Urabstimmung bei Voith: 98 Prozent votieren für Streik
Bezirksleiter Horn: „Wir können auch in Corona-Zeiten einen Arbeitskampf organisieren.“ – Bevollmächtigter Gil: „Die Zeichen stehen auf Streik. Wenn das Management einlenken will, dann sind noch wenige Tage Zeit.“
Die IG Metall-Mitglieder beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen haben sich mit überwältigender Mehrheit für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Bei der Urabstimmung stimmten 98 Prozent der Mitglieder für einen Streik, bei einer Wahlbeteiligung von 100 Prozent. Die IG Metall und die Beschäftigten kämpfen für den Erhalt des Standortes mit 500 Arbeitsplätzen und einen Sozialtarifvertrag.
Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, sagt: „Wir haben es geschafft, in Zeiten der Pandemie eine Urabstimmung mit solch einem überzeugenden Ergebnis durchzuführen. Ich glaube, es wird deutlich, dass wir als IG Metall – egal zu welcher Zeit – unsere Kolleginnen und Kollegen nicht im Stich lassen.“ Und weiter: „Sechs Monate Gespräche mit dem Management haben zu nichts geführt. Das Unternehmen hat ein Alternativkonzept der IG Metall abgelehnt, das Einsparungen bringen und den Standort sichern würde. Die IG Metall und die Beschäftigten lassen sich das nicht gefallen. Wir können auch in Corona-Zeiten einen Arbeitskampf organisieren. Wir lassen uns dieses Grundrecht nicht nehmen und kämpfen für die Existenzen der Beschäftigten. Dem Management sollte klar sein, dass wir mit der gleichen Disziplin und der hohen Beteiligung der Urabstimmung in den Arbeitskampf gehen werden.“
Carlos Gil, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu, sagt: „Dieses Werk mit 500-jähriger Tradition schreibt weiterhin schwarze Zahlen und produziert auch in Corona-Zeiten voll. Es darf nicht den irrsinnigen Schließungsplänen eines Konzerns zum Opfer fallen. Diese Schließung ist betriebswirtschaftlich nicht notwendig und menschlicher Wahnsinn. Wir werden diesem Irrsinn nicht tatenlos zusehen.“ Gil betont allerdings auch, dass die Türen für Gespräche weiterhin offenstehen: „Die Zeichen stehen auf Streik. Wenn das Management einlenken will, dann sind noch wenige Tage Zeit.“
Bereits im Herbst 2019 hatte Voith seine Schließungspläne für das Werk in Sonthofen bekannt gemacht. Das Werk produziert Spezialgetriebe, erreichte in 2019 seine Umsatzziele und schrieb schwarze Zahlen. Dennoch soll die Produktion an andere Standorte verlagert werden, um Kosten zu sparen. Seitdem kämpfen IG Metall und Beschäftigte für den Erhalt des Werkes und bekommen dabei viel Unterstützung aus der gesamten Region.
Wegen der Corona-Pandemie fand die Urabstimmung unter erschwerten Bedingungen statt. Erstmals überhaupt führte die IG Metall eine Urabstimmung als Briefwahl durch. Die Mitglieder erhielten die Wahlunterlagen per Post nach Hause und haben sie an den beiden Wahltagen gegenüber des Werkes in eine Abstimmungsurne geworfen – unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften.
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