Kritik an Geschichtsklitterung in der Sächsischen Gedenkstättenstiftung
Die AG der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik fordert, dass die untragbaren Äußerungen des amtierenden Geschäftsführers der sächsischen Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, Konsequenzen haben müssen. Er hatte Krawalle in Stuttgart mit der Reichsprogromnacht der Nazis gleichgesetzt, bei der bekanntlich 800 Jüdinnen und Juden starben, 30.000 Menschen in Konzentrationslager verschleppt wurden und 1.400 Synagogen zerstört wurden. Gleichzeitig verbreite Siegfried Reiprich rassistische Versatzstücke von einer angeblichen zukünftigen „weißen Minderheit“ und stärke damit rechte Diskurse.
Wir dokumentieren nachstehend den Wortlaut der AG.
UNTRAGBARE ÄUSSERUNGEN DES AMTIERENDEN GESCHÄFTSFÜHRERS DER STIFTUNG SÄCHSISCHE GEDENKSTÄTTEN MÜSSEN KONSEQUENZEN HABEN
Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, äußerte sich jüngst auf seinem privaten Twitter-Account zu tagesaktuellen Geschehnissen in einer Weise, die dieses Amtes nicht angemessen ist. In einem Tweet vom 29. Juni 2020 rückte Reiprich die Randale in Stuttgart in die Nähe der antisemitischen Novemberpogrome von 1938, in dem er die Ausschreitungen als „Bundeskristallnacht“ bezeichnete. Am Tag darauf verbreitete er die rassistische Behauptung, dass Weiße in Europa bald einer Minderheit angehören würden. Bereits in der Vergangenheit ist Reiprich mit Tweets ähnlicher Stoßrichtung negativ aufgefallen.
https://twitter.com/SReiprich/status/1277561423611269122
https://twitter.com/SReiprich/status/1277886676673736706
Uwe Hirschfeld, Sprecher der sLAG und Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, macht deutlich:
„Diese Äußerungen sind untragbar. Der Vergleich der Stuttgarter Ausschreitungen mit den staatlich organisiertenund gelenkten Novemberpogromen, bei denen 800 Jüdinnen und Juden starben, 30.000 in Konzentrationslager gesperrt und über 1.400 Synagogen, Wohnungen und jüdischen Friedhöfe zerstört wurden, ist in hohem Maße geschichtsvergessen und relativiert die Verbrechen des NS-Regimes. Als Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist es die Aufgabe von Herrn Reiprich, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten. Jemand, der nicht nur mit fragwürdigen Vergleichen argumentiert, sondern durch das Verbreiten rassistischer Versatzstücke von einer künftigen angeblichen „weißen Minderheit“ rechte Diskurse stärkt, ist dieses Amtes nicht würdig.“
Josephine Ulbricht, Sprecherin der sLAG und Mitarbeiterin der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig erklärt dazu:
„Die Äußerungen des Geschäftsführers der Stiftung Sächsische Gedenkstätten sind ein Affront gegenüber allen, die sich tagtäglich mit ihrer Arbeit in Gedenkstätten und in der historisch-politischen Bildung – sei es beruflich oder ehrenamtlich – gegen Rassismus, Antisemitismus und für demokratische Werte einsetzen. Er beschädigt damit das Ansehen der Stiftung und der Gedenkstätten in Sachsen. Den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ihren Nachfahren, die uns in unseren Einrichtungen besuchen, sind solche beschämenden Aussagen nicht zu vermitteln.“
Angesichts wiederholter Entgleisungen fordern die sLAG, das FORUM der Landesarbeitsgemeinschaften,der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen in Deutschland sowie die AG der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland die Gremien der Stiftung Sächsische Gedenkstätten sowie die politisch zuständigenEntscheidungsträger*innen zu einer erklärenden Stellungnahme und zu personellen Konsequenzen auf.
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