DGfE und GEW: „Zahl der erziehungswissenschaftlichen Professuren hält nicht mit Entwicklung der Studierendenzahlen Schritt“
Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnen einen Ausbau der Professuren für Erziehungswissenschaft an. Dies sei eine notwendige Konsequenz aus den Ergebnissen des „Datenreports Erziehungswissenschaft 2020“, sagten Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, und Harm Kuper, Vorsitzender der DGfE, am Dienstag. Der Report ist soeben beim Verlag budrich academic veröffentlicht worden.
Laut Datenreport hat sich das erziehungswissenschaftliche Personal an den Universitäten in den vergangenen beiden Jahrzehnten zwar parallel zu den wachsenden Studierendenzahlen verdoppelt, aber dieser Trend schlage sich in den einzelnen Personalkategorien sehr unterschiedlich nieder. „Während bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Lehrkräften für besondere Aufgaben ein deutlicher Anstieg zu beobachten ist, stagniert die Zahl der Professorinnen und Professoren. Das ist unangemessen, weil eine qualitativ hochwertige Lehre und Forschung einer Verankerung der erziehungswissenschaftlichen Disziplin an Professuren bedarf“, sagte DGfE-Vorsitzender Kuper.
GEW-Vize Keller ergänzte, dass nur elf Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Lehrkräfte unbefristet beschäftigt seien. Die Teilzeitquote in dieser Gruppe liege bei 76 Prozent. „Immer mehr Zeitverträge und Teilzeitstellen im Mittelbau – diese Entwicklung untergräbt nicht nur die Attraktivität des Arbeitsplatzes Hochschule im Wettbewerb mit Arbeitgebern in der Praxis, sondern gefährdet auch die Kontinuität und damit Qualität von Forschung und Lehre. Wir brauchen daher auch im Mittelbau Dauerstellen für Daueraufgaben in der Erziehungswissenschaft“, betonte Keller.
Info: Seit 20 Jahren und damit länger als vergleichbare Fachgesellschaften beobachtet die DGfE durch den Datenreport die disziplinäre Entwicklung der Erziehungswissenschaft anhand von Strukturdaten. Der aktuelle, sechste Datenreport informiert darüber, wie sich Studienangebote im Hauptfach und im Lehramt verändern, welchen Zuspruch die Disziplin von den Studierenden erfährt, welche Abschlüsse vorgehalten und erreicht werden, inwiefern die Absolventen auf dem Arbeitsmarkt reüssieren, wie sich Qualifikations- und Stellenangebote sowie Personalstrukturen in der Disziplin entwickeln. Die neueste Ausgabe betont dabei die Trendanalyse über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten und wirft Fragen nach künftigen Entwicklungsbedarfen und Perspektiven für die Disziplin auf. Anhand des Datenreports kann man aktuelle und andauernde Entwicklungen der Erziehungswissenschaft erkennen. Der Datenreport wird von der GEW-nahen Max-Traeger-Stiftung finanziell gefördert.
Hier der Link zur Open-Access Veröffentlichung.
Quelle: