Falsche Erklärungen als Strategie der Desinformation und Entpolitisierung – Beispiel der Front Carolina Ramírez
In einer an die Medien in Kolumbien gesendeten Erklärung an die Öffentlichkeit klärte die bewaffnete Struktur der dissidentischen FARC-EPüber mehrere Punkte auf, unter ihnen, dass sie weder hinter den Morddrohungen gegen das Gesundheitspersonal in Valle del Guamuéz stehen, noch gegen Politiker und Journalisten. Diese Erklärung der Front Carolina Ramírez steht exemplarisch für viele Strukturen der unter Waffen stehenden FARC-EP, die sich häufig mit dem Umstand der Rechtfertigung für Desinformation auseinandersetzen müssen.
Dies ist eine gewählte Strategie von Armee, Polizei und paramilitärischen Strukturen, um zum einen die lokale Bevölkerung unter falschen Namen einzuschüchtern, zum anderen, um die aufständische Organisation FARC-EP politisch zu diskreditieren und ihr den Rückhalt der Bevölkerung zu entziehen.
Demzufolge weist die Front darauf hin, dass die Maßnahmen ergreifen wird gegen diejenigen Personen, die bewussterweise den Namen der Struktur missbrauchen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass es Gruppen aus den ehemaligen Fronten 32 und 48 der FARC-EP gibt und zu den dissidentischen Strukturen gehören wollen, aber klar kriminelle Strukturen unter dem Drogenhandel sind, weil sie mit mafiösen Gruppen kooperieren.
Erwähnt werden dazu muss vor allem das Drogenkartell Sinaloa, welches mit ehemaligen Guerillakämpfern zusammenarbeitet. Seit der Gründung der Struktur ist es ein zäher Kampf nicht nur gegen die anderen bewaffneten Strukturen, sondern vor allem um die politische Deutungshoheit und die Kennzeichnung, dass es sich bei der Front Carolina Ramírez um ein politisches Projekt handelt. Deutlich wird auch die Bestimmung, dass sie sich nicht als Dissidenten, sondern die wirkliche FARC-EP sehen.
Als Dissidenten werden Abtrünnige bezeichnet, aber die Strukturen der FARC-EP sehen sich als Nachfolger, bzw. die wirkliche FARC-EP, da sie ihren bewaffneten Kampf, wie die 1. Front Armando Ríos, nie aufgegeben haben und sich nie dem Friedensabkommen angeschlossen haben. Einen Konflikt um die Deutungshoheit innerhalb der FARC-EP gibt es ebenso mit der Struktur Zweites Marquetalia. Beide große Bewegungen kämpfen derzeit gegeneinander.
Die Front CAROLINA RAMÍREZ, die sich aus ehemaligen Personen der 32., 48. und 49. Front sowie neurekrutierten Mitgliedern speist, hat ihr Aktionsfeld vor allem in Putumayo und gehört zu einem Konglomerat von Strukturen unter dem Einheitskommando von Gentil Duarte und anderen Personen. Ihr gehören die 1., 7., 10., 27., 28., 30., 33., 42., 43., die Front CARLOS PATIÑO, die Front ISMAEL RUIZ, sowie die mobilen Kolonnen JAIME MARTÍNEZ, DAGOBERTO RAMOS, FRANCO BENAVIDS und URÍAS RONDÓN an.
Anbei die Übersetzung des Kommunqiués:
Kommuniqué an die Öffentlichkeit
Sonntag, 21. Juni 2020
Die Front Carolina Ramírez der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, Volksarmee, FARC-EP, darf die Bevölkerung Putumayos und die Öffentlichkeit im Allgemeinen darüber informieren, dass unsere Organisation weder in Valle del Guamuéz eine Mitteilung an die Bevölkerung Putumayos herausgegeben hat, noch von einer anderen Gemeinde aus, in der Gesundheitsbeamte, die sowohl in dieser Gemeinde als auch in der Provinz arbeiten, mit dem Tod bedroht sind oder auch die Gemeindeverwaltungen und die Provinzregierung bedroht werden. Grund dafür ist, dass wir diese Art von Maßnahmen nicht nur ablehnen, sondern auch Ermittlungsaufgaben einsetzen, um die Verantwortlichen zu finden und die entsprechenden Maßnahmen anzuwenden.
Es ist nicht das erste Mal, dass skrupellose Menschen den Namen unserer Organisation annehmen, um Menschen zu bedrohen, zu erpressen und im schlimmsten Fall Menschen zu entführen oder zu ermorden und unseren guten Namen als revolutionäre Organisation in Frage stellen, die gegen Ungerechtigkeit und den faulen Zustand der Oligarchien kämpft.
