Allgemeinheit zahlt für Entsorgung von vergiftetem Industrieboden
Am Mittwoch stand der Abriss der Hall de la Chiers auf der Tagesordnung des Differdinger Gemeinderats. Die Halle, die auf früherem Industriegelände gebaut wurde, leistete der Vereinswelt während langen Jahren gute Dienste, muss nun aber dem Bau einer Internationalen Europaschule für Kinder im Grundschulalter weichen. Der Abriss soll nach dem 15. Juli beginnen. Wenige Wochen später soll dann die neue Halle im Parc des Sports in Oberkorn, deren Rohbau inzwischen fertiggestellt ist, in Betrieb gehen.
KPL-Rat Ali Ruckert kündigte an, er werde gegen den Kostenvoranschlag für den Abriss stimmen und begründete seine Haltung damit, dass die KPL das Konzept der Internationalen Europaschulen, das zu einer zunehmenden Aufsplitterung des öffentlichen Schulwesens führt, ablehnt.
Differdinger Schüler werden diskriminiert
Wie für die Internationale Schule für Lyzeumsschüler, die auf dem gleichen Gelände entsteht, werden auch in der Grundschule mit angeschlossener »Maison Relais« maximal 50 Prozent Differdinger Schüler zugelassen. Darin sieht die KPL eine Diskriminierung. Im Lyzeum ist das besonders krass, da die Regierung sich bisher immer weigerte, ein weiteres Lyzeum in Differdingen zu bauen, so dass auch in Zukunft mehr als Tausend Schüler gezwungen sein werden, längere Schulwege nach Esch/Alzette und Petingen in Kauf zu nehmen.
Der kommunistische Rat machte darauf aufmerksam, dass der Untergrund des Geländes auf dem das Lyzeum und die Grundschule gebaut werden und auf dem sich während 100 Jahren eine Gasfabrik befand, hochgradig mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, Arsen, Nickel, Zink und anderen Schwermetallen belastet ist. Als der Boden auf dem Gelände abgetragen wurde, auf dem das Lyzeum gebaut werden sollte, musste sehr tief gegraben werden, um den verseuchten Boden abzutragen. Im Falle der geplanten Grundschule werde der Boden, wie es offiziell heißt, bis zu einer »angemessenen Tiefe« ausgehoben und auf der Privatdeponie von ArcelorMittal auf dem Gelände des Differdinger Hüttenwerks entsorgt. Anschließend soll der Bauplatz der zukünftigen Grundschule mit einer Betonplatte versiegelt werden. Das lasse darauf schließen, dass nur ein Teil des vergifteten Bodens abgetragen werde.
Der KPL-Rat kritisierte weiter, dass wieder einmal die Allgemeinheit, in diesem Fall der Steuerzahler, für Umweltschäden, die von Privatunternehmen angerichtet wurden, aufkommen wird. Allein für Entgiftungsmaßnahmen sind 703.000 Euro vorgesehen, was fast die Hälfte des Kostenvoranschlags in Höhe von 1,43 Millionen Euro ausmacht.
Bei der Abstimmung des Kostenvoranschlags in Höhe von 2,2 Millionen Euro für die Anschaffung von Medien- und Bühnentechnik für die neue Halle in Oberkorn enthielt sich der kommunistische Rat wegen der überhöhten Preise für die technischen Einrichtungen. Skeptisch beurteilte er das Versprechen des Schöffenrats Teile der Ausrüstung anderwärtig zu niedrigeren Preisen kaufen zu wollen.
Er kritisierte auch, dass für die Aufstellung des Kostenvoranschlags lediglich Preise bei einem einzigen Unternehmen angefragt wurden. Von mehreren Bänken gab es zudem Kritik wegen der hohen Honorare.
37 Studios für Jugendliche in schwierigen Lebenslagen
Ausdrücklich begrüßte der KPL-Rat den Bau von 37 Studios samt Gemeinschaftsräumen in einem Gebäude auf dem Plateau du Funiculaire für Jugendliche im Alter zwischen 18 und 26 Jahren in schwierigen Lebenslagen. Angesichts der großen Jugendarmut sprach der kommunistische Rat von einem ersten Schritt, dem weitere folgenden müssten.
Die Gemeinde ist Bauherr, aber die Verwaltung des Gebäudes und die Betreuung der Jugendlichen, wird das Rote Kreuz übernehmen. Die Miete wurde auf 10 Euro pro Quadratmeter festgesetzt, so dass verhältnismäßig niedrige Mieten anfallen werden.
Die Hall de la Chiers leistete der Vereinswelt während langen Jahren gute Dienste, muss nun aber dem Bau einer Internationalen Europaschule für Kinder im Grundschulalter weichen. Ab 15. Juli dieses Jahres beginnt der Abriß.
Quelle: