28. Dezember 2024

Die „Problemchen“ der Diktatur in Brasilien

Jair Bolsonaro, heute Präsident von Brasilien, erreichte den Rang eines Hauptmanns der Streitkräfte und sollte genau wissen, was in seinem Land zwischen 1964 und 1985 geschah. Und obwohl er heute vergessen will, muss er gewusst haben, dass es eine Diktatur war, unter deren „kleinen Problemen“, wie er sie nennt, keine demokratischen Wahlen zugelassen, der Kongress geschlossen, die Presse zensiert und etwa 20.000 Foltervorwürfe erhoben wurden.

Und wenn er es auch vergessen hat, ist es erinnernswert, dass in diesen Jahren 423 Menschen getötet wurden. Die Liste der Opfer könnte durchaus größer sein, da die Streitkräfte nach Angaben der Zeitung El País kaum zusammengearbeitet haben, um die Fakten zu klären.

Die brasilianische Militärdiktatur erhielt von der Regierung der Vereinigten Staaten durch jene als Plan Condor bekannte Monstrosität logistische und wirtschaftliche Hilfe.

Es stellt sich heraus, dass Bolsonaro dieses historische Gedächtnis leugnet und die Kasernen ermächtigt hat, die „gebührenden Gedenkfeiern“ zu 55 Jahren Militärputsch durchzuführen.

Unter seinen antihistorischen Argumenten finden wir Folgendes: „In den Streitkräften hatten wir nie eine repressive staatliche Politik in der Art und Weise, wie sie dauernd versuchen, es uns aufs Butterbrot zu schmieren. Ich möchte nicht sagen, dass es wunderbar war. Kein Regime ist das. Welche Ehe ist schon wunderbar? Hin und wieder gibt es ein Problemchen. Paare, die kein Problem haben, sind selten“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur EFE.

Die Geschichte, die Jair bestreitet, spiegelt wider, dass „die Nationale Wahrheitskommission zu dem Schluss kam, dass 423 Menschen aufgrund politischer Verfolgung während der Diktatur gestorben oder verschwunden sind, und schrieb die Verbrechen einer Staatspolitik mit Richtlinien der fünf aufeinanderfolgenden Generäle an der Macht zu“.

Für den Fall, dass er auch das vergessen hat: An jenem schicksalhaften 31. März 1964 stürzte ein Putsch die demokratische Regierung von Präsident Joao Goulart und eine Diktatur trat an ihre Stelle.
In den Jahren der Regierung Goularts war der südamerikanische Riese mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Reformen unter Beteiligung von Arbeitern und Bauern befasst gewesen. Fünfzehn Tage vor dem Staatsstreich hatte der Präsident bei einer großen Veranstaltung mit mehr als 300.000 Menschen in Rio de Janeiro einige Dekrete wie die Agrarreform angekündigt,

Angesichts dieser Maßnahmen trieben die Militärputschsektoren zusammen mit den großen brasilianischen Geschäftsleuten, der großen Presse und der direkten Beteiligung der Vereinigten Staaten – um den „kommunistischen Einfluss“ in Lateinamerika zu verhindern – den Staatsstreich voran.

Diese jüngste Geschichte will Jair Bolsonaro heute mit der gleichen Begeisterung wie sein amerikanisches Spiegelbild Donald Trump aus der Erinnerung seines Landes löschen, der Fakten wie die UN-Resolutionen über die syrischen Golanhöhen, Jerusalem als Hauptstadt von Palästinensern und Israelis, das mit dem Iran erzielte Atomabkommen, Vereinbarungen zum Klimawandel und anderes nicht wahrhaben will.

Quelle:

Granma Internacional

Brasilien