Mehr als 70 Jahre später lebt der Faschismus wieder auf
Der letzte Schuss der sowjetischen Soldaten in Berlin markierte scheinbar das Ende eines Alptraums, der zur schlimmsten Epoche der Menschheit gerechnet werden kann: die ernsthaftesten Schätzungen schwanken zwischen 55 und 60 Millionen Toten, von denen die Mehrzahl- über 20 Millionen – aus den Völkern stammten, die die Sowjetunion bildeten.
Alle, die ihre ideologischen Differenzen bei Seite geschoben hatten, haben an Frieden, an Verständigung der Länder geglaubt: Großbritannien mit der letzten Bastion des kolonialen kapitalistischen Systems; die Vereinigten Staaten ausgehend von ihrem Aufstieg als Industriemacht in ihrer Rolle als Triebfeder des wirtschaftlichen Liberalismus und die Sowjetunion als Hoffnung der unterdrückten Völker und Bastion des Kampfes der Arbeiter. In den Konferenzen jedoch konnte man bereits eine vielleicht noch weniger stabile Welt erahnen, in der die Idee des Faschismus potentiellen historischen Ereignissen zugrunde liegen würde.
Nach Meinung der Historiker begann der Faschismus 1919 in Italien, ziemlich genau nach Ende des Ersten Weltkrieges und breitete sich nach Deutschland aus; der zentrale Punkt seiner Ideologie ist, gegen die Ideale der Französischen Revolution vorzugehen. Als philosophische Grundlage dieser Strömung hat man den Exponenten des Irrationalismus, den deutschen Denker Friedrich Nietzsche genommen.
Die Geschichte zeigt uns heute, dass jener letzte Schuss in Berlin nur der Anfang eines langen Kampfes der Menschheit gegen Bewegungen und Regierungen war, die offen oder versteckt von der extremen Rechten bis zum Faschismus reichen, vom Ku Klux Klan bis zu den Suprematisten der Neonazis, die in den Straßen der Ersten Welt marschieren und die Schließung der Grenzen und die Ausweisung von Einwanderern fordern.
Unsere Region stand dabei nicht am Rande dieser gefährlichen Tendenzen, wenn man die lange Reihe von Tyranneien bedenkt, von der sie schon seit Beginn der Unabhängigkeit des Kontinents heimgesucht wurde und die nach 1945 in antikommunistische und faschistische Diskurse abglitten: Pinochet, Videla, Trujillo, Somoza und eine lange etcetera Liste von Unterdrückern.
Bolsonaro hat alle Voraussetzungen eines starken Kandidaten dafür: Militarist, mit einer Abneigung gegen die Demokratie, der die Gewalt und die Angst als Strategie der Regierung rechtfertigt, die Zwang ausübt und rassistisch und antifeministisch ist.
Der Grund, warum der Faschismus vorangekommen ist, kann man in Phänomenen wie dem Anstieg der Ungleichheit, der immer größere Macht der Medien gegen die Vernunft, der Rückschritt beim Empowerment der Massen, den Irrtümer der Linken bei ihrem Dialog mit der Basis, den geplanten und genau bemessenen Angriffe der Rechten, um eine neue internationale Ordnung zu etablieren, erkennen.
Wenn an diesem 9. Mai die Uhren angehalten werden, damit die Menschheit sich an den schlimmsten Krieg erinnert, den sie erlitten hat, werden andere voller Sorge auf die Nachrichten des Tages schauen. Trotz allem wollen wir den Blick nicht abwenden, wie viele dies in der Vergangenheit getan haben.
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