ver.di-Kongress in Leipzig eröffnet
Unter dem Motto „ZUKUNFTSGERECHT“ wurde am Sonntagabend der 5. Bundeskongress der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Leipzig eröffnet. Die rund 1.000 Delegierten beraten bis zum kommenden Samstag (28. September) mehr als 1.000 Anträge und wählen einen neuen Bundesvorstand.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte bei der Eröffnung in Leipzig: „Offenheit, Freiheit, Solidarität, Demokratie – das zu schützen ist wichtig in diesen Zeiten. Dafür steht ver.di.“ Gewerkschaftsarbeit sei mehr als das Ringen um die nächste Gehaltserhöhung und den Tarifvertrag. Es gehe um die großen politischen Fragen unserer Zeit. Dies gelte heute umso mehr, weil „Demokratieverächter wieder Zulauf haben. Weil Hass und Hetze aufflammen. Weil es Leute gibt, die Kolleginnen und Kollegen in Gruppen einteilen und ausgrenzen: nach Herkunft oder Hautfarbe, in Bio- oder Passdeutsche, in Bürger und Nachbarn erster und zweiter Klasse“. Deswegen sei es gut, „dass wir starke Gewerkschaften haben, die sagen: So nicht! Und deswegen ist es gut, dass wir eine starke Dienstleistungsgewerkschaft haben, die sagt: so nicht mit uns!“
Der Bundespräsident unterstrich die Bedeutung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft im Kampf um die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Gerade in einigen Dienstleistungsberufen habe dieser dafür gesorgt, dass unanständige Stundenlöhne von fünf Euro oder gar drei Euro und weniger endlich der Vergangenheit angehörten. Bundespräsident Steinmeier: „Wo der Mindestlohn umgangen wird, muss der Rechtsstaat eingreifen. Wer den Mindestlohn vorenthält, muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden.“ Der gesetzliche Mindestlohn habe eine Lücke im ordnungspolitischen Rahmen der sozialen Marktwirtschaft geschlossen. „Ohne ver.di, ohne Frank Bsirske, wären wir vermutlich nicht so weit gekommen“, sagte der Bundespräsident über den scheidenden ver.di-Vorsitzenden.
Frank Bsirske betonte, mit der Gründung von ver.di, sei es gelungen, „die starke Dienstleistungsgewerkschaft zu formen. Wir werden wahrgenommen und neh-men Einfluss“. ver.di bewege Menschen, egal welcher Herkunft. “Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft und freuen uns über die Vielfalt in unserer Organisation. Mitglieder mit migrantischem Hintergrund sind in unseren Reihen willkommen.“
Die Themen Vielfalt und Demokratie zogen sich am Sonntagabend auch durch das Kulturprogramm des ver.di-Kongresses. So trat unter anderem der syrische Pianist Aeham Ahmad, der vor drei Jahren nach Deutschland geflohen ist, auf der ver.di-Bühne auf. Bis zum kommenden Samstag beraten die Delegierten und wählen neben einem neuen ver.di-Vorstand auch einen neuen Gewerkschaftsrat, das höchste Gremium zwischen den ver.di-Kongressen. ver.di ist mit über 1,9 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Gewerkschaft in Deutschland und organisiert Beschäftigte in über 1.000 Berufen.
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