»Militäreinsatz« und andere Enten
Es ist schon bezeichnend, wenn den Machern der Haupt-Nachrichtensendung im Ersten Deutschen Fernsehen nichts Besseres einfällt, als darüber zu »berichten«, was überhaupt nicht passiert ist. So wurde bei den Bildern über neue Massenaufmärsche von »Verteidigern der Demokratie« in Hongkong am Sonntagabend betont, daß über Zusammenstöße mit der Polizei keine Berichte vorlägen. Dabei schwang etwas Bedauern mit, denn Bilder von Polizisten im Einsatz gegen Demonstranten machen sich so gut im Fernsehen. Natürlich vor allem dann, wenn sie aus China kommen oder aus Rußland, nicht etwa bei den Prügelorgien der Flics gegen die »Gelben Westen«…
Ebenso bezeichnend ist es, wenn in den ach so demokratisch gesinnten bürgerlichen Medien immer wieder die Rede ist von einer »Angst vor einem Militäreinsatz«. Gemeint ist damit eine angebliche Drohung aus China. Als »Beleg« werden dann großflächig Fotos gezeigt, auf denen viele Militär-Lastkraftwagen zu sehen sind – Bilder, die laut Bildunterschrift »in unmittelbarer Nähe« von Hongkong aufgenommen wurden.
Warum eigentlich wird kaum darüber berichtet, daß sich die USA ganz besonders für das Geschehen in Hongkong interessieren? So sehr, daß geplant wurde, Kriegsschiffe der US Navy in den Hafen von Hongkong einlaufen zu lassen. Warum sind eigentlich kaum Fotos von Losungen der »Verfechter der Demokratie« in Hongkong zu sehen, mit denen USA-Präsident Trump gebeten wird, Hongkong zu »befreien«, mit denen die US Army willkommen geheißen wird?
Geht es hier vielleicht doch um ein wenig mehr als um den Einsatz für bürgerliche Rechte? Ganz offensichtlich besteht ein direkter Zusammenhang mit dem seit Monaten tobenden Handelskrieg der USA gegen China, den die Führung in Washington mit jedem Tag etwas mehr zu verlieren droht. Ganz sicher auch mit der Tatsache, daß sich Investoren und Spekulanten aller Couleur nach und nach vom Finanzplatz Hongkong abwenden, woraus für China, nicht aber für die USA ein wirtschaftlicher Nachteil entsteht. Und ebenso sicher haben die USA und der gesamte »freie Westen« ein Interesse daran, Unruhe zu schüren, die sich möglichst auf ganz China ausbreiten soll.
Warum eigentlich wird kaum oder nur am Rande erwähnt, daß die USA die abtrünnige chinesische Inselrepublik Taiwan massiv aufrüsten durch die Lieferung von Raketensystemen, Panzern, Maschinengewehren und neuerdings auch mit Kampfflugzeugen F-16? Das alles im Wert von mehr als zehn Milliarden US-Dollar! Begleitet wird diese Aufrüstung mit Äußerungen über eine »verstärkte militärische Aggression Chinas in der Region«.
Tatsächlich sind es wieder einmal Truppen der USA und ihrer engsten Verbündeten, die aufmarschieren und aufrüsten gegen einen Gegner, der bereits mit einem umfangreichen Handels- und auch Propagandakrieg attackiert wird. Aber ungeachtet dessen phantasieren »Tagesschau« und »Tageblatt« über »militärische Bedrohung« durch China. Was sollten die Chinesen denn tun? Die Hände heben, sich zurückziehen und »Welcome US Army«-Schilder an den Grenzen aufstellen?
Daß in dieser Situation ausgerechnet die Europäische Union, die auf ihrem Territorium eigentlich ausreichend Gründe hat, sich über Polizeigewalt, vor allem aber über Regierungs- und andere Krisen Sorgen zu machen, sich in die Angelegenheiten Hongkongs einmischt, bedarf kaum eines weiteren Kommentars.
Uli Brockmeyer
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