Die gedruckte Presse vor großen Herausforderungen
Die gedruckte Presse macht gegenwärtig schwere Zeiten durch, und die Auflagen vieler Tages- und Wochenzeitungen befinden sich in freiem Fall – Luxemburg ist da keine Ausnahme.
Die Privatanzeigen und andere, regelmäßige Einnahmen gingen während der vergangenen Jahre stark zurück und verlagerten sich zum großen Teil auf die audiovisuellen Medien. Gratis-Zeitungen, herausgegeben von großen Medienkonzernen, trugen dazu bei den Eindruck zu verstärken, Information koste nichts und müsse daher gratis angeboten werden.
Inzwischen »informiert« sich eine ganze Generation vorwiegend aus den sozialen Medien und liest keine gedruckten Zeitungen, keine gut recherchierten Hintergrundartikel und keine wohlüberlegten Kommentare, für die man auch noch bezahlen soll. Immer mehr scheinen ihren Informations- und Wissensdurst gelöscht zu haben, wenn sie auf die Schnelle fünf Titel und zehn zusätzliche Sätze auf irgendeinem Internet-Portal konsumieren.
Für die gedruckte Presse ist das eine dramatische Entwicklung, wie man das am Zeitungssterben im Ausland sieht, und auch da ist Luxemburg keine Insel, wie erst kürzlich mit dem Verschwinden der Wochenzeitung »Le Jeudi« deutlich wurde.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gibt es in Luxemburg eine staatliche Pressehilfe für die gedruckte Tages- und Wochenpresse, die im Sinne des Pressepluralismus wirkt, aber auch da bahnen sich Veränderungen an, die im Sinne des Zeitgeists erfolgen und darauf hinauslaufen, Gratis- und Internetzeitungen auf eine Stufe mit der gedruckten Tages- und Wochenpresse stellen.
Derzeit ist das ganze Ausmaß der möglichen Folgen solcher Veränderungen auf die gedruckte Presse und die Wandelung der Presselandschaft noch nicht abzusehen, aber ein neues Pressegesetz wird sich daran messen lassen müssen, ob es im Sinne der wirklichen Meinungsvielfalt und der Informiertheit der Bevölkerung sein wird oder kurz oder lang das Gegenteil bewirkt.
Auch für die »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek«, die inzwischen seit fast einem dreiviertel Jahrhundert erscheint, wird das, je nachdem, welche Maßstäbe das neue Pressegesetz schlussendlich setzen wird, größere Auswirkungen haben. Womit wir uns während der nächsten Monate ernsthaft befassen müssen.
Aus kommunistischer Sicht sei hinzugefügt, dass es nicht so sehr auf die Menge des bedruckten Papiers ankommt, sondern darauf, ob eine Zeitung für oder gegen die Interessen der Lohnabhängigen schreibt.
Diese Gedanken wollten wir im Vorfeld unseres Pressefestes an diesem Wochenende mit den Leserinnen und Lesern der »Zeitung« teilen und ihnen ans Herz legen, dass die Solidarität mit der kommunistischen Tagespresse gebraucht wird. Sie steht an der Seite der KPL, der Gewerkschaften, der Naturschutz- und der Friedensbewegung und anderer progressiver gesellschaftlicher Bewegungen und begleitet sie publizistisch – allzu oft noch mit großen Mängeln. Aber sie ist ein wichtiges Instrument im Kampf für sozialen und gesellschaftlichen Fortschritt, das bewahrt und weiterentwickelt werden muß, denn aufgrund ihrer gesellschaftlichen Ausrichtung ist die »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek« durch nichts zu ersetzen – auch nicht im digitalen Zeitalter.
Ali Ruckert
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