Abschiebung in den Krieg – Abschiebung in ein unbekanntes Land
Heute, am 27. August 2019 soll voraussichtlich der mittlerweile 27. Abschiebeflieger nach Afghanistan gehen. Unabhängig von der katastrophalen Situation vor Ort, unabhängig von der den jeweiligen Lebenssituationen der betroffenen Personen.
In Afghanistan gibt es weiterhin täglich Anschläge, so jüngst auf eine Hochzeitsfeier in Kabul mit mehr als 60 Toten oder einen Tag danach, als am afghanischen Unabhängigkeitstag landesweit unzählige Sprengsätze und Granaten gezündet wurden.
Doch auch dieses Mal scheint Bayern wieder rücksichtlos junge Männer abzuschieben, ohne deren persönlichen Umstände zu beachten. So wurde beispielsweise K, inhaftiert. Der 20-jährige Mann ist 2015 als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter eingereist, hat einen Hauptschulabschluss, diverse Praktika absolviert und mehrere Ausbildungsplatzangebote erhalten. Alle Anträge auf eine Beschäftigungserlaubnis wurden jedoch von der zuständigen Ausländerbehörde abgelehnt. Aktuell hätte er die Möglichkeit eine Ausbildung als Koch zu beginnen.
Auch H., 21 Jahre alt, ist aktuell im Abschiebegefängnis Eichstätt inhaftiert. H. ist ebenfalls 2015 nach Deutschland gekommen. Geflohen ist er mit seinem Bruder, der mittlerweile einen Aufenthaltstitel in Deutschland erhalten hat. Die Geschwister wurden im Iran geboren, Afghanistan ist für sie ein unbekanntes Land, soziale Kontakte besitzen sie nach eigenen Angaben dort nicht. H.s jüngerer Bruder versucht verzweifelt die Abschiebungen der für ihn so wichtigen Bezugsperson zu verhindern. H. hätte bereits eine Ausbildung beginnen können. Doch auch hier hat die Ausländerbehörde den Antrag abgelehnt. Laut einer medizinischer Stellungnahme leidet H. an einer Traumafolgestörung mit depressiver Symptomatik.
„Jeden Monat lässt der brutale und menschenverachtende Abschiebemodus Bayerns grüßen,“ kritisiert Tobias Vorburg vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Hier werden junge unbescholtene Menschen in den Bürgerkrieg, in unsichere Verhältnisse zurückgeschickt. Auf dem Rücken junger Personen sollen Abschiebezahlen in die Höhe getrieben werden, um rechte Forderungen zu bedienen und sog. Push-Faktoren zu verhindern. Integrationsleistungen, Krankheiten oder Familientrennungen werden dabei traditionell ignoriert.“
Gestern wurde bereits in Leipzig am Flughafen gegen die Sammelabschiebung demonstriert. Heute Abend findet am Münchner Flughafen, Terminal 1, 20 Uhr eine Protestkundgebung gegen den geplanten Abschiebeflug nach Afghanistan statt. Auch in Frankfurt haben Organisationen Proteste am Flughafen angemeldet.
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