Interview mit Andrés Paris: Die Führung der FARC-Partei hat die Basis aufgegeben
Im Januar 2020 treffen sich die Delegierten der Partei der Alternativen Revolutionären Kraft des Volkes – FARC zu ihrem Kongress. Dieser Kongress ist nicht nur ein elementarer Bestandteil in der Entscheidungsgewalt der Partei, sondern vor allem richtungsweisend zur Bestimmung der Zukunft. Und die Zukunft sieht zumindest innerhalb der Partei alles andere als rosig aus, auch wenn die Rose das Parteilogo ist. Denn die Partei durchläuft derzeit einen schwierigen Prozess, der von Spaltungen, Unzufriedenheit und ernüchternden Wahlergebnissen geprägt ist.
Mittlerweile haben Tausende ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer die Reihen der FARC verlassen, obwohl während des Friedensprozesses der kollektive Wiedereingliederungsprozess das oberste Gebot war. Einige haben dies öffentlich getan, während die meisten der Partei in aller Stille den Rücken gekehrt haben. In einem Interview zwischen Dick Emanuelsson und dem ehemaligen Kommandanten Andrés París (Jesús Emilio Carvajalino), Mitglied der Friedensdelegation der FARC-EP in Havanna und ehemaliger Teil der Internationalen Kommission, wird dies klar deutlich. Zuvor teilte eine Gruppe von 71 ehemaligen Kämpfern der FARC in Bogotá öffentlich mit, dass sie ihre Mitgliedschaft in der Partei FARC niederlegen.
„Sie (Timochenko und andere Führungspersonen der Partei) haben eine Kombination aller Methoden genutzt, um die Partei zu zerstören“, sagt Andrés Paris traurig, als er interviewt wird. „Was es gibt, ist ein innerer Prozess der bewussten Lenkung eines Kerns, der die Führung der Partei übernommen hat, um diese von innen zu zerstören“, fügt er bezüglich des Kongresses im Januar 2020 hinzu. Vor dem Parteitag im Januar hat die Führung ein umfangreiches Dokument mit programmatischen Ansätzen für die Partei vorgelegt. Diese Thesen wurden für ihre Doppeldeutigkeit und sozialdemokratische Tendenz heftig kritisiert, so dass Andrés París satirisch sagt, dass es „eine Beleidigung der Sozialdemokratie“ sei.
Vor einigen Monaten konnten wir in der Zeitung El Tiempo lesen, dass hinter Andrés París, Fabián Ramírez, dem ehemaligen Kommandanten des Südblocks der FARC-EP und Julio Rincón, dem ehemaligen Kommandanten der 18. Front auch 2000 ehemalige Kämpferinnen und Kämpfer stehen, die von der Leitung der Partei ausgeschlossen wurden, angeführt durch „Timochenko“ alias Rodrigo Londoño.
„Diese Gruppierungen brandmarkte Timochenko als Splittergruppen. Wir weisen darauf hin, dass wir weder Kämpfer aus der Partei wegnehmen, die bereits sehr wenige Kämpfer hat, noch ehemalige Kämpfer, die sich im Wiedereingliederungsprozess befinden. Wir haben mit Fabián, Julio Rincón oder anderen Kollegen die Ausgeschlossenen aufgenommen. Unsere Hymne kann das Lied „der Tanz der Ausgeschlossenen“ sein. Weil wir Tausende von ehemaligen Kämpfern zusammengebracht haben, die die Partei und die Regierung vergessen hat.“ París meint, eine grundlegende Entscheidung zum Verlassen der Partei war die Führungsebene, die keine leninistische Vision zur Auswahl der Kader und Führungspersonen hat, sondern nur in kleinen persönlichen Gruppen agiert und entscheidet.
„Wir haben beschlossen, die Wiedervereinigung dieser ehemaligen Kämpfer durchzuführen und haben drei nationale Treffen mit der Regierung abgehalten. Und wir marschieren in der klaren Vision, dass wir nicht in der Rückkehr zu den Waffen sind, aber wir wollen auch nicht gedemütigt werden, von der Parteileitung geführt zu werden.“
París schlussfolgert, dass es für die Partei bisher leicht gewesen sei, weil die Gegner, wie Iván Márquez und Jesús Santrich, diejenigen, die die meisten Stimmen auf dem jüngsten Parteitag zum Bestimmen der nationalen Führung der Partei mit dem ersten und dritten Platz erhalten haben, die Partei verließen, um einer Strafverfolgung und Auslieferung in die USA zu entgehen.
Dies ist jedoch nur ein Auszug aus dem ausführlichen Interview in spansicher Sprache von mehr als 50 Minuten mit Andrés Paris. Das Bild vor dem Kongress der FARC im Januar ist düster, nicht nur für die kolumbianische Linke, sondern auch für die lateinamerikanische Linke.
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