GEW: „Schneckentempo des Digitalpakts nach der Corona-Krise beenden“
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat einen Masterplan angeregt, der während der Corona-Krise die Gesundheit der Lehrkräfte und Lernenden schützt und die digitale Ausstattung der Schulen vorantreibt. Der Plan solle für guten Datenschutz sorgen und das professionelle Arbeiten der Lehrkräfte unterstützen. „Dieser Masterplan kann auch einen Beitrag leisten, um der sozialen Spaltung in der Schule und der Gesellschaft zu begegnen. Die Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie haben gezeigt: Das Schulsystem ist auf Online-Lernen und einen flächendeckenden Einsatz digitaler Medien und Tools nicht gut vorbereitet. Jetzt rächt sich, dass die Ausstattung der Schulen und Lehrkräfte zu langsam lief und der Digitalpakt Schule nur im Schneckentempo in Gang kam“, sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Dienstag in Frankfurt a.M. mit Blick auf die Probleme des Online-Unterrichts. Dennoch wüchsen viele Lehrkräfte und Schulen in der Krise über sich hinaus und entwickelten neue Kommunikations- und Unterrichtsformen. Dabei nutzten sie die digitalen Möglichkeiten, soweit es geht.
„Alle Lehrkräfte müssen dienstliche Endgeräte und eine dienstliche Mailadresse bekommen“, betonte Hoffmann. Dies sei bisher bei weitem nicht der Fall: 90 Prozent der Lehrkräfte nutzen laut Zwischenergebnis einer repräsentativen, bisher nicht veröffentlichten GEW-Studie private Endgeräte, ein Großteil der Lehrkräfte besitzt lediglich private Mailadressen. Dies löse Datenschutzprobleme aus, die geklärt werden müssen. „Nur die Hälfte der Lehrkräfte sagt, dass der Datenschutz an ihrer Schule grundsätzlich geregelt sei. Wir brauchen aber juristische Sicherheit für alle Lehrerinnen und Lehrer“, betonte die GEW-Schulexpertin.
„Die Krise könnte der Entwicklung von Konzepten, die digitale und analoge Lernformen miteinander verbinden, einen neuen Schub verleihen“, sagte Hoffmann. Allerdings seien dafür einige Fragen zu klären. Aktuell seien die Schulen technisch schlecht ausgestattet. Zudem gebe es zu wenige Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, Nutzung und Anwendung digitaler Tools zu erlernen. Für das unüberschaubare digitale Angebot benötigten Familien und Lehrkräfte mehr Orientierungshilfen. „Wir brauchen einen öffentlich finanzierten und verantworteten Kompass für allgemeinbildende und berufsbildende Schulen, der Materialien, Apps und Tool bewertet und empfiehlt“, stellte Hoffmann klar. Zudem brauchten die Schulen mehr Unterstützung sowie größere Freiräume, auf die Einrichtung zugeschnittene Konzepte zu entwickeln. „Sinnvolle und nachhaltige pädagogische Konzepte entstehen nur im Dialog mit den Lehrerinnen und Lehrern“, sagte Hoffmann.
Sie machte sich dafür stark, dass der Staat jetzt verstärkt in die Entwicklung sicherer, öffentlicher und kommerzfreier IT-Dienstleistungen und Unterrichtsressourcen investiert. „Es ist nicht das Gebot der Stunde, Privatunternehmen, die Plattformlösungen anbieten, mit Geldspritzen zu pampern. Schnellschüsse, die lediglich privaten Lobbyinteressen dienen, führen auf dem Weg zu einem Masterplan nicht weiter“, unterstrich Hoffmann. So lange grundsätzliche Fragen wie Ausstattung der Schulen, Entwicklung didaktischer Konzepte und der Datenschutz nicht geklärt seien, nutzten Plattformen, die die meisten Schülerinnen und Schüler zudem gar nicht erreichen, nichts.
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