26. Dezember 2024

Wanderung in der roten Zone

Petare, im Staat Miranda . Am Ende des Tages stellte eine Mitarbeiterin aus Havanna dem Leiter des Büros zur Betreuung der kubanischen Missionen in Venezuela (OAM) diese vielsagende Frage: „ Sie haben sich sicher hier „Wuthering Heights“ vorgestellt, nicht wahr?“

Julio César García Rodríguez aber verneinte die Frage, auch wenn er, genauso wie die Mitarbeiterin weiß, dass in Caracas nicht wenige Petare mit etwas assoziieren, was die Kubaner als „petate“ (großes Durcheinander) bezeichnen würden. Die Wirklichkeit aber, die jeden Tag von ihr hier erlebt wird und die er auch für einige Stunden kennen lernte, beweist, das dieses Szenario der Solidarität nichts mit dem Anstrich von Tragödie des einzigen Romans der Britin Emily Brontë zu tun hat.

Nachdem der für die gesamte kubanische Zusammenarbeit zuständige Leiter die unsichtbaren Grenzen zwischen dem Hauptstadtbezirk und Miranda hinter sich gelassen hat und auf die Berge zugeht, zwischen Häusern, die so aussehen, als ob sie in die Hügel beißen, um nicht die Abhänge herunterzurollen, erreicht er schließlich über eine steile Straße die Pfarrei Petare, die im wahrsten Sinne des Wortes vom Integralen Diagnostischen Zentrum (CDI) La Suiza gekrönt wird. Es ist wahr, dass der Name dieser Einrichtung an ein reiches und idyllisches Land dieser Welt erinnert, in der alles so schlecht verteilt ist, aber das imaginäre venezolanische La Suiza (die Schweiz) ist genau das Gegenteil: Es ist das, was viele eine „rote Zone“ der Gewalt nennen, der man besser nicht zu nahe kommt.

Aber hier hat sich der Friede mit Macht durchgesetzt. Die Statistiken von 2018, die gemeinsam von den kubanischen und venezolanischen Koordinatoren des CDI Kadir Fonseca Zamora und Milagros Lara Godoy vorgestellt wurden, beweisen wieviel Liebe im Namen dieser beiden Länder in diesen Wohnungen ohne Verputz verteilt wurde, die an Straßen liegen, die für den Betrachter sowohl horizontal als auch vertikal im Zickzack verlaufen. Schließlich befinden wir uns an einem Berg.

Das CDI betreut in seinem Stückchen von Venezuela von kaum fünf Quadratkilometern über 31.800 Personen von 13 Gemeinden, aber man stellt fest, dass diese Zahlen an Farbe und Wärme gewinnen, wenn die Doktoren Kadir und Milagros sie auf eine andere Ebene anheben: „Hier leben 5.898 Familien“.

La Suiza ist einer von vielen Beweisen: Nur die Familien besitzen die Formel, ein für allemal überall mit den lästigen Auswirkungen der Gewalt aufzuräumen. Das gelingt, wenn die Mitarbeiter, die Behörden und die Akteure in der Gemeinde als Familie agieren. Die Einrichtung, die im ganzen Bezirk einen Integralen Rehabilitationssaal, 13 ambulante Dienste, 13 Praxen für die Bevölkerung und einen Optiker unterhält, hat im Jahr 2018 ihre Ergebnisse vom Vorjahr noch gesteigert und sie liegen sogar höher als bei einigen in größeren Staaten.

Der Bezirk Petare hat im vergangen Jahr innerhalb von Barrio Adentro I 41.900 medizinische Beratungen und innerhalb von Barrio Adentro II 16.800 duchgeführt, über 9.000 Patienten wurden ophtalmologisch behandelt – 534 von ihnen wurden im Rahmen der Operation Milagros operiert – 286 erhielten chirurgische Eingriffe, fast 17.000 wurden zahnärztlich behandelt und 2.7000 wurden in dem schon fast magischen Rehabilitationssaal wiederhergestellt.

Das Besondere daran ist, dass alle sich vorgenommen haben, in dem noch jungen, aber sehr angespannten Jahr 2019 die Zahlen noch zu übertreffen. Wie? Mit der Familie. Die Sprecherin der Gemeinde Simón Rodríguez in La Suiza Dexcy Palma sagt, dass es das größte Bedürfnis der Gemeinde sei, die Arbeit der Missionen zu unterstützen und vor allem die medizinischen.

In den Stadtvierteln wurden die lokalen Bedürfnisse festgestellt, sei es bei der Infrastruktur, bei qualifiziertem Personal, Ausrüstung, Funktionieren der Einrichtungen. Bei allen Gemeindeaktivitäten, insbesondere bei jenen von Haus zu Haus, wurden die Fachleute aus dem Gesundheitsbereich von den Chefs der Bezirke und der jeweiligen Viertel begleitet, so dass auf das Wort die Tat folgen konnte.

Inzwischen gibt es über die 32 offiziellen Mitglieder der Brigade hinaus, Dutzende und Aberdutzende von Mitgliedern, viele von ihnen anonym. Jeden Samstag legen die Vertreter aller Gebiete bei ihren Treffen in den Vierteln fest, welches Gebiet angegangen werden muss, wo ein Krankheitsherd aufgetreten ist, auf was man das Auge richten muss und was die Ärzte dazu tun können … letztendlich stellen sie eine vollständige Diagnose der Probleme dar, die in der Gemeinde angegangen werden müssen und erstellen den erforderlichen Arbeitsplan.

Das Ergebnis ist, das ihnen der Ruf vorauseilt und nicht wenige Patienten aus entfernt liegenden Zonen des Bezirks im CDI behandelt werden möchten, das sich für den Bürgermeister José Vicente Rangel Ávalos in eine Referenz verwandelt hat. Er verweist ankommende hoch sensible Fälle in sein Büro.

Die kubanischen Ärzte in Venezuela mit ihren weißen Kitteln bringen Frieden mit, weil sie auf Tausende von Freunde wie Dexcy Palma zählen können, die bereits 16 Jahre mit unserer Mission zusammenarbeitet und gesteht, dass diese sie gelehrt hätte, sich von Individualismen zu befreien und kollektiv zu denken.

Eine solche Einheit ist das perfekte Gegengift gegen die Gewalt, sei sie nun lokal oder von außen- . So kommt es, dass nachdem der Chef der OAM gemeinsam mit allen einen von venezolanischen Händen zubereiteten kubanischen Kongrí gegessen hat, sich von der Brigade von La Suiza verabschiedet. Er sagte den Mitarbeitern, dass ihre ruhige Arbeit ein großer Sieg von Chávez und Fidel sei. Dem begleitenden Reporter sagte César García Rodríguez, dass wenn Petare als rote Zone gelte, dann sicher nur deshalb, weil dieses Werk die rote Farbe der Chavisten trage.

Quelle:

Granma Internacional

Venezuela