Working Whistleblower: Als Azubi in Zeiten von Corona
Torben (23) ist im dritten Jahr seiner Mechaniker-Ausbildung in einem Automobilzulieferer-Betrieb in Mittelhessen.
In dem 350-Mann Betrieb, in dem ich arbeite, wird bis heute (Stand: Ende März) trotz Pandemie noch ganz normal weiterproduziert. Was dem Unternehmen Sorge macht: alle Automobilkonzerne, die wir beliefern, produzieren nicht mehr und haben ihre Werke geschlossen. Aufträge fallen also weg, von uns produzierte Güter können nicht versandt werden. Die Geschäftsführung will in den nächsten Wochen daher nur noch 3 Tage in der Woche produzieren oder die Produktion ganz ausfallen lassen. Unsere Abteilungsleiter sagen, wir sollen Urlaub oder Vorarbeit (also Überstunden, die wir bereits erarbeitet haben) nehmen. Urlaub nehmen, in einer Zeit, in der man nichts machen kann, weil durch Corona alles geschlossen ist und abgesagt wurde? Eine wirkliche Erholung und ein Abschalten vom stressigen Arbeitsalltag ist da nicht drin.
Meine KollegInnen wollen nicht mehr arbeiten, sie wollen zu ihren Kindern nach Hause, weil sie sich auf der Arbeit nicht infizieren wollen.Viele merken, wie widersinnig es ist, in seiner Freizeit auf alles zu verzichten, während man auf der Arbeit so tut, als gäbe es keine Gefahr. Eine große Gefahr durch COVID-19 gäbe es ja ohnehin nicht, das zumindest behauptete unser Werksarzt, als er mit unserer Geschäftsführung neulich durch die Abteilungen lief.
Das Thema Kurzarbeit ist auch in aller Munde und wird vermutlich in den kommenden Tagen vom Arbeitgeber beantragt. Das bedeutet dann 1/3 weniger Lohn – für die KollegInnen eine zusätzliche Belastung. Mitarbeiter mit einem befristeten Vertrag machen sich kaum mehr Hoffnung auf eine Verlängerung ihres Vertrages.
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