Entsorgung des Gedenksteines vor Hitler-Geburtshaus ist ein demokratiepolitischer Skandal!
Die Pläne, dass in das Haus in der Salzburger Vorstadt in Zukunft das Kommando der Bezirkspolizei Braunau einziehen soll, sind hinlänglich bekannt und wurden vom KZ-Verband/VdA Oberösterreich stets begrüßt. Der KZ-Verband/VdA hatte aber auch eindringlich davor gewarnt, dass durch eine bauliche Adaptierung des Gebäudes keinesfalls ein Schaden am Gedenkstein gegen Faschismus und Krieg entstehen darf. Geht es nach den Vorstellungen des Innenministeriums soll genau dies aber geschehen.
Am 2. Juni 2020 präsentierten Innenminister Karl Nehammer, der Leiter der Sektion IV im Innenministerium, Hermann Feiner, und der Vorsitzende der Jury des Architekturwettbewerbs, Robert Wimmer, das als Sieger auserkorene Konzept für den Umbau des Hitler-Geburtshauses. Der Gedenkstein, der die Aufschrift „Für Frieden, Freiheit und Demokratie – Nie wieder Faschismus – Millionen Tote mahnen“ trägt und im Jahr 1989 von der Stadt Braunau am Inn unter Bürgermeister Gerhard Skiba aufgestellt wurde, hat in diesem Konzept offenbar keinen Platz mehr, denn schließlich wolle man „eine Neutralisierung des gesamten Ortes“ herbeiführen.
Innenministerium verhöhnt Opfer des Faschismus
„Die geplante Entsorgung des Gedenksteines vor dem Hitler-Geburtshauses ist eine Verhöhnung aller Opfer des Faschismus!“, zeigt sich Harald Grünn, Landesvorsitzender des KZ-Verbandes/Verband der Antifaschistinnen und Antifaschisten, fassungslos und kritisiert: „Innenminister Nehammer entledigt sich der historischen Verantwortung der Republik und fügt damit der Stadt Braunau enormen Schaden zu.“
Es ist zu erwarten, dass die Pläne des Innenministeriums nun auch massive internationale Kritik nach sich ziehen werden. Denn mit der Entfernung des Gedenksteins werden alle Bemühungen eines behutsamen Umgangs mit der Geschichte und der Aufarbeitung des NS-Faschismus der Stadt Braunau am Inn mit einem Schlag zunichte gemacht, kritisiert der KZ-Verband/VdA .
„Selbst wenn man das Hitler-Geburtshaus als solches ‚neutralisieren‘ möchte, ist die Entfernung des Gedenksteines nichts anderes als ein handfester demokratiepolitischer Skandal!“, so Harald Grünn. Der KZ-Verband/VdA Oberösterreich fordert die verantwortlichen PolitikerInnen auf, sofort die Notbremse zu ziehen und alle Bestrebungen den Gedenkstein zu entfernen, beschädigen oder zu entfremden umgehend zu unterlassen. „Wir erwarten uns vom Innenministerium einen behutsamen Umgang mit der Geschichte. Das vorgelegte Konzept ist das genaue Gegenteil davon!“
Über den KZ-Verband/VdA:
Gegründet nach der Befreiung Österreichs 1945, als überparteilicher Zusammenschluss der WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus, vereint der KZ-Verband/VdA OÖ heute die letzten noch lebenden WiderstandskämpferInnen, Opfer und deren Hinterbliebene sowie die jüngeren Generationen von AntifaschistInnen. Der KZ-Verband/VdA ist aktiv in der Interessensvertretung der Opfer des Faschismus von 1933 bis 1945 laut Opferfürsorgegesetz (OFG), in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit und im Kampf gegen Neofaschismus und Rechtsextremismus. Der KZ-Verband/VdA Bundesverband ist Gründungsmitglied der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR).