Stoppt das Morden im Sudan!
Die Verdreifachung des Brotpreises am 17. Dezember war im Sudan der Anlass, der das Fass zum Überlaufen brachte. Arbeiter, Studenten, Angestellte, Männer und Frauen gingen auf die Straße, demonstrierten gegen die Regierung, die während des Jahres vom Internationalen Währungsfonds auferlegten Wirtschaftsreformen auf die Bevölkerung abzuwälzen suchte. Die Lebenshaltungskosten waren bei einer Inflationsrate von fast 70 Prozent in den letzten Monaten explodiert, vor den Bäckereien bildeten sich lange Schlangen.
Von Port Sudan am Roten Meer ging der Protest aus, und als der das ganze Land erfasste, verfügte die Regierung nächtliche Ausgangssperren und setzte die Armee ein.
Rufe nach „Freiheit, Freiheit“ und „Das Volk will den Sturz der Regierung“, aber auch Steine gegen Banken und ausgeplünderte Läden im Tränengas-Gewitter in Karthoum wie in Paris.
Am Donnerstag, dem dritten Tag der Demonstrationen, hieß es „Feuer frei“: In der Provinzhauptstadt Al-Qadarif erschossen die Sicherheitskräfte acht Demonstranten, darunter einen Studenten. Die aufgebrachten Demonstranten setzten daraufhin das örtliche Büro der Partei von Präsident Al Bashir (Nationalkongress) in Brand, ebenso in Dongola im Norden Sudans, wie Le Monde berichtete. In der Stadt Atbara, 400 km östlich von Khartoum, kamen zwei Demonstranten ums Leben. Bis zum Samstag, 22. Dezember, wurden insgesamt 43 Demonstranten erschossen und viele verletzt, wie das Sekretariat der Sudanesischen Kommunistischen Partei (SCP) mitteilte.
Die SCP und andere oppositionelle Parteien rufen zu weiteren Massenprotesten auf. Sie fordern einen sofortigen Stopp des Schießbefehls und die Freilassung aller politischen Gefangenen, darunter Genosse Hanadi Fadl, Mitglied des Politbüros der SCP.
In anderen Ländern rumort es ebenfalls. In Togo wurden seit Beginn der Demonstrationen vor 16 Monaten mindestens 4 Personen getötet. In Senegal wurde auf dem Universitäts-Campus Gaston Berger in Saint-Luis ein Student getötet. In Guinea zählte Amnesty International mindestens 18 Personen, die bei verschiedenen Versammlungen der Opposition getötet wurden.
Aber die internationale Solidarität ist gefordert, wie auch schon im Januar, als die von der SCP und Studenten initiierte Protestdemonstrationen gegen die steigenden Lebensmittel- und Benzinpreise (bei einer damaligen Inflationsrate von 40 Prozent) mit Verhaftungen der Oppositionsführer, darunter der Generalsekretärs Mokhtar Al Khatib und Siddiq Youssef, noch relativ rasch unterdrückt werden konnte.
Georges Hallermayer