Bernhard Sanders und ein gern ausgesprochenes mea culpa
Keiner weiß, ob Bernhard Sanders Präsident der USA wird, aber es gibt Indizien, die dafür sprechen, dass er dies anstrebt. Auf jeden Fall sieht der Autor dieses Artikel keinen Grund dafür ihn als Bernie zu behandeln, eine Verniedlichung des Namens, die bei uns mit Zuneigung assoziiert wird.
In der angelsächsischen Tradition scheint es so etwas wie Routine zu sein, ein Pragmatismus der in dieser Sprache zum Ausdruck kommt und mit dem man versucht Buchstaben und Silben zu sparen. Aber dem man muss man bei uns ja nicht mimetisch folgen, besonders, da nichts dazu einlädt, den Yankee Hierarchien gegenüber Zuneigung zu empfinden, was unweigerlich zum Ausdruck käme, wenn man sie mit Bill, Donaldito oder anderen Diminutiven dieser Art versähe. Barackito habe ich hier nicht genannt, weil sich das zu seltsam anhören würde, obwohl ihm diese Namengebung sicherlich gefallen hätte, da sie ihn mit dem Image des Netten schmücken, das er immer von sich vermitteln wollte und wobei er Erfolg hatte.
Sanders muss sich nicht groß anstengen, um ein besseres Image zu bekommen als das von Donald Trump. Dabei helfen ihm die Rüpelhaftigkeit des letzten und die große Menge von Leuten, die aus Gründen der Armut, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der sexuellen Vorlieben, der Migrationslage und anderen Nachteilen darauf drängen, dass das Land eine andere Richtung als die einschlage, die der aktuelle Cäsar propagiert. Aber niemand darf dabei vergessen, dass Sanders, genau wie seine Vorgänger, der tölpelhafte Donald und auch der Kriegstreiber Obama, der den unmoralischen Kaperbrief des Friedennobelpreises hatte, das tun wird, was die Leiter des Imperiums ihm erlauben oder zu tun befehlen. Und wahrscheinlich wird er sich damit zufriedengeben.
Ein gutes Image ist sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes von Nutzen. In Kuba würde es helfen, dass die herrschenden Kräfte der gierigen Macht Angebote auf den Weg brächten, wie die von Obama gesteuerten. Das kubanische Volk will sich keine Illusionen machen, aber es leidet mehr als unter den bewaffneten Angriffen und dem von den Regierungen der USA geförderten Terrorismus, unter den Entbehrungen der Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade, die diese Macht seit sechs Jahrzehnten verhängt. Natürlich würde unter solchen Umständen die Lockerung der Blockade ihnen das Leben erleichtern.
Aber, wie unzureichend und schüchtern auch immer die Ankündigungen Obamas im Hinblick auf die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern waren, sie erweckten vielversprechende Erwartungen. Die Möglichkeit, dass diese Ankündigungen Wirklichkeit würden, waren für Kuba so wichtig, dass es Grund genug hatte, sie mit Begeisterung aufzunehmen. Aber es gab jene, die, mit einer seltsamen Kunst der Deduktion ausgestattet, zu dem Schluss kamen, dass die Versprechungen Obamas nahezu unumkehrbar seien.
Glücklicherweise haben sie dieses Adverb oft genug benutzt, dass man nun sehen kann, dass ein Wechsel des Cäsars genügt, um all das, was mit Obama ausgehandelt wurde, in kurzer Zeit rückgängig gemacht werden konnte. Eine solche Erfahrung wird das Gegengift gegen neue unbegründete Illusionen bilden, wie nobel diese auch immer sein mögen.
Jetzt sieht es so aus, dass es Leute gibt, die der Auffassung sind, dass Sanders nicht nur ein interessanter Politiker ist, sondern dass er so innovative Ideen verkündet, wie es sie in der Regierung seines Landes seit Roosevelt nicht mehr gegeben habe. Ist es vernünftig zu vergessen, dass das Image dieses Präsidenten in den 30er Jahren des XX. Jahrhunderts einer angeblichen guten Nachbarschaft schöngefärbt wurde? War die Macht ein guter Nachbar für Simón Bolívar, der 1829 sagte, dass sie von der Vorsehung dazu ausersehen sei, Unser Amerika im Namen der Freiheit mit Elend heimzusuchen? Auch die 60 er Jahre jenes Jahrhunderts kommen einem in den Sinn mit John F. Kennedy und seiner Allianz für den Fortschritt.
Es ist zu früh zu sagen, ob Sanders Präsident der USA wird oder nicht. Viel sicherer ist es aber zu sagen, dass wenn er im Weißen Haus wohnt, er den höheren Kommandos seines Landes gehorchen muss, aus denen die Magnaten der Kriegswaffen herausragen. Das würde auch geschehen, wenn er ein Kommunist wäre, der es nicht zugegeben hat, aber das ist etwas, das man sich nicht vorstellen kann, oder?
Er hat sich bereits mit der Aureole „sozialistisch“ umgeben. Wenn man darunter versteht, – eine der Bedeutungen des Begriffs – dass er sich um die sozialen Probleme seines Landes sorgt, ist es das Label wert, auch wenn es auf jeden Fall eine Täuschung darstellt. Und wenn man diesen Titel der Sozialdemokratie seines Landes schenkt, sollte man zwei Dinge bedenken: In allen Teilen der Welt lebt die Sozialdemokratie weiter auf Kosten des Sozialismus, dem sie dadurch alles immer schwieriger macht. Und das von Sanders wäre eine imperialistische Sozialdemokratie.
