22. Dezember 2024

„Es ist geschehen – folglich kann es wieder geschehen.“

Dieser Satz des italienischen Schriftstellers und Auschwitz-Überlebenden Primo Levi aus seinen Lebenserinnerungen ist immer aktuell geblieben.

Der 9. November ist ein Schicksalsdatum in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Neben anderen Ereignissen zu diesem Datum ist in diesem Jahr besonders an den 9. November 1918 zu erinnern. Mit dem Arbeiter- und Matrosenaufstand und dem Generalstreik wurde vor 100 Jahren zum Ende des 1. Weltkrieges beigetragen und durch diese Revolution brach das deutsche Kaiserreich zusammen.

Nie darf vergessen werden was in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 geschah.

Die vorausgegangene zunehmende Entrechtung mit fortgesetzter rassistischer Hetze gegen die jüdische Bevölkerung wurde in dieser Nacht der Auftakt zu ihrer gewaltsamen Verfolgung.

In dem von den Nazis „Reichskristallnacht“ genannten reichsweiten staatlich organisierten Pogrom wurden die Synagogen in Brand gesetzt, Geschäfte jüdischer Besitzer zerstört und geplündert und die jüdischen Menschen wurden gejagt, geschlagen und verhaftet.

Heute wissen wir, was geschah!

Und wir haben uns entschieden nicht zu vergessen und uns zu wehren, damit sich solche Zustände nicht wiederholen.

Wir wollen in einer solidarischen Gesellschaft leben.

Die Grundlagen dazu sind gefährdet.

  • Der zunehmende Sozialabbau vertieft die gesellschaftliche Spaltung immer offensichtlicher. Auf der anderen Seite steht ein zunehmend aufgeblähter Rüstungshaushalt. Die Bundeswehr ist seit Jahren in weltweiten Kriegseinsätzen beteiligt. Wenn von Fluchtursachen gesprochen wird, muss auch von den Kriegseinsätzen mit Beteiligung der Bundeswehr gesprochen werden!
  • Seit Jahren erleben wir, wie durch zunehmende sprachliche Verrohung, Hetze in den sozialen Medien rechte Gesinnung bis in die Mitte der Gesellschaft vordringt. Die offen rassistische Partei AfD bestimmt inzwischen die politischen Themen in diesem Land. Rechte Gewalt zieht spätestens seit 1980 eine Blutspur durch das Land.

Es ist unfassbar, wenn der Innenminister der Bundesrepublik Verständnis äußert zu den pogromartigen Aufmärschen der Nazis in Chemnitz.

Es ist unfassbar, wenn er mit zynischen Bemerkungen seine Freude über Abschiebungen äußert.

Es ist unfassbar, mit welch gleichgültiger Brutalität die Seenotrettung kriminalisiert wird.

Es ist unfassbar, wie rechte Gewalt durch die Politik, durch die Justiz, durch die zuständigen Ämter bagatellisiert wird.

Faschismus ist keine Meinung – Faschismus ist ein Verbrechen!
Wir wollen in einer solidarischen Gesellschaft friedlich und in Frieden leben!
Was geschehen ist, darf nie wieder geschehen!

Deswegen demonstrieren wir am 10. November  für eine solidarische Gesellschaft und gegen rechte Hetze und Gewalt.

Treffpunkt: 13 Uhr Bahnhofsvorplatz Hauptbahnhof, Wuppertal

 

Der vorstehende Text ist der Aufruf für eine Bündnisveranstaltung in Wuppertal, den wir stellvertretend für viele Aufrufe an dieser Stelle veröffentlichen.

Folgende weitere Veranstaltungen sind uns bisher bekannt geworden:

Aachen
Das „Aachener Bündnis Pogromnachtgedenken“, hat ein Programm unter dem Motto: „Aus der Geschichte lernen! Der Opfer gedenken! Die Zukunft gestalten frei von Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Krieg“ zusammengestellt. Von Oktober bis Dezember 2018 finden rund 30 Veranstaltungen in Aachen und der Region statt. Der Rahmen der Veranstaltungen reicht von Spray-Aktionen über Werkstätten bis zu Vorträgen, Ausstellungen, Führungen und Konzerten. Die zentrale Veranstaltung bildet dabei das Gedenken an die Pogromnacht, am Donnerstag, den 8. November um 17:30 Uhr, auf dem Synagogenplatz in Aachen. Weiterführende Links hier und hier.

Bochum
Auf einem Stadtrundgang durch die Innenstadt soll an Plätzen, Gebäuden, Stelen und Stolpersteinen auf Diskriminierung, Verfolgung, Flucht oder Deportation und Ermordung jüdischer Bochumer/innen hingewiesen werden. Es soll den Fragen nachgegangen werden: Was wussten die Bochumer vom Schicksal ihrer jüdischen Nachbarn? Wer profitierte von der Verfolgung der jüdischen Mitbürger? Welche Etappen der antijüdischen Maßnahmen gab es in Bochum? Welche politischen und religiösen Vorurteile machten den antijüdischen Terror möglich? Warum gab es so wenig Widerstand? Wie ist eigentlich auch in Bochum mit den wenigen Überlebenden umgegangen worden? Am Beispiel einer bekannten Bochumerin, Ottilie Schoenewald, kann exemplarisch auf jüdisches Leben in Bochum vor, während und nach dem Faschismus hingewiesen werden. Dieser Stadtrundgang soll auch für den gegenwärtigen Antisemitismus und Rassismus sensibilisieren.
Termin: Sonntag, 4.11.2018, 14.00 Uhr bis 16.15. Treffpunkt: Glocke auf dem Rathausplatz. Die VHS bittet um Anmeldung unter der Tel.-Nr. 9101555. Teilnahmegebühr 5 Euro, erm. 3 Euro.

Dortmund
Das Bündnis Dortmund gegen Rechts „Gemeinsam gegen Faschismus & Krieg“ ruft auf zum Gedenken an die Pogromnacht. Am 8. November 2018 wird eine Gedenkstunde mit Rede- und Kulturbeiträgen am Mahnmal für die ehemalige Synagoge in Dortmund-Dorstfeld stattfinden. Begleitet wird die Kundgebung von einem Rahmenprogramm ab 14 Uhr auf dem Wilhelmplatz, bei dem Dortmunder Schulen und Organisationen ihre Arbeit zu den Themen Nationalsozialismus, Gedenken und Antisemitismus vorstellen und zum Austausch einladen. Die offizielle Gedenkstunde beginnt um 15 Uhr. Veranstalter ist der Verein zur Förderung von Respekt, Toleranz und Verständigung in Dortmund-Dorstfeld e.V.

Quelle:

VVN-BdA Landesvereinigung Nordrhein-Westfalen

Deutsche Geschichte