgerliche Feminismus spaltet aberhäufigFrauen undMänner: Männer seien die zu bekämpfenden Unterdrücker, nicht die Kapitalistenklasse. Männer seien grundsätzlich Täter, gegen die sich Frauen endlich wehren müssten. Ein gemeinsamer Kampf von Frauen und Männern gemeinsam gegen das System wird so erheblich erschwert. Diesegleichfalls reaktionären Frauen-/Männerrollenbilderwerden oftmals unhinterfragt bis in dieLinke hineingetragen und sorgen dort für weitere Zerstrittenheit. Diese Spaltungsversuche müssen wir überwinden, denn nur gemeinsam können wir uns Gleichberechtigung erkämpfen.
[Anki, Nürnberg]
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