15. November 2024

Marx bleibt

Im Zuge der glo­ba­len Pro­tes­te gegen Ras­sis­mus und Repres­si­on sind vie­ler­orts Sta­tu­en ins Visier der Demons­tran­ten gera­ten. In Bris­tol wur­de ein eng­li­scher Skla­ven­händ­ler im Hafen­be­cken ver­senkt, im bel­gi­schen Ant­wer­pen ver­schwin­det König Leo­pold II. aus der Öffent­lich­keit. Auch Win­s­ton Chur­chill wur­de zurecht als Ras­sist mar­kiert. Natür­lich war es nur eine Fra­ge der Zeit, bis beson­ders dreis­te Anti­kom­mu­nis­ten ver­su­chen wür­den, den Denk­mal­sturm in die „rich­ti­gen“ Bah­nen zu len­ken: Eine bizar­re Peti­ti­on ver­langt nun vom Lon­do­ner Bür­ger­meis­ter, das Grab von Karl Marx vom High­ga­te Ceme­ta­ry zu ent­fer­nen.

Der Auf­ruf, der aus rechts­ex­tre­men Krei­sen stam­men dürf­te, unter­stellt Karl Marx die Ver­ant­wor­tung für den Tod von Mil­lio­nen Men­schen durch den von ihm geschaf­fe­nen Kom­mu­nis­mus sowie, natür­lich, Anti­se­mi­tis­mus. Abge­se­hen davon, dass die­se Herr­schaf­ten offen­bar nicht den Unter­schied ken­nen zwi­schen einem öffent­li­chen Monu­ment und einer Fami­li­en­grab­stel­le auf einem Fried­hof, ent­behrt das Ansin­nen frei­lich jeder wahr­heits­ge­treu­en Betrach­tung. Es ist eine Tat­sa­che, dass das gan­ze Leben, Werk und Wir­ken von Marx im Diens­te der Befrei­ung der Mensch­heit stan­den, näm­lich von jeder Aus­beu­tung und Unter­drü­ckung des Men­schen durch den Men­schen. Der Mar­xis­mus impli­ziert Inter­na­tio­na­lis­mus, Völ­ker­freund­schaft und das Selbst­be­stim­mungs­recht der Natio­nen, er wand­te sich immer gegen Kolo­nia­lis­mus und Impe­ria­lis­mus, gegen die Ver­skla­vung und ras­sis­ti­sche Ent­rech­tung der Afro­ame­ri­ka­ner. Das müs­sen noto­ri­sche Anti­kom­mu­nis­ten natür­lich nicht wis­sen bzw. über­rascht es nicht, wenn sie dies mit­tels absur­der Lügen im Abre­de stel­len möch­ten, doch hät­ten sie auch ein­fach lesen kön­nen, was in gro­ßen Buch­sta­ben auf Mar­xens Grab­stein steht: „WORKERS OF ALL LANDS UNITE“.

Was die enga­gier­ten Grab­schän­der tat­säch­lich antreibt, ist frei­lich die Ein­schrän­kung, dass sich Marx an die Arbei­ter­klas­se aller Län­der wen­det: Für Kapi­ta­lis­ten und Grund­be­sit­zer, für Aris­to­kra­ten und Feu­dal­her­ren hat­te Marx weni­ger übrig, denn sie müs­sen ent­mach­tet und ent­eig­net wer­den, um die Mensch­heit zu befrei­en. Klas­sen­kampf und Revo­lu­ti­on eben. Wer aber ger­ne das Aus­beu­tungs­sys­tem ver­tei­di­gen will, mit allen Facet­ten wie (Neo-)Kolonialismus, Ras­sis­mus, Frem­den­feind­lich­keit, Skla­ven­ar­beit, bür­­ger­­lich-staa­t­­li­cher Repres­si­on und faschis­ti­scher Herr­schafts­re­ser­ve, der bekämpft natür­lich nicht Mon­ar­chen, Kriegs­ver­bre­cher, Völ­ker­mör­der, Mili­ta­ris­ten und Poli­zei­ter­ror, son­dern den Wider­stand dage­gen. Es ist selbst­ent­lar­vend und ein blo­ßes Ablen­kungs­ma­nö­ver, wenn man nun wie­der­mal den Sozia­lis­mus und Mar­xis­mus zum Ziel einer gewen­de­ten Kam­pa­gne machen möch­te.

„Die Bilanz des Kapi­ta­lis­mus ist ver­hee­rend“, sagt Tibor Zen­ker, Vor­sit­zen­der der Par­tei der Arbeit Öster­reichs (PdA). „Zu sei­nen Errun­gen­schaf­ten gehö­ren Kolo­nia­lis­mus, Skla­ve­rei, Geno­zid, Faschis­mus und zwei Welt­krie­ge, zusätz­lich geziel­te sys­te­ma­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung und Ras­sis­mus, wie man nun wie­der in den USA sehen kann. Des­halb wol­len die Kapi­ta­lis­ten den Kampf gegen all sei­ne Ver­bre­chen selbst zu einem Ver­bre­chen erklä­ren.“ Doch damit dür­fen und wür­den sie nicht durch­kom­men, denn die Arbei­ter­klas­se und die Völ­ker wüss­ten durch­aus, wor­an sie sind. „Wer den Kampf gegen Unter­drü­ckung und Aus­beu­tung dif­fa­mie­ren will, wird kei­nen Erfolg haben“, setzt Zen­ker fort. „Der Wider­stand und der Kampf für die Befrei­ung las­sen sich nicht ver­bie­ten und nicht auf­hal­ten.“ Die Par­tei der Arbeit Öster­reichs ver­ur­teilt den Ver­such, die Grab­stel­le von Karl Marx zu ent­fer­nen. Als Begrün­der des wis­sen­schaft­li­chen Sozia­lis­mus ist Marx nicht nur ein Sym­bol der Befrei­ung, son­dern auch deren welt­an­schau­li­cher und orga­ni­sa­to­ri­scher Weg­be­rei­ter. „Des­halb wird Marx von den Kapi­ta­lis­ten, Reak­tio­nä­ren und Faschis­ten gehasst. Wir ver­tei­di­gen nicht nur sein Andenken, son­dern wer­den sein Werk fort­set­zen. Es wird schließ­lich der Kapi­ta­lis­mus sein, der von der Arbei­ter­klas­se und den Unter­drück­ten aller Län­der vom Sockel gesto­ßen wer­den wird. Marx bleibt – und der Mar­xis­mus wird sie­gen, weil er wahr ist“, schießt Zen­ker.

Quel­le: In Defen­se of Com­mu­nism

Quelle:

Zeitung der Arbeit

Großbritannien