Es könnte ein heißer Herbst bevorstehen
Der Sommerurlaub neigt sich so langsam dem Ende entgegen. Das sieht man sowohl im wieder dichter werdenden Berufsverkehr, wie auch auf den vielen Baustellen, wo die Arbeit nach Ende des dreiwöchigen Kollektivurlaubs wieder aufgenommen wurde. Auch in den Sektoren, wo nicht nach dem Prinzip eines kollektiven Stillstands verfahren wird, sind die Motoren längst wieder in einen schnelleren Gang geschaltet worden. Mit dem Schulbeginn am 15. September dürfte demnach allerorts der Alltag wieder eingekehrt sein. Und mit dem Alltag auch die alten (und neue) Probleme.
Zur Erinnerung: vor der Sommerpause hatten wir davor gewarnt, dass uns womöglich ein heißer Herbst bevorstehenden könnte. Wie gewohnt, mussten wir uns daraufhin aus so mancher Ecke den Vorwurf der Schwarzmalerei gefallen lassen. Die einen bezeichneten uns als unverbesserliche Scharfmacher, andere wiederum schlugen vor, bei den »unbegründeten Warnungen« der »bösen« Kommunisten einfach wegzuhören.
Doch waren unsere Warnungen wirklich so unbegründet? Keinesfalls, denn wie so oft in der Vergangenheit dienten die Sommermonate auch dieses Jahr nicht nur dazu, um von den bestehenden Problemen abzulenken, wie üblich wurde auch an neuen Verschlechterungen gebastelt. So manche Hiobsbotschaften wurden sogar bereits verkündet.
So informierte der Stahlkonzern ArcelorMittal vor einigen Tagen bei einem Treffen mit den Gewerkschaften OGBL und LCGB, in den nächsten fünf Jahren im Zuge des Transformationsprojektes für die Standorte Belval und Differdingen insgesamt 216 Posten streichen zu wollen. Näheres könnte den Gewerkschaften am 12. September bei einem weiteren Treffen mitgeteilt werden. ArcelorMittal beschäftigt derzeit noch rund 3.500 Mitarbeiter in Luxemburg – vor zehn Jahren waren es deren noch 6.500. Der Abbau geht also unaufhaltsam weiter.
Die andere Hiobsbotschaft kam vorige Woche aus dem Hause RTLGroup, wo dem Personal und den Personaldelegierten mitgeteilt wurde, die Konzernführung von RTL würde sich größtenteils aus Luxemburg verabschieden und ihre Tätigkeiten nach Köln transferieren, was nicht ohne Postenabbau und Versetzung von Mitarbeitern nach Köln geschehen könne. Auch wenn der Firmensitz (zumindest vorübergehend) in Luxemburg verbleiben wird, dürften Teilen des Personals also düstere Zeiten bevorstehen.
Angeheizt ist die Stimmung allerdings nicht nur bei ArcelorMittal und RTL, wie uns ein Gewerkschaftssekretär versicherte. Schlecht sei das Betriebsklima auch in Unternehmen, in denen die Gerüchteküche brodelt und somit der Rotstift ebenfalls wüten könnte, sowie in Unternehmen, in denen das Patronat schon seit langen Monaten in Verhandlungen zur Erneuerung von Kollektivverträgen bei Lohnfragen fest mit beiden Füßen aufs Bremspedal tritt, oder – schlimmer noch – den Rückwärtsgang einzulegen versucht, indem es altbewährte Errungenschaften abgeschafft sehen möchte.
Nicht verschweigen sollte man auch die sicherlich angeheizte Stimmung vieler Schulabgänger, die schon seit Wochen erfolglos auf Arbeitsplatzsuche sind, dabei jedoch leider feststellen müssen, dass ihr Weg von der Schulbank nicht ins aktive Arbeitsleben, sondern womöglich direkt in die Arbeitslosigkeit führen könnte.
Sind die von ArcelorMittal und RTL verkündeten Hiobsbotschaften also nur der Auftakt eines von den Kommunisten vor der Sommerpause befürchteten heißen Herbstes?
gilbert simonelli
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