15. November 2024

CoViD-19: Was passiert in Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen?

Das deutsche Gesundheitswesen geht mit der Belastung einer jahrzehntelangen Politik des Sparens und Personalabbaus in die Hochphase der Corona-Pandemie. Die Krankenhäuser sind in ihrer Struktur weitgehend auf Wirtschaftlichkeit getrimmt und in zahlreiche Träger aufgesplittert. Es gibt daher keine gemeinsame Herangehensweise, die Situation in den verschiedenen Krankenhäusern ist derzeit völlig unterschiedlich. Wie sehr beispielsweise das Programm nicht dringender geplanter Eingriffe reduziert wird, schwankt von komplett bis gar nicht. Auch in Fragen von Ausstattung und Hygiene bestehen riesige Unterschiede zwischen den Häusern.

Der große Ansturm in den Kliniken steht dabei noch aus, wodurch mancherorts eine Art „Ruhe vor dem Sturm“ einkehrt. Auf der anderen Seite findet Arbeitsverdichtung für die Kolleginnen und Kollegen teilweise trotzdem schon in großem Umfang statt, etwa durch das Nachrüsten von Intensivstationen oder die Einrichtung von Isolationsbereichen.

Politische Hilfe gibt es für die Krankenhäuser wenig. Für die Beschäftigten gilt sogar das Gegenteil. Die unzureichenden Personaluntergrenzen wurden bereits aufgehoben, das Fallpauschalensystem bleibt unangetastet und als Finanzhilfe gibt es 50.000€ für jedes neue Intensivbett, was die Kosten nicht deckt. Sollte sich die Lage weiter verschlimmern, kann mit einer Aufhebung des Dreischichtsystems zugunsten von 12-Stunden-Schichten gerechnet werden. In NRW hat die Landesregierung außerdem bereits ein Gesetz mit Modelcharakter vorgeschlagen, dass die Zwangsrekrutierung medizinisch ausgebildeter Menschen ermöglichen soll.

Die vergessenen Berufsgruppen

Im Vordergrund der öffentlichen Debatte über Krankenhäuser stehen schon länger und auch aktuell vor allem der ärztliche und pflegerische Bereich. Nur mit diesen zwei Berufsgruppen überlebt aber kein Krankenhaus auch nur einen Tag lang. Material muss weiter bestellt, elektrische Geräte weiter gewartet, Gebäude weiter gereinigt, Essen weiter eingestellt und Patientinnen und Patienten genauso wie Material weiterhin transportiert werden, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch in den anderen Berufsgruppen herrschen Ausnahmebedingungen und erhöhte Arbeitsintensität.
In ausgegliederten Dienstleistungsbereichen hingegen droht Kolleginnen und Kollegen die Kurzarbeit oder Arbeitsplatzverlust mit dramatischen Konsequenzen für die Betroffenen.

Stationäre Pflege

Stationäre Pflegeeinrichtungen begegnen derzeit einigen speziellen Herausforderungen, weil sie strukturell ganz anders aufgestellt sind, als Krankenhäuser.
Zum einen werden hier fast ausschließlich Risikogruppen betreut, und zwar durchschnittlich mit weniger Personal, als in Krankenhäusern. Das erhöht sowohl die konkrete Arbeitsbelastung, als auch den ethischen Druck auf die Kolleginnen und Kollegen. Sie wissen: Die Menschen, die von ihnen versorgt werden, sind in besonderer Gefahr und fallen bei der Vergabe begrenzter Behandlungskapazitäten schnell durch. In der französischen Region Elsass werden Menschen ab 80 Jahren momentan pauschal nicht mehr beatmet. Auch in Deutschland gibt es jetzt eine Leitlinie zur Triage bei Corona, die zwar keine Altersgrenzen setzt, aber nach Prognose sortiert – also in der Regel zuungunsten älterer und vorerkrankter Personen.

Zum anderen sind die Einrichtungen in der Regel deutlich kleiner und finanzschwächer, als Krankenhäuser. Das bedeutet, dass der vorhandene Bestand an Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel sowieso kleiner ist, aber auch weniger gut nachgekauft werden kann. Die hygienisch korrekte Versorgung wird so deutlich erschwert.

Wofür wir kämpfen:

  • Einführung der von ver.di geforderten 500€ Aufschlag auf die Löhne für alle betroffenen Berufsgruppen und über die Dauer der Krise hinaus
  • Freistellung der Kolleginnen und Kollegen in nicht dringend nötigen Bereichen bei voller Lohnfortzahlung
  • Sofortige Wiedereinführung der Personaluntergrenzen und schnellstmögliche Einführung einer tatsächlich bedarfsgerechten Personalbemessung in allen Organisationsbereichen und Berufsgruppen des Gesundheitswesens
  • Verstaatlichung der Gesundheitsversorgung mit Betten- und Personalaufbau sowie Aussetzen aller Schließungspläne
  • Abschaffung der Fallpauschalen und Übernahme aller entstehenden Kosten des Gesundheitswesens durch den Staat auf Kosten von Militärausgaben
  • Planmäßige Produktion und Verteilung notwendiger Geräte und Materialien

Quelle:

SDAJ – Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend

Wirtschaft & Gewerkschaft