Arbeitskraft besser entlohnen
Immer mehr Menschen haben Probleme, im reichen Luxemburg über die Runden zu kommen. Sie müssen immer häufiger jeden Euro mehrfach in den Fingern drehen, bevor sie sich dazu entscheiden können, ihn auszugeben. Die Situation hat sich derart zugespitzt, dass immer mehr Haushalte dazu gezwungen werden, auf Produkte zu verzichten, darunter auch auf Grundnahrungsmittel, die früher zu ihren Einkaufsgewohnheiten gehörten.
Während Banken und Großunternehmen weiter riesige Gewinne einfahren und ihre Aktionäre mit hohen Dividenden beglücken, müssen viele Erwerbstätige, die durch ihre Arbeitskraft den Mehrwert erschaffen, den Riemen immer enger schnallen. Mit der Folge, dass immer mehr Menschen über finanzielle Engpässe klagen. Und zwar in einem Ausmaß, dass inzwischen nahezu 20 Prozent aller Haushalte von Armut bedroht sind, oder bereits in Armut leben.
Seit vielen Jahren stagnierende Löhne, horrende Mietpreise, permanent steigende Lebenshaltungskosten und Taxenerhöhungen auf kommunaler Ebene haben zu einem spürbaren Kaufkraftverlust geführt. Nicht zu vergessen der massive Sozialabbau, der den Erwerbstätigen und Rentnern seit mehr als zehn Jahren rücksichtslos aufgezwungen wird.
Diese prekäre Situation, in die viele Haushalte gedrängt wurden, dürfte sich infolge der Corona-Krise für viele weiter verschlechtern. Denn ähnlich wie zu Zeiten der vielerorts noch nicht überstandenen Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008, sind es auch diesmal in erster Linie die Niedriglohnverdiener, die am schlimmsten an den Folgen der aktuellen Krise zu leiden haben werden. Am meisten dürften ihnen dabei die 20 Prozent Lohneinbußen bei aufgezwungener Kurzarbeit zu schaffen machen. Zumal, wie Umfragen ergeben haben, so manche Firmen sich bei der rezenten Lohnauszahlung nicht an die Vorgabe gehalten haben, dass Kurzarbeitern nicht weniger als der Mindestlohn gezahlt werden darf. Zu allen Lohneinbußen kommt hinzu, dass die seit Tagen registrierten massiven Preissteigerungen für Lebensmittel die Kaufkraft vieler Haushalte zusätzlich beuteln werden.
Darüber hinaus ist zu befürchten, dass die Kosten für die massiven Corona-Hilfsprogramme später über Steuerhöhungen auf die Schultern der Schaffenden und Rentner abgewälzt werden.
Eine Entwicklung, die sich kurzfristig nicht zum Positiven ändern wird. Eher dürften Einstiegslöhne weiter gekürzt, Prämien gestrichen und Lohntabellen außer Kraft gesetzt werden. So dass ein immer größer werdender Teil der Beschäftigten riskiert, bis ins Pensionsalter mit Niedriglöhnen abgespeist zu werden. Und da niedrige Löhne später notgedrungen auch niedrige Pensionen bedeuten und zu Altersarmut führen, kann diese vom Patronat seit Jahren betriebene arbeiterfeindliche Lohnpolitik so nicht weiter akzeptiert werden.
Im Interesse aller Schaffenden und späteren Rentner drängt sich deshalb schnellstens ein Umdenken auf, das in erster Linie darin bestehen muss, die Arbeitskraft besser und krisenfester zu entlohnen.
gilbert simonelli
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