Zur Ahnenforschung der Stuttgarter Polizei
Erst vor wenigen Tagen baute sich der Bundesinnenminister schützend vor der Polizei auf. Horst Seehofer trug mit inbrünstiger Überzeugung vor, struktureller Rassismus sei unter den Beamten kein Problem. Einer Studie, die das untersucht, erteilte der Minister eine vehemente Absage. Doch weil die Realität eine andere ist, als es Seehofer zugeben will, lieferte die Stuttgarter Polizei nun einen weiteren dringenden Grund, warum die deutschen Sicherheitsbehörden einer unabhängigen Prüfung unterzogen gehört.
Stuttgarts Polizeipräsident Franz Lutz will die Stammbäume aller an den Krawallen vom 21. Juni mutmaßlich beteiligten Personen ermitteln lassen. Dass dies ein hoher Beamter in Deutschland 2020 ankündigt, ohne dabei von selbst ins Grübeln zu kommen, zeigt auf erschreckende Art, wie stark der Diskurs über öffentliche Sicherheit von rechts dominiert wird.
Ahnenforschung mag ein spannendes Hobby sein, für die Aufarbeitung der Ereignisse in Stuttgart ist sie nicht nur nutzlos, sondern gefährlich. Zementiert wird dadurch die rassistische Vorstellung, zwischen Kriminalität und Herkunft bestehe ein Zusammenhang, selbst wenn ein Beschuldigter in Deutschland geboren wurde. Wer solche Maßnahmen fordert, bekommt Beifall von Rassisten. Die Ursachen der Krawalle klärt er damit nicht auf.
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