1. Mai in Frankfurt: Über 120 Menschen bei Abstandskundgebung auf den Paulsplatz
Initiiert von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) fand heute eine Kundgebung zum 1. Mai auf dem Frankfurter Paulsplatz statt. Obwohl ursprünglich nur 30 Personen von der Polizei genehmigt worden waren, kamen trotzdem viel mehr Menschen, blieben PassantInnen stehen und unterstützen immer mehr befreundete Organisationen die Kundgebung, sodass am Ende über 120 Menschen mit über 1,5 Meter Abstand und Schutzmaske den Paulsplatz füllten.
Die Stimmung ließ sich auch vom Regen zu Beginn nicht trüben: Immer wieder hallten lautstark Sprüche über den Paulsplatz von „Brecht die Macht der Banken und Konzerne“ bis hin zu „Löhne rauf, Mieten runter“ über den Platz. Rednerinnen und Redner waren sich einig darin, dass wir uns die aktuellen Angriffe auf unsere Rechte und die Abwälzung der Krise auf die Werktätigen durch Kurzarbeit, Kündigung und unbegrenzte Kredite für Unternehmen nicht unwidersprochen hinnehmen können. In einem Bericht einer Kollegin aus dem Uniklinikum, die leider nicht persönlich anwesend sein konnte, da sie in den 24-Stunden-Bereitschaftsdienst geschickt wurde, wurde die dramatische Situation im Gesundheitswesen geschildert und gefordert, höhere Löhne zu zahlen, statt nur zu applaudieren.
„Solidarisch ist man nicht alleine! – Dieses Motto des DGB zum diesjährigen 1. Mai teilen wir uneingeschränkt. Weil das aus unserer Sicht aber nicht ausreicht, sind wir sehr dankbar für die Organisation dieser Kundgebung hier und genauso über andere Aktionen, die heute stattfinden, wie beispielsweise den Autokorso von ‚Leben und Arbeiten in Gallus und Greisheim‘, die ich hiermit ganz herzlich grüße.“ so hat Andrea für die DKP die Teilnehmenden der Kundgebung begrüßt.
Ulrich Wilken, Landtagsabgeordneter der Partei die Linke, wies in seiner Rede auf die hohe Bedeutung hin sich auch während Corona demokratische Rechte wie die Versammlungsfreiheit nicht nehmen zu lassen und weiter für höhere Löhne und insgesamt bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen. Er bedankte sich ebenfalls ausdrücklich für die Organisation der Kundgebung und berichtete vom gerade stattgefundenen Autokorso.
Ein Vertreter der DIDF wies auf die dramatischen Zustände in den Krankenhäuser hin und forderte einen allgemeinen Mindestlohn von 15€. Immer wieder wurde die Rede von Sprechchören unterbrochen: „Arbeit! Bildung! Zukunft! – Gleiche Rechte für alle!“ so die Forderung.
Der SDS thematisierte die Massenentlassungen von Studierenden und das enttäuschende Angebot der Bundesregierung zinsfreie Kredite zur Verfügung zu stellen, während Milliarden für Banken und Konzerne einfach überwiesen werden.
Petra Wegener, Vorsitzende der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, berichtete von den Erfolgen des kubanischen Volkes, dessen Ärzte in über 20 Ländern der Welt im Kampf gegen die Pandemie sind. Kuba sei damit ein wichtiges Beispiel, dass nur der Sozialismus in der Lage ist die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen.
Die SDAJ betonte, dass Corona die reguläre kapitalistische Wirtschaftskrise verstärkt: „Wir wollen diese Pandemie bewältigen, aber wir wollen nicht für die vom Kapitalismus verursachte Krise bezahlen; die man schon vorher hätte voraussehen können. Wir wollen nicht die Folgen einer von Arbeitgeberverbänden geforderten Lockerung – vor denen die Wissenschaft warnt- tragen. Wir wollen nicht für die Krise der Banken und Konzerne bezahlen. WIR sollen gemeinsam diese Pandemie bewältigen und trotzdem wird der Profit über unsere Gesundheit gestellt.“
In einem spontanen Redebeitrag wies eine Genossin der VVN-BdA auf die am 02.05.20 von 15 bis 17 Uhr ebenfalls auf dem Paulsplatz stattfindende Kundgebung eines neuen rechten Zusammenschlusses hin und forderte zu Protesten dagegen auf. Einem Aufruf, dem wir uns dringend anschließen.
Nach Abschluss der Kundgebung kamen einige TeilnehmerInnen aus verschiedenen Organisationen, Ländern und Altersgruppen noch kurz zusammen, um sich über die nächsten Aktionen zu verständigen, Kontakte und Erfahrungen auszutauschen und sich über Organisationsgrenzen hinweg besser zu vernetzen. Auch in diesem Sinne war die Kundgebung ein voller Erfolg.