Neue Studie zeigt Handlungsbedarf in Reha-Einrichtungen
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) bekräftigt nach der heutigen Veröffentlichung einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung zur Situation der Beschäftigten in Rehabilitationseinrichtungen ihre Forderung nach einer Aufwertung dieses gesellschaftlich wichtigen Arbeitsfeldes. Laut Studie leiden die Beschäftigten in Rehabilitationseinrichtungen unter zunehmendem Arbeitsdruck und zu niedrigen Löhnen, was zu einer Abwanderung des Personals und damit zu akutem Personalmangel führt. „Die Studie zeigt klar, wo der Schuh drückt: bei den Arbeitsbedingungen und bei der Bezahlung. Das Arbeitsfeld Rehabilitation muss deutlich attraktiver werden. Die Rehabilitation ist schließlich ein wichtiges Glied in der Versorgungskette im Gesundheitssystem“, sagte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand.
Die Arbeitsverdichtung in den Rehabilitationskliniken wird laut Studie verstärkt durch die Fehlanreize der Krankenhausfinanzierung: Das DRG-System setzt demnach Anreize zur möglichst frühen Entlassung der Patientinnen und Patienten aus den Akutkrankenhäusern, was nicht immer im Interesse der Patientinnen und Patienten ist. Die Reha-Einrichtungen müssen deshalb mit gestiegenen Schweregraden der Erkrankungen und höherem Pflegeaufwand umgehen, ohne dass sich die Personalausstattung verbessert hat. Für die Beschäftigten steigen dadurch die emotionalen Anforderungen und die körperlichen Belastungen.
Nur sechs bis neun Prozent der für die Studie Befragten im Bereich Pflegedienst, Physio- und Ergotherapie und Servicedienst halten die Vergütung für angemessen. Die Bezahlung in Reha-Einrichtungen ist häufig aufgrund der geringen Tarifbindung niedrig. „Die Beschäftigten kennen inzwischen ihren Marktwert. Es ist doch nachvollziehbar, dass Beschäftigte in Krankenhäuser wechseln, wenn dort viel besser bezahlt wird“, so Bühler.
ver.di fordert, die Finanzierung der Rehabilitation an Bedingungen zu knüpfen. „Wichtig sind bedarfsgerechte Personalvorgaben und deren vollständige Refinanzierung. Zudem müssen Tariflöhne erstattet werden. Die Tarifbindung unterstützt gute Qualität und ist bei der Belegung durch die Kostenträger zu berücksichtigen“, so Bühler. Das Geld der Versicherten müsse im Sinne einer guten Patientenversorgung auch beim Personal ankommen. Die wirtschaftliche Situation der Reha-Anbieter sei sehr unterschiedlich: Insbesondere große profitorientierte Betreiber von Reha-Einrichtungen schöpften satte Gewinne ab, während vor allem kleinere Unternehmen wirtschaftlich unter Druck stünden oder bereits von Konkurrenten übernommen worden seien. Seit einigen Jahren seien internationale Finanzinvestoren auch in der Reha-Branche auf Expansionskurs, die den Wettbewerb verschärften. Bühler: „Die Politik muss dafür sorgen, dass die Sozialbeiträge in gute Qualität und nicht in Profite fließen.“
Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_160_2019.pdf
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