Kampf dem »Stinkbolzen«
Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Zeiten vor 40 Jahren, als nicht nur daheim und in Gaststätten, sondern auch in Fernsehshows gepafft wurde, was der blaue Dunst hergab. Griffen seinerzeit Intellektuelle gerne zum Glimmstengel, um ihrem »savoir-vivre« Ausdruck zu verleihen und ihre Nikotinsucht als Genuß zu verklären, schritt in den Jahrzehnten danach die medizinische Aufklärung voran, gepaart mit Werbeverboten.
Wer erinnert sich noch daran, daß bis in die 90er Jahre wie selbstverständlich der Cowboy einer großen Kippenfirma seine Feierabend-Zigarette in den Weiten der Prärie rauchte, wobei ihm unzählige Jugendliche im Kinopublikum gebannt zusahen? Jahre später wurden diese Werbespots von Qualmgegnern verballhornt: »Bob, I’ve got cancer« (»Bob, ich habe Krebs«) sagt der eine Cowboy da zum anderen.
Seit 2017 hat Luxemburg seine Anti-Tabak-Gesetzgebung verschärft. Und obschon das Rauchen in der Öffentlichkeit stark eingeschränkt wurde und in geschlossenen Räumen wie Cafés längst Geschichte ist, griffen zuletzt wieder mehr Menschen zum »Stinkbolzen«, wie ihn Bud Spencer gerne nannte. Dabei möchte man meinen, die Inhaltsliste einer Zigarette dürfte schon zur Abschreckung reichen, enthält sie doch zahlreiche krebserregende Stoffe. Diese reichen von toxischen Schwermetallen wie Cadmium über Blutgifte wie Benzol bis hin zu Teerpartikeln. Wer als Nichtraucher nach einem Kneipenabend seinerzeit heimging, stank nicht nur zum Himmel, er hatte auch einen giftigen Cocktail eingeatmet.
Kneipen- und Restaurantbesuche sind mittlerweile dunstfrei möglich und die Kleidung stinkt anschließend nicht mehr. Das ist gut, zumal im letzteren Fall Wissenschaftler herausgefunden haben. daß selbst alter Qualm in Kleidungsstücken noch die Gesundheit schädigen kann, wenn etwa Nichtraucher ihn einatmen. Auch an den allermeisten Arbeitsplätzen wird sich mittlerweile an das Verbot gehalten, es wurden separate Bereiche im Freien ausgewiesen oder man geht schlicht vor die Tür. Die bissige Argumentation der Nikotin-Fraktion, daß auch Alkohol strenger reglementiert werden solle, hinkt allerdings: Zwei Personen sitzen auf einer Parkbank. Der eine raucht, während der andere eine Dose Bier trinkt. Wer gefährdet wen?
Aktuell kommt erschwerend hinzu, daß das neuartige Coronavirus ganz besonders scharf auf Raucherlungen sein soll, wie das Gesundheitsministerium aus Anlaß des Welttags gegen den Tabak am kommenden Sonntag einer Veröffentlichung der WHO folgend informiert. Da das Virus zwar nicht ausschließlich, jedoch in erster Linie den Atmungsapparat des Menschen angreift, findet es hier natürlich eine bereits sturmreif geschossene Festung vor. Anderslautende Behauptungen, daß der Nikotinkonsum sogar vor Covid-19 schützen könnte, wurden bisher nicht belegt. Nach Ansicht der WHO bleibt es dabei, daß Raucher einem höheren Risiko ausgesetzt sind, im Zuge einer Covid-Infektion gravierende Komplikationen zu bekommen.
Zufriedenstellen können wird man Rauchfreunde und -gegner ohnehin nicht. Vielleicht wäre einfacher, das soziale Miteinander wichtiger: Wer dort, wo es erlaubt ist, rauchen will, fragt einfach, ob es stört, sich eine anzustecken. Am besten wäre natürlich für alle Beteiligten, er schickt sein Laster endgültig in die Prärie.
Christoph Kühnemund
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