Klima retten – Kapitalismus entsorgen!
Erklärung der gemeinsamen Bundesleitung der Kommunistischen Jugend Österreichs (KJÖ) und des Kommunistischen StudentInnenverbandes (KSV), Wien am 01.04.2019
Die Klimastreiks von SchülerInnen und Studierenden sindderzeit in aller Mund und es wird viel über Umwelt- und Klimaschutz gesprochen.Die Slogans wie „System change, not climate change“ oder „Fridays for future”sind irreführend. Den treibenden politischen Kräften geht es nicht um einenBruch mit den kapitalistischen Eigentumsverhältnissen, sondern um individuellesHandeln – letztlich wird also „greenwashing“ betrieben, da das Zielsolcher Vorstellungen ein grüner Kapitalismus ist.
Schon seit vielen Jahren nimmt Ökologie, Umwelt-, Klima- undNaturschutz wieder einen zunehmend größeren Raum innerhalb der „Linken“ ein,bis hin zur Massenbewegung der sogenannten Schulstreiks für das Klima. Im Zentrumstehen dabei meist individuelle Problemlösungen, die letztlich zum Ziel haben,den Lebensstandard der arbeitenden Menschen zu drücken. So soll auf das Autoverzichtet und stattdessen das Fahrrad benutzt werden. Es soll Bio gekauftwerden, die Grünen in Deutschland wollten gar einen verpflichtenden Veggie-Dayin den Betriebskantinen einführen, in Schulen wird einen Tag lang die Heizungausgestellt und in den Urlaub fliegen erscheint als ganz besonders böse.Wenngleich wir nicht der Meinung sind, dass alles so bleiben soll, wie es ist,und wir die Zerstörung der Umwelt ernstnehmen, bezweifeln wir, dass dies imKapitalismus für alle möglich ist.
Im Kern verfolgen das Monopol- und Finanzkapital und diebürgerlichen Parteien mit dieser Propaganda zwei Ziele. Einerseits sollen mitder Senkung des Lebensstandards der ArbeiterInnenklasse und der armen und mittlerenVolksschichten die Reproduktionskosten für die Ware Arbeitskraft gedrücktwerden. Andererseits soll mit der Abwälzung des Problems auf die Individuen derBlick darauf verstellt werden, dass es die großen Monopol- und Kapitalgruppensind, die mit ihrem Raubbau an natürlichen Ressourcen und dem ständigen Kampfum den größtmöglichen Profit, die Umweltam stärksten beeinträchtigen und schädigen.
Als Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) undKommunistischer StudentInnenverband (KSV) erklären wir, dass im Zentrumjedweder gesellschaftspolitischen Fragen der Widerspruch zwischen Kapital undArbeit stehen muss. Unser Ausgangspunkt müssen immer die objektiven Interessender ArbeiterInnenklasse sein. Auch in der Umweltfrage gilt es deshalb einenKlassenstandpunkt einzunehmen. Das heißt wir lehnen die Propaganda vomindividuellen Verzicht klar ab, es gilt, die Lebenssituation und denLebensstandard der ArbeiterInnenklasse, der armen und mittleren Volksschichtenzu verteidigen und auszubauen. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch denFaktor Arbeit, also dadurch, dass er tiefgreifend in die Umwelt eingreifen unddiese gestalten kann. Eine „Zurück zur Natur“-Propaganda, wie sie zumTeil in der radikalen Umwelt- und Naturschutzbewegung vertreten wird, istreaktionär und daher ebenso abzulehnen. Der Kapitalismus führt zu einer immerweiter voranschreitenden Vergesellschaftung von Arbeit, während der Profit weiterhinprivat angeeignet wird. Die Folge ist, dass die Gruppe, die sich den Profitaneignet, immer kleiner wird und immer erbitterter mit seinen Konkurrenten umden Profit und das eigene Überleben kämpft. Dies hat enorme Folgen für dieUmwelt und in der Folge auch für den Menschen.
Eine nachhaltige Lösung der Umweltfrage kann es deshalb nurunter dem Gesichtspunkt der Überwindung der herrschenden Eigentumsverhältnisseund der Beendigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen geben. Nur ineiner Gesellschaft, in der die Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung imInteresse der Menschen wissenschaftlich geplant wird, kann eine lebenswerteUmwelt für die Menschen gestaltet werden. Das heißt der Kampf um Umweltschutz mussTeil des Kampfes der ArbeiterInnenklasse, der armen und mittlerenVolksschichten gegen das Monopol- und Finanzkapital, der Kampf für denSozialismus-Kommunismus sein.
Schon Engels hielt fest: „Schmeicheln wir uns indes nicht zu sehr mit unsern menschlichen Siegenüber die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns. Jederhat in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter unddritter Linie hat er ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen, die nur zu oftjene ersten Folgen wieder aufheben. […] Undso werden wir bei jedem Schritt daran erinnert, dass wir keineswegs die Naturbeherrschen, wie ein Eroberer einfremdes Volk beherrscht, wie jemand, der außer der Natur steht – sondern dass wir mit Fleischund Blut und Hirn ihr angehören und mitten in ihr stehn.“ (Engels, 1876, S.8).
Wir rufen deswegen dazu auf, in den momentanen SchülerInnen-und StudentInnenprotesten für Klima- und Umweltschutz von diesem Gesichtspunktaus zu intervenieren und den schädlichen Einfluss bürgerlicher Ideologien aufdiese Bewegung offen zu kritisieren, ohne die Bedeutung dieser Frage zurelativieren. Den vielen, die aus Sorge, um unsere Zukunft auf die Straße gehenund protestieren muss gezeigt werden, dass nur die KommunistInnen einewirkliche Lösung im Interesse der Mehrheit der Menschen anstreben.
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