50 Jahre Kommunistische Jugend Österreichs
Erklärung des Parteivorstandes der Partei der Arbeit Österreichs (PdA), Wien, 10. Mai 2020
Am 9. und 10. Mai 1970 fand der Gründungskongress der Kommunistischen Jugend Österreichs (KJÖ) statt. Die Neuorganisierung der kommunistischen Jugendarbeit in ideologischer, politischer, methodischer und eben auch struktureller Hinsicht war damals notwendig geworden, da sich die bisherige Form als unzulänglich, ja kontraproduktiv erwiesen hatte.
Mitte Mai 1945, nur wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges, hatte sich die damals marxistisch-leninistische KPÖ entschieden, nicht einfach die Tätigkeit des im Herbst 1918 geschaffenen Kommunistischen Jugendverbandes weiterzuführen, sondern mit der Freien Österreichischen Jugend (FÖJ) auf eine überparteiliche antifaschistische Jugendarbeit zu setzen. Dies korrelierte mit der damaligen Orientierung der KPÖ auf eine zeitnahe volksdemokratische Umwälzung. Der rasch wiedereinsetzende Antikommunismus der SPÖ und ÖVP sowie der Antisowjetismus der Westalliierten unterband dies jedoch im österreichischen Fall. Damit war auch der angestrebte Charakter der FÖJ als eines überparteilichen Verbandes von kommunistischen, sozialdemokratischen und christlichen Jugendlichen für ein freies und demokratisches Österreich hinfällig. De facto blieb die FÖJ in den folgenden 25 Jahren eine unabhängige linke Jugendorganisation im praktischen Naheverhältnis zur KPÖ – mit entsprechenden Überschneidungen auch in personeller Hinsicht.
Dass die KPÖ damit jedoch auf eine dezidiert kommunistische Jugendarbeit auf marxistisch-leninistischer Grundlage verzichtete, sollte sich im Zuge der Parteikrise in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre rächen. Der moderne Revisionismus lähmte und beschädigte die kommunistische Bewegung. Auch in der KPÖ wirkte eine revisionistische, rechtsoppositionelle Fraktion, die den Marxismus-Leninismus, die Orientierung auf die sozialistische Revolution und die Solidarität mit den sozialistischen Ländern ablehnte – sie verfolgte vielmehr die Liquidierung der KPÖ als marxistisch-leninistische Partei sowie deren Umwandlung in eine linkssozialdemokratische, opportunistische lose Struktur. Die Mitgliedschaft der KPÖ erteilte den Revisionisten jedoch eine klare Absage: Ihr schädliches Wirken in der Partei wurde erfolgreich unterbunden und der marxistisch-leninistische Charakter der KPÖ verteidigt. Die revisionistischen Wortführer verblieben außerhalb der Partei und wurden zu regelrechten Antikommunisten.
In der FÖJ (sowie in der „Gewerkschaftlichen Einheit“) gelang die Unterbindung der revisionistischen Ausrichtung damals nicht, zumal sie sich ja auch als selbständige Organisation verstand. Hier setzte sich die revisionistische Führung durch und brach mit der KPÖ. Die Partei zog ihre Lehren daraus: Als höchste Form der Klassenorganisation benötigte sie eine verlässliche, eng verbundene Jugendorganisation, die auf Grundlage einer gemeinsamen marxistisch-leninistischen Plattform agiert; die ihre Aufgabe erfüllt, indem sie als spezifische Frontorganisation die jungen Parteimitglieder der Zukunft formt, erzieht und ausbildet, d.h. Aufgaben der Kaderentwicklung wahrnimmt; die nicht der irrigen Meinung ist, eine Parallelstruktur zur Partei zu sein, die allgemeine politische Aufgaben auf separierenden Wegen zu übernehmen hätte; die sich bewusst von jeder Form des Revisionismus, Opportunismus und Reformismus fernhält.
Mit genau diesem Selbstverständnis wurde vor 50 Jahren die KJÖ gegründet – als marxistisch-leninistische, explizit antirevisionistische Jugendorganisation der KPÖ. Und zumindest für die nächsten 20 Jahre erfüllte sie ihre Aufgaben, erzielte beachtliche Erfolge im Rahmen des Möglichen, bildete in ihrem Bereich die notwendige ergänzende Struktur zur Partei sowie zu anderen Frontorganisationen der KPÖ.
Mit der Konterrevolution in der Sowjetunion und Osteuropa geriet die KPÖ ab 1989/90 wieder in die Krise. Abermals konnte ein Liquidationsversuch abgewehrt werden, doch war die ideologische und strukturelle Abwärtsentwicklung nicht aufzuhalten – inzwischen ist die KPÖ eine nicht-marxistische, linksbeliebige Partei ohne Klassenstandpunkt. Mit den Parteitagen 2003 und v.a. 2004 wurden die marxistisch-leninistische Kräfte aus der KPÖ entfernt. Sie sammelten sich zunächst, ab 2005, in der Kommunistischen Initiative, deren Entwicklung 2013 die Grundlage zur Schaffung der Partei der Arbeit Österreichs (PdA) darstellte. Seither gibt es in Österreich wieder eine marxistisch-leninistische Partei, die Österreich auch wieder auf die Landkarte der kommunistischen Weltbewegung bringen konnte.
Die – freilich ebenfalls arg dezimierte – KJÖ hatte in der Zwischenzeit keine lineare Entwicklung durchgemacht. Der vorübergehende Namenszusatz „Junge Linke“ (bis 2008) richtete sich an eine gewisse „linke Offenheit“, doch blieben die aufrechten Kommunistinnen und Kommunisten schließlich in der Mehrheit. 2004 kam es zum Bruch mit dem Bundesvorstand der KPÖ und die KJÖ versteht sich als parteiunabhängig. Im Bundesland Steiermark agiert die KJÖ jedoch weiterhin als Jugendorganisation der KPÖ. In anderen Bundesländern kam es hingegen zum Zusammenwirken mit der PdA.
Es ist keine einfache Situation, in der nun der 50. Jahrestag der KJÖ-Gründung gefeiert wird. Eine Jugendorganisation ohne klare und konkrete Parteiorientierung bietet ihren Mitgliedern keine nachhaltige Organisierungs- und Kampfperspektive – aber das ist natürlich eine Angelegenheit der KJÖ. Aus Sicht der PdA ist festzuhalten: Es braucht eine marxistisch-leninistische, antirevisionistische Jugendorganisation, die Reformismus und Opportunismus ablehnt und für die Aufklärung, Organisierung und Ausbildung der jungen Arbeiterinnen und Arbeiter zu neuen Kommunistinnen und Kommunisten wirkt; eine Jugendorganisation, die bundesweit in der Lage und willens ist, ihre Aufgaben im Gefüge der marxistisch-leninistischen Bewegung Österreichs anzunehmen und zu erfüllen; eine Jugendorganisation, deren Mitglieder den zukünftigen Kern der marxistisch-leninistischen Arbeiterbewegung Österreichs und ihrer Partei darstellen. Eine solche Jugendorganisation ist eine objektive Notwendigkeit.
Die Partei der Arbeit Österreichs, deren Mitglieder zu einer relevanten Zahl selbst in der KJÖ aktiv waren (und es teilweise natürlich auch noch sind), würdigt die Gründung der KJÖ vor 50 Jahren als wichtigen und notwendigen Schritt in der Geschichte der kommunistischen Bewegung in Österreich. Sie bedankt sich bei der KJÖ für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren und wünscht ihr weiterhin alles Gute sowie eine positive Entwicklung im Sinne der österreichischen Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Bewegung.
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