Galeria Karstadt Kaufhof: Tarifabschluss erreicht – Der Kampf geht weiter
Nach viertägigen Verhandlungen hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft einen Tarifabschluss für Galeria Karstadt Kaufhof erreicht. Den vom Unternehmen geplanten Personalabbau von zehn Prozent auf der Fläche in den verbleibenden Filialen konnten ver.di und der Gesamtbetriebsrat gemeinsam verhindern. Dies sei ein wichtiger Erfolg für die Beschäftigten in den Warenhäusern, hieß es.
Die von dem Unternehmen geplanten 80 Filialschließungen wurden auf maximal 62 reduziert. Die unternehmerische Entscheidung zur Schließung von Warenhaus-Filialen trifft die rund 6.000 Beschäftigten und ihre Familien hart. Für Abfindungen bei Entlassungen finden die von den Betriebsräten ausgehandelten Sozialpläne Anwendung. Die von Filialschließungen Betroffenen werden auf ihren Wunsch für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft zur Beschäftigung und Qualifizierung überführt, in die sich der Gesellschafter einbringt.
Die von ver.di immer wieder aufgestellte Forderung zur Beteiligung der Beschäftigten bei der Zukunftsgestaltung der Warenhäuser und Maßnahmen zu guter Arbeit wurde in einem neuen Tarifvertrag „Gute und gesunde Arbeit / Beteiligung Zukunftskonzept“ vereinbart. Ein paritätisch besetzter, achtköpfiger Zukunftskreis, dem Vertreter der Geschäftsleitung, der Gewerkschaft, des Gesamtbetriebsrates und weitere Mitglieder angehören, soll künftig über Themenfelder wie Sortiment, Concession, Shop-in-Shop-Konzepte, Fremdvermietung von Flächen, Einführung von Omnichannel-Prozessen, Qualifizierung und die Einführung neuer Arbeitsmittel beraten, um Prozessoptimierungen und die Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu erreichen. Ein zehnköpfiger Expert*innenkreis, der erstmals Anfang August tagt und paritätisch besetzt ist, bereitet zeitnah eine Befragung der Beschäftigten vor, um eine breite Beteiligung der Belegschaft an den wesentlichen Themen zu gewährleisten. „Endlich werden die Beschäftigten an der Entwicklung des Warenhauses für die Zukunft beteiligt“, erklärte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Der im Dezember 2019 vereinbarte Integrationstarifvertrag bleibt in Kraft. Die darin festgeschriebenen Entgelterhöhungen von 0,3 Prozent für das Jahr 2020 sowie die zu erwartende Entgelterhöhung im Jahr 2021 erhalten die Beschäftigten in Freizeit statt Geld. Ab 2022 werden die Entgelterhöhungen der Flächentarifverträge – wie im Integrationstarifvertrag vorgesehen – eins zu eins an die Beschäftigten weitergegeben. Mit Beginn 2025 werden vollumfänglich die ver.di-Flächentarifverträge des Einzelhandels angewendet.
„Die Entscheidung zu den Schließungshäusern trifft die Menschen hart, ihnen wird die Existenz unter den Füssen weggerissen. Wir werden mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zukunft der Beschäftigten kämpfen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Beschäftigten und ihre Familien erwarten die volle Unterstützung von politisch Verantwortlichen; sie erwarten, dass alle Möglichkeiten, Chancen und Wege, die es gibt, in dieser dramatischen Situation ausgeschöpft werden,“ sagt Nutzenberger.
„In der enormen finanziellen Krise des Warenhauses konnte ver.di zusammen mit den Betriebsräten viel für die verbleibenden Filialen erreichen und tarifvertraglich vereinbaren. Für die Schließungsfilialen und die betroffenen Kolleginnen und Kollegen ist das eine bittere Stunde. Deshalb ist die tarifvertragliche Regelung zur Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft in einer Transfergesellschaft ein wesentlicher Punkt der Vereinbarungen“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Orhan Akman.
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