Hochschulprotest in Potsdam: Gegen Befristungen für bessere Studienqualität
Das brandenburgische Bündnis „Frist ist Frust Brandenburg“ ruft für den 15. Januar, 12:00 Uhr, zu einer Kundgebung vor dem Landtag in Potsdam auf, bei der gegen Befristungen und für eine bessere Studienqualität demonstriert wird. Die Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen leiden seit Jahren unter einer viel zu hohen Befristungsquote. Die Gewerkschaften GEW und ver.di, das Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss) und die Brandenburgische Studierendenvertretung (BRANDSTUVE) schlossen sich deshalb zum Bündnis Frist ist Frust Brandenburg zusammen, um sich für das Ende des ausufernden Befristungswesens in der Wissenschaft einzusetzen. Bundesweit finden am 15. Januar 2020 dezentrale Aktionen des Bündnisses Frist ist Frust und seiner Partnerorganisationen statt, um Druck auf die Landesregierungen auszuüben und auf prekäre Arbeitsverhältnisse an deutschen Hochschulen aufmerksam zu machen. Mit dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ verstetigt der Bund die gemeinschaftliche Finanzierung des Hochschulwesens. Damit entfällt der bisherige Befristungsgrund für viele Beschäftigte. Günther Fuchs (GEW) betont: „Der dauerhafte Einstieg des Bundes in die Hochschulfinanzierung muss genutzt werden, um endlich mehr Dauerstellen zu schaffen!“
Das Bündnis traf sich am vergangenen Freitag (10.01.20) mit Vertreter/inne/n des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) und der Ministerin Dr. Manja Schüle, um die Erwartungen des Bündnisses in Bezug auf die Umsetzung des Zukunftsvertrages und Möglichkeiten der strukturierten und wirkungsvollen Beteiligung zu kommunizieren.
Antje Thomaß (ver.di) kommentiert dazu: „Wir begrüßen, dass das Ministerium uns grundsätzlich zustimmt, dass Dauerstellen wichtig sind, um die Studiensituation zu verbessern. Auch meinen wir, darin überein gekommen zu sein, dass im Rahmen des von der Koalition angekündigten Dialogprozesses künftig die Umsetzung des Zukunftsvertrages begleitet werden sollte.“ Nach der Verwaltungsvereinbarung zum Zukunftsvertrag müssen die Länder sich überprüfbare Ziele und eigene Schwerpunkte setzen. „Wir können nach unserem Gespräch mit dem MWFK nicht erkennen, dass eine konkrete Schwerpunktsetzung im Sinne des Zukunftsvertrages stattfindet. Außerdem wurde uns keine Strategie zur Evaluation der Mittelverwendung und Zielerreichung mitgeteilt“, gibt Sabrina Arneth (GEW Studis) zu bedenken.
„Arbeitsverträge gehen oft nur zwei Jahre – man weiß nie, ob das mit der Vertragsverlängerung klappt. Das führt zu völliger Verunsicherung bei uns und macht Lebensplanung quasi unmöglich. Unsere Lösung ist deshalb ganz einfach: Stellen, die anteilig oder insgesamt aus Mitteln des Hochschulpaktes finanziert werden, müssen als dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse eingerichtet werden. Bei 81 Prozent Befristung an den Hochschulen schon 2017 ist die Lage extrem ernst“, sagt Aileen Behrendt, die sich in Brandenburg für das NGAWiss engagiert.
Nikolas Ripka (BRANDSTUVE) bekräftigt: „Studierende brauchen erfahrenes, dauerhaft an den Hochschulen tätiges Personal – und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler brauchen verlässliche Berufsperspektiven.“
Quelle: