Rüstungsfabrik blockiert
Mit einer vielfältigen und entschlossenen Aktion hat das Bündnis „Rheinmetall entwaffnen“ heute mit mehreren hundert Menschen die Zufahrtswege zum Produktionsstandort „Rheinmetall Waffe Munition“- in Unterlüß bei Celle in Niedersachsen blockiert. Damit wurde der Schichtwechsel zur Frühschicht sowie An- und Auslieferungen zur und von der Fabrik des Rüstungsunternehmens unterbrochen. „Wir haben die Rheinmetall-Rüstungsproduktion für einen weiteren Tag lahmgelegt. Der Rüstungskonzern leistet materielle Hilfe für die von Saudi-Arabien begangenen Kriegsverbrechen im Jemen und die völkerrechtswidrige Besatzung der türkischen Armee im nordsyrischen und ehemals kurdisch verwalteten Kanton Afrin. Rheinmetall ist mitverantwortlich für diese und viele weiteren Kriegsverbrechen“, sagte ein Ulli Becker, eine Sprecherin der Initiative.
Rheinmetall umgeht mit der Gründung von Tochterunternehmen und Joint Ventures bewusst Waffenexport-Regularien der deutschen Bundesregierung wie den aktuelle bis Ende September geltende Waffenexport-Stopp nach Saudi-Arabien.
Bei ihrer Aktion haben sich die Aktivist*innen nicht von der Polizei aufhalten lassen und entschlossen und besonnen die Zufahrtswege des größten deutschen Rüstungsproduzenten blockiert. „Wir weigern uns, in einer Welt zu leben, die zunehmend von Kriegen, Aufrüstung und Abschottung bestimmt wird. Rheinmetall als größter deutscher Rüstungsproduzent und deutscher Waffenexportmeister ist wesentlich daran beteiligt und mach gigantische Profite mit dem Töten. Deshalb sehen wir uns gezwungen mit Aktionen des massenhaften Ungehorsams die Produktion von Rüstungsgütern lahmzulegen. Wir fordern, dass keine Profite mit Kriegen und die Abwicklung der Rüstungssparte des Konzerns zu fordern“ fuhr Ulli Becker fort.
Bereits am Vortag hatte eine unabhängige Gruppe mit verschiedenen Blockadetechniken vier Zufahrtswege zur Waffenfabrik von Rheinmetall versperrt. Die Blockade an der Hauptzufahrt dauerte bis in die Nacht an. Zwei Person hingen in einem Strommast und eine Person in einem Tripod auf der danebenliegenden Straße. Fünf Menschen wurden von der Polizei auf die Wache nach Celle gebracht, noch am selben Tag jedoch wieder freigelassen worden.
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In Erinnerung an die jüdischen Zwangsarbeiterinnen aus dem Lager Altensothrieth, besuchten Rund 90 Antifaschist*innen die abgelegene Waldlichtung, auf der sich der Eingang zum damaligen KZ-Außenlager befunden hatte. Dort wurde ein Gedenkstein mit dieser Inschrift gesetzt: »Hier befand sich von 1944 bis 1945 das Außenlager Tannenberg des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, in dem 900 osteuropäische Jüdinnen inhaftiert waren. Sie mussten Zwangsarbeit für Rheinmetall leisten. […] In Gedenken an die unzähligen, für die Kriegsindustrie der Nationalsozialisten ermordeten Menschen. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.« Im Anschluss wurde der Weg markiert, den die Frauen täglich zur Zwangsarbeit gehen mussten. Ein Straßenschild mit der Aufschrift »Mahnmal KZ Außenlager« weist nun auf den vergessenen Ort hin.
Die Aktionen laufen im Rahmen des Antikriegs-Camps „Rheinmetall Entwaffnen“, das seit dem 1. und noch bis zum 9. September im niedersächsischen Unterlüß nahe Celle stattfindet. Es reiht sich in einen weltweiten Protest gegen die finanzielle und militärische Unterstützung des Erdogan-Regimes ein, das gegen die kurdische Selbstverwaltung in der Türkei und in Rojava (Nordsyrien) Krieg führt. Unter dem Motto „Rise up for Rojava – Block, Occupy, Disturb“ finden zeitgleich Aktionen gegen Rüstungskonzerne und Waffenmessen statt, darunter in europäischen Ländern, Australien und Südamerika.
Weitere Informationen: rheinmetallentwaffnen.noblogs.org