Vergessen Sie nicht, dass in vielen dieser Fälle gemeinsame Verbrechen und narko-paramilitärische Strukturen im Bündnis mit der Armee und der Polizei auf diese kriminellen Praktiken gegen das Volk zurückgreifen und uns dann die Schuld an ihren feigen und elenden Handlungen geben oder, falls dies nicht der Fall ist, um damit die Militarisierung der Gebiete zu rechtfertigen.
Es sollte jedoch beachtet werden, dass Personen, die Anzeichen für eine unzureichende Verwaltung der öffentlichen Ressourcen durch lokale Führungskräfte oder verschiedene Stellen der Provinzregierung haben, uns dies mitteilen, damit unsere Organisation die entsprechenden Untersuchungen durchführen kann, da wir genau wie das kolumbianische Volk gegen Korruption sind.
In Bezug auf die Drohungen gegen Journalisten, die systematischen Ermordungen von Bauern und Sozialführern, die stattgefunden haben, möchten wir klarstellen, dass wir im ersten Fall die Pressefreiheit und das Recht der Menschen auf freie Information respektieren. Deshalb sind wir nicht verantwortlich für die Bedrohung des Journalismus im Putumayo.
Und im zweiten Fall erkennen wir soziale Führer als eine Bastion im Kampf für bessere Lebensbedingungen für ihre Gemeinschaften und bei der Verteidigung der Gebiete an. Es wäre ein ideologischer Widerspruch von unserer Seite, diejenigen anzugreifen, die auch für ein Neues Kolumbien kämpfen. Es ist offensichtlich, dass hinter all dieser Welle der Gewalt der kolumbianische Staat steht, der im Dienst des Drogenhandels und des transnationalen Kapitals steht und in seinem Wunsch, die Territorien der Bauern zu erhalten, ganze Familien ermordet und vertrieben hat, wahllos ausrottend und besprühend die Felder der Region. Ebenso wollen wir den Mord an den Unterzeichnern des Friedens (es sind bereits 201 im ganzen Land) in diesem Sinne unsere Empörung und Ablehnung über den Tod des Ex-Kämpfers Ángel Alberto Calderón zum Ausdruck bringen, der liebevoll als el gato [die Katze] bekannt ist, der feige im Resguardo de Santa Rosa de Puerto Asís, am 16. Juni des laufenden Jahres, ermordet wurde und wir nutzen die Gelegenheit, um zu sagen, dass wir weder versucht haben noch versuchen werden, gegen das Leben derer vorzugehen, die im Vertrauen auf ihren guten Glauben an diesen narkoparamilitärischen Staat glaubten, indem sie ein Friedensabkommen unterzeichneten, der nicht nur die Ex-Kämpfer im Stich gelassen hat, sondern weiterhin die Bauern und das kolumbianische Volk im Allgemeinen unterdrückt und massakriert.
Schließlich verurteilen wir erneut das makabere Bündnis zwischen der nationalen Armee, der Polizei und den Drogenparamilitärs der Mafias Sinaloa und La Constru, die für die jüngsten Todesfälle im weiten und ganzen Territorium des Putumayo verantwortlich sind (in diesem Monat wurden bisher mehr als sieben Menschen ermordet). Wir möchten klarstellen, dass wir keine Dissidenten sind. Wir sind FARC-EP. Und die offiziell anerkannte Guerilla-Struktur, die in dieser Provinz präsent ist, ist die Front Carolina Ramírez, obwohl die als 1. Front bekannte Armando Ríos-Front eine Struktur unserer Organisation ist, ist die Provinz Putumayo nicht ihr Operationsbereich. Ebenso stellen wir klar, dass die bewaffneten Strukturen, die Namen von den ehemaligen Fronten wie 32 und 48 annehmen und in vielen Fällen den Namen und das Logo unserer Organisation verwenden, um die Bevölkerung der Provinz anzugreifen, nichts anderes als Narko-Paramilitärs im Dienst des Mafia-Staates sind und in Abstimmung mit den Militär- und Polizeikräften des Ministeriums. Obwohl es darin Personen gibt, die Kämpfer, Milizionäre und sogar FARC-Führer waren, erfüllen sie heute die katastrophale Rolle, im Dienst des Unterdrückungsstaates zu stehen, des Drogenhandel und des Paramilitarismus.
Zentralstab der Front Carolina Ramírez
Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens
Berge von Putumayo
Quelle: