Arbeitslosigkeit, was tun?
Wenn die Regierung in jüngster Vergangenheit auch einen leichten Rückgang der Zahl der Arbeitslosen vermelden konnte, so sind bei der ADEM nach wie vor fast doppelt so viele Arbeitsuchende eingeschrieben als vor zehn Jahren zu Beginn der kapitalistischen Finanz- und Wirtschaftskrise. Im Vergleich zum Jahr 2000, als Luxemburg immerhin bereits 4.500 Arbeitsuchende zählte, sind es deren heute rund dreieinhalb Mal mehr.
Nahezu die Hälfte aller 15.186 zu Jahresanfang registrierten Erwerbslosen sind älter als 45, weisen vielfach nur eine geringe Qualifikation auf und sind bereits länger als ein Jahr ohne festen Arbeitsplatz. Eine Situation, die also weiterhin als dramatisch zu bezeichnen ist, besonders wenn man zu den Arbeitslosen die 4.000 Frauen und Männer hinzurechnet, die nur zeitbegrenzt in Beschäftigungsmaßnahmen eingebunden sind.
Nicht in den Statistiken geführt werden bekanntlich seit einiger Zeit in Luxemburg wohnende krankgeschriebene Arbeitsuchende, arbeitslose Frauen im Mutterschaftsurlaub sowie die rund 2.700 Grenzgänger, derer sich die Betriebe entledigten und von denen knapp zwei Drittel unter »reclassement externe« eine finanzielle Unterstützung, jedoch keinen ihren Kapazitäten entsprechenden Arbeitsplatz angeboten bekamen.
Rechnet man dann auch noch die vielen Frauen und Männer hinzu, die die Hoffnung auf Arbeit aufgegeben haben und nicht mehr beim Arbeitsamt vorsprechen, so kommt man auf eine Zahl von Menschen ohne Arbeit, die um ein Vielfaches höher liegt als die, die allmonatlich von der ADEM angegeben wird. Es ist also keinesfalls übertrieben, wenn man die Situation auf dem Arbeitsmarkt zehn Jahre nach Beginn der Krise weiterhin als katastrophal betrachtet.
Um dem entgegenzuwirken, muss eine andere Beschäftigungspolitik her. In dieser Hinsicht ist der neue Arbeitsminister gefordert. Sollte er sich dazu entscheiden, in diese Richtung wirken zu wollen, so müsste er als erstes seinen Freund Wirtschaftsminister davon überzeugen, dass nicht weiter nur in Hochtechnologie investiert wird, sondern schnellstens neue Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, die auch Arbeitsuchenden mit nur geringer Qualifikation zugänglich wären. Sektoren, die sich hierzu eignen, gibt es zuhauf.
Die schrittweise Einführung der 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, eine sechste Urlaubswoche, die strikte Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitszeiten, ein Abschaffen der vielen nur dem Patronat dienenden Derogationen, Neueinstellungen statt der vielen Überstunden, Betriebe anzuhalten Zeitverträge nach sechs Monaten in eine Festanstellung umzuwandeln, die Arbeitsplatzabsicherung bei Konkursen, die Verpflichtung bei Gründung neuer Betriebe ein Viertel der Beschäftigten über die ADEM einzustellen sowie das Recht auf eine Vollrente für alle Beschäftigte im Alter von 57 Jahren bei 35 Beitragsjahren wären weitere wichtige Schritte im Kampf gegen Arbeitslosigkeit.
Sollte sich der neue Arbeitsminister dazu entscheiden, auch nur einige dieser Vorschläge umsetzen zu wollen, an Beschäftigung würde es ihm in den kommenden Jahren nicht fehlen.
gilbert simonelli
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