Es ist keine Frage des Jonglierens mit Worten. Sanders ist Träger einer Ideologie, die mit der Mayflower in die zukünfigen Vereinigten Staaten kam und sich mit dem dort verwurzelten Positivimus durchsetzte. Wie bei anderen Politikern auch verläuft alles über das Sendungsbewusstein laut dem die Bürger seines Landes ( sprich- die Weißen und die Reichen) überlegen sind. „Gott spricht mit ihnen“, wie George Bush sagte, dass es ihm passiert sei und sie seien dazu aufgerufen, die Welt zu beherrschen, um sie mit ihren Werten groß zu machen: der Welt ihre Vorstellungen aufzwingen und sie beherrschen.
Sanders hat genau so wie die andere Exponentin des sogenannten Sozialismus in seinem Land – die junge medial präsente Alexandria Ocasio-Cortez – die Aggressionspläne gegen Venezuela unterstützt. Kuba wird sich an sdie Tricks von Obama erinnern, der kam, um seine Kampagne zu fördern, um mit dem trügerischen Zuckerbrot das zu erreichen, was die imperialistische Peitsche seit dem Sieg der Revolution nicht erreicht hat und von Havanna aus flog er nach Buenos Aires. Dort hat er dann mit seinem Lakaien vor Ort und anderen die Kampagne eingefädelt, um das bolivarische Projekt zu stürzen, das heute weiter die kriminellen Manöver des Imperiums herausfordert und besiegt, dass es zermalmen möchte.
Ah!, dass Obama und Sanders Demokraten sind und der Tölpel Donald ein Republikaner? In einer Chronik aus New York mit Datum 8. Dezember 1886 schrieb José Martí: „Die republikanische Partei, mit Recht diskreditiert für ihre Misswirtschaft in der Regierung, ihre arrogante Intoleranz, ihr exzessives Steuersystem, die schlechte Verteilung der öffentlichen Finanzen und des Landes, die systematischen Wahlfälschungen, ihre Komplizenschaft mit den mächtigen Unternehmen, ihre Verachtung für die Interessen der Mehrheit hätte sie sicherlich lange Zeit außerhalb der Macht gehalten, wenn die demokratishe Partei, die ihr gefolgt ist, nicht eine solche Verwirrung bei Angelegenheiten an den Tag gelegt hätte, die dringend hätten gelöst werden müssen, einen Mangel an Weitsicht und eine Gleichgültigkeit bei den wesentlichen Fragen gezeigt hätte, die die Nation beunruhigen und nicht die Gier gehabt hätte, sich genau wie die Republikaner der öffentlichen Ämter zu bemächtigen“.
Mit der Reinheit der Prinzipien, die Kuba auszeichnet, und hier sind es Martí, Fidel Castro und andere Gründer, muss es die Risse nutzen, die ein politischer Wechsel im Weißen Haus in die Blockade sprengen könnte, mit der man versucht das Land zu ersticken. Auch hat man weise gesagt, dass eine schlimmere Politik gegen Kuba, wie die der aktuellen Regierung kaum vorstellbar, aber nicht unmöglich ist, wenn jemand wie der entsetzliche Marco Rubio die Präsidentschaft dieses Landes übernehmen würde.
Aber diese Reinheit der Prinzipien wird Kuba immer dazu anspornen seine eigenen nationalen Interessen nicht über die Rechte anderer Völker zu stellen. Fidel gab uns eine deutliche Lektion für dieses Verhalten, als er Verbesserungen für sein Volk im Austausch für die Aufgabe der Solidarität mit der Sache der Unabhängigkeit Puerto Ricos ablehnte.
Heute hat der Imperialismus womöglich noch schlimmere Pläne gegen Venezuela vor, wie die, die er der Antillenschwester seit 1898 aufgezwungen hat: unter anderem deswegen, weil der Untergrund Puerto Ricos nicht die kolossalen Erdölreserven beherbergt, die es in Venezuela gibt.
Was wissen wir in Kuba nicht von dem Monstrum, in dessen Eingeweiden Martí lebte, der es früh, entschlossen, klar und kämpferisch anklagte und versuchte, die Erfüllung von dessen Plänen zu verhindern? Es ist unnötig zu sagen, dass dieser Artikel nicht aus der Perspektive der USA geschrieben ist, sondern aus der Perspektive der Verteidigung der Rechte und den gerechten Aspirationen Kubas, wo die Mehrheit der Bevölkerung weiß, was auf dem Spiel steht und sich nicht durch Analysen täuschen lässt, die, auch wenn sie vorgeben die der Mehrheit zu sein, nicht über die Ansichten von Minderheiten hinausgehen, die den Sirenengesängen der USA auf den Leim gegangen sind.
Wenn man dort eine wirkliche linke Kraft finden möchte, dann muss man sie außerhalb des verlogenen Zweiparteiensystems suchen, das in Wirklichkeit nur die Interessen einer einzigen Partei vertritt: die der Mächtigen, heißen sie nun Republikaner oder Demokraten. Wie auch immer, wenn Bernard Sanders ins Weiße Haus gelangen sollte und ein Verhalten an den Tag legen würde, das das hier Geschriebene widerlegte, würde der Autor ohne zu zögern sein „Mea culpa“ erklären. Das wäre wäre mir, wegen der Bedeutung, die dies hätte, sogar sehr lieb. Aber wir wissen sehr wohl, dass es gilt, zusammen mit der großen Mehrheit des Volkes auszurufen: Hier ergibt sich niemand und hier lässt sich auch niemand täuschen!